Fußball Fußball: Buna eröffnet den Psychokrieg

halle/MZ - Natürlich kennt Mario Ziegenbein die Namen seiner Mitspieler. Schließlich ist der 40-jährige Oldie des SV Kelbra in seinem Verein mehr als verwurzelt. Er ist als Torwart und Feldspieler aktiv, war auch schon einmal Trainer und übernimmt zusätzlich noch den Pressedienst. Bei so vielen Aufgaben kennt er seine Mannschaft selbstverständlich wie seine Westentasche.
Und genau aus diesem Grund weiß Ziegenbein auch eines: „Bohdan Hevchuk und Taras Hlukhan spielen nicht mehr in Kelbra.“ Die beiden Ukrainer waren in der Winterpause nach Mansfeld-Südharz gekommen, hatten aber nur eine begrenzte Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Die Folge: Hevchuk bestritt sein letztes Spiel bereits am 23. März gegen Askania Nietleben, Hlukhan am 8. Mai beim SV Blau-Weiß Dölau.
In den letzten Partien waren also beide nicht mehr dabei. Umso erstaunlicher, dass sie vor dem letzten Landesklasse-Spieltag zum Politikum werden.
Kelbra sagte letzte Woche ab
Der SV Kelbra kämpft am Samstag gegen Buna Halle in einem Fernduell um den Klassenerhalt in der Staffel 4. Die Mansfelder stehen über dem Strich und liegen zwei Punkte vor den Hallensern. Buna spielt zu Hause gegen Wacker Helbra, Kelbra muss zu Bunas Nachbar Schwarz-Weiß Zscherben. Und Bunas Trainer Wolfgang Huth schießt im Vorfeld schon einmal Giftpfeile gegen den Kontrahenten: „Wir wollten eigentlich letzte Woche spielen, nur Kelbra wollte nicht. Möglicherweise, weil sie erst diese Woche ihre beiden Ukrainer wieder einsetzen dürfen.“
Hintergrund: Am vergangenen Wochenende sagte der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) zunächst alle Spiele aufgrund des Hochwassers ab - um nach diesem Schnellschuss einzelne Partien in Absprache mit den Vereinen wieder anzusetzen. Auch Buna wollte antreten, doch Kelbra verweigerte. Und da beide Vereine Kontrahenten im Abstiegskampf sind, müssen ihre Spiele gleichzeitig angepfiffen werden.
Der Vorwurf des Buna-Trainers, der Kontrahent wolle mit der Verweigerung einen Wettbewerbsvorteil erzielen, erweist sich aber offenbar als haltlos. „Die beiden sind definitiv nicht mehr da“, sagt Mario Ziegenbein. Die Absage habe einen anderen, viel trivialeren Grund gehabt: „Unsere Spieler hatten nach der ersten Entscheidung des Verbandes, alle Spiele abzusagen, das Wochenende schon verplant.“ Während andere Vereine also darum gebettelt hatten, spielen zu dürfen, da sie eine Woche später keine wettbewerbsfähige Mannschaft mehr zusammenbringen könnten, steuert Kelbra in die Gegenrichtung. Für Mario Ziegenbein hat der FSA uneindeutige Aussagen getätigt: „Die haben mir gesagt: Wer Lust hat, der kann spielen.“
Huth ist optimistisch
Wolfgang Huth dagegen muss sich erstmal auf seine Mannschaft konzentrieren. Denn Voraussetzung für den Klassenerhalt ist ein Sieg von Buna über Helbra. Außerdem darf Kelbra in Zscherben nicht gewinnen. Bei dieser Konstellation wären Buna und Kelbra punktgleich, die Hallenser stünden aber mit dem besseren Torverhältnis über dem Strich. „Wir haben in den letzten Spielen Kampfgeist und ansehnlichen Fußball gezeigt“, gibt sich Huth optimistisch.
Auch für aktuelle Spielstandsmeldungen aus dem Fernduell wird gesorgt. „Wir schicken einen Sportfreund nach Zscherben, der uns informiert“, sagt Wolfgang Huth. Und dieser Sportfreund wird dann wohl der erste Bunese sein, der erfährt, ob sich Kelbra tatsächlich einen Wettbewerbsvorteil erschlichen hat.