Fußball Fußball: Ein Teil der Streich-Liste
Halle (Saale)/MZ. - Der 15. April ist Erich Sautner ins Gedächtnis gebrannt. Ein ausverkauftes Stadion, Flutlicht, ein Derby. Es war der 31. Bundesliga-Spieltag der vergangenen Saison, als sein Jugendtraum in Erfüllung ging. Zusammen mit vier seiner ehemaligen Mitspieler aus der A-Jugend des SC Freiburg gehörte er im Spiel gegen die TSG Hoffenheim zum Bundesliga-Kader. Und doch war auch ein Wermutstropfen dabei. Denn während seine ehemaligen Mannschaftskameraden Oliver Baumann, Oliver Sorg, Jonathan Schmid und Matthias Ginter von Beginn an auf dem Platz standen, saß Sautner 90 Minuten lang auf der Bank.
Sautner, Ende voriger Woche als Neuzugang beim HFC vorgestellt, macht keinen Hehl daraus, dass er gern in die Bundesliga zurück möchte. "Natürlich will ich den Sprung in die erste Liga schaffen. Und natürlich freue ich mich für alle riesig", sagt er über seine einstigen Teamkollegen, die das schon gepackt haben. Doch er weiß auch: "Der direkte Weg von der Regionalliga ist sehr weit." Dort hatte er zuletzt in Freiburgs Zweiter gespielt.
Nun wird er in Halle kicken. Eine Entscheidung, die er mit einem lachenden und weinenden Auge getroffen hat. Er weiß: Beim HFC wird er Spielanteile bekommen, mit seinem Talent vielleicht sogar ein Schlüsselspieler werden können. Doch er gehört eben auch zu dieser "Goldenen Generation" des SC Freiburg, die 2009 den A-Junioren-DFB-Pokal gewinnen konnte.
Sein Trainer damals war Christian Streich. Der ist längst Chef der Bundesliga-Mannschaft. Und dort bildeten in der Rückrunde der letzten Saison eben jene Spieler das Rückgrat der Mannschaft, mit denen Sautner einst gemeinsam in der Jugend auf dem Platz stand.
Auch wenn Sautner selbst ein Bundesliga-Spiel unter Streich verwehrt geblieben ist, seinen ehemaligen Trainer lobt er in den höchsten Tönen. Ohne ihn, so erklärt der 20-Jährige, wäre er wahrscheinlich nie im Profi-Fußball gelandet. Als gebürtiger Freiburger hatte er beim Sportclub fast alle Junioren-Mannschaften durchlaufen. "In der B-Jugend hatte ich aber ein sehr schweres Jahr, saß beinahe die ganze Saison auf der Bank", erzählt er. Sautner musste sich damit beschäftigen, wie und ob es überhaupt weitergeht mit der Karriere. "Es ist ja nicht üblich, einen Reservespieler in die U 19 zu übernehmen."
Doch in einem längeren Gespräch mit Streich kam der Mut zurück. "Er hat mir gesagt, dass er große Stücke auf mich hält und das ich dranbleiben soll." Das bewahrheitete sich. Sautner wurde in der A-Jugend schon in seiner ersten Saison zum Stammspieler.
So verdankt er Christian Streich auch seinen bisherigen Karriere-Höhepunkt, eben jenes DFB-Pokalfinale 2009. Gegen Borussia Dortmund wurde Erich Sautner in der 70. Minute eingewechselt und war entscheidend am Sieg beteiligt. Eine Minute vor Ende der Verlängerung bereitete er mit einer Ecke den 2:2-Ausgleich vor. Im anschließenden Elfmeterschießen übernahm er Verantwortung und verwandelte. "Das war schon ein riesen Highlight meiner bisherigen Karriere", sagt Sautner rückblickend. 8:7 nach Elfmeterschießen endete damals die Partie.
Fünf der damaligen Akteure gehören heute fest zum Bundesligakader ihrer Vereine. Vier Freiburger und ein Dortmunder, der als das größte Talent im deutschen Fußball seit Franz Beckenbauer gilt: Mario Götze.
Der spielt heute Europameisterschaft, Champions League und ist schon zweimal deutscher Meister geworden. Erich Sautner erwischt sich manchmal mit Vergleichen. "Natürlich denkt man ein klein wenig, vielleicht sind wir fußballerisch gar nicht so weit voneinander entfernt", sagt Sautner und schmunzelt.
Eines hat er aus Freiburg auf jeden Fall mitgenommen. Seine Anerkennung für Christian Streich: "Er ist ein Trainer, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Er ist wie ein Vater für uns alle gewesen." Streich kümmere sich um jedes noch so kleine Problem. Er frage nach, wie es in der Schule läuft, ob es Schwierigkeiten mit der Freundin oder Familie gebe. "Wenn's Probleme gibt, Streich anrufen."