1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Fusion Volksbanken Halle und Zeitz : Fusion Volksbanken Halle und Zeitz : Mehrere Filialen sollen geschlossen werden

Fusion Volksbanken Halle und Zeitz  Fusion Volksbanken Halle und Zeitz : Mehrere Filialen sollen geschlossen werden

13.09.2016, 19:00
Das Hauptgebäude der Volksbank in der Wilhelm-Külz-Straße in Halle.
Das Hauptgebäude der Volksbank in der Wilhelm-Külz-Straße in Halle. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Volksbank Halle steht vor einem harten Sparkurs. Mehrere der mehr als 30 Filialen sollen geschlossen oder zusammengelegt werden, auch Personalabbau ist geplant. Das teilten die beiden neuen Bankvorstände Sascha Gläßer und Jan Röder mit. Die hallesche Volksbank hatte vor wenigen Tagen erst mit der Zeitzer Volksbank fusioniert.

Grund für die geplanten Einschnitte: Die Banker erhoffen sich künftig eine bessere Ertragslage - die hallesche Volksbank liegt im laufenden Jahr rund zehn Prozent unter den erhofften Zahlen. Auch die Ergebnisse der letzten drei Jahre waren unterdurchschnittlich ausgefallen. Zudem muss man offenbar Managementfehler der vergangenen Jahre ausbügeln, die im Wesentlichen auf das Konto des früheren Vorstands Manfred Küblers gehen, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Untreue ermittelt.

Personalkosten der Volksbank

Bei den Personalkosten werde man alle Möglichkeiten für einen sozialverträglichen Mitarbeiterabbau nutzen - zum Beispiel sollen Stellen nicht neu besetzt werden. Zudem würden viele Mitarbeiter auf Altersteilzeitangebote warten. Genaue Zahlen zu Personalabbau und Filialschließungen sollen Anfang des neuen Jahres mitgeteilt werden, nachdem die Mitarbeiter informiert worden sind. Die drei Filialen in Halle sollen aber nicht wegfallen, soviel stehe bereits fest.

Eine Zweigstellendichte im bisherigen Umfang sei jedoch nicht mehr erforderlich, so Sascha Gläßer. „Derzeit liegt sie mit 31 Filialen im Bereich der früheren Volksbank Halle deutlich über dem Durchschnitt vergleichbarer Genossenschaftsbanken, aber auch dem bei den Sparkassen“, so Gläßer. Das bedeutet: Vor allem Zweigstellen auf dem Land könnten aufgegeben werden.

Fusion der Volksbank Halle und Zeitz

Seit der Fusion der beiden Volksbanken Halle und Zeitz erstreckt sich das Gebiet des neuen Kreditinstituts vom Burgenlandkreis, über Halle, den Saalekreis bis ins Mansfelder Land. Während man im halleschen Umland einen Marktanteil zwischen zehn und 15 Prozent hat, sieht das in der Großstadt Halle anders aus: Dort sind es lediglich drei Prozent. Aus Sicht der neuen Bankvorstände zu wenig.

Neben wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpft die Volksbank immer noch mit der Aufarbeitung der Affäre um ihren Ex-Chef Kübler. Ihm wurden in mehreren Prüfberichten des zuständigen Genossenschaftsverbandes der Volksbank schwere Vorwürfe gemacht. Unter anderem geht es dabei um die Höhe seines Gehaltes. Zudem werden Kübler falsche Spesen- und Reiseabrechnungen vorgeworfen.

Kündigung von Manfred Kübler

Kübler geht juristisch gegen seine Kündigung vor, im November steht ein erster Gerichtstermin an. Parallel dazu fordert die Bank Geld von ihrem ehemaligen Chef zurück. Zudem werden auch Regressansprüche gegen Aufsichtsräte aus der langjährigen Ära Kübler geprüft. Schnelle Ergebnisse sind indes nicht zu erwarten.

Eine Anklage gegen Kübler durch die Staatsanwaltschaft ist nicht in Sicht, der Rechtsstreit zwischen Kübler und seinem früheren Arbeitgeber dürfte sich ebenso noch hinziehen. Immerhin: Noch in diesem Jahr hofft die Vollstreckungsabteilung der Bank darauf, bei Kübler eine fünfstellige Summe eintreiben zu können.

Neue Marketingstrategie

Die Volksbank Halle ist die zweitgrößte Volksbank Sachsen-Anhalts mit derzeit 200 Mitarbeitern, 122.000 Kunden und einer Bilanzsumme von rund 700 Millionen Euro. Die beiden bisherigen Vorstände der halleschen Volksbank, Egbert Alter und Ines Schotte, verlassen das Haus - ein Neuanfang nach der Fusion mit ihnen war offenbar vom Aufsichtsrat nicht gewünscht.

Auch will die Bank eine neue Marketingstrategie - anders als unter Kübler, der beispielsweise viel Geld für Repräsentation ausgegeben hatte. Ob es wieder einen Volksbank-Ball geben wird, ist daher unwahrscheinlich. Vielmehr setzt der neue Vorstand auf breite Vereinsförderung.

Vorstandsteam im Kreditgeschäft

Einen deutlichen Schwerpunkt will das Vorstandsteam im Kreditgeschäft setzen. „Gerade in der Mittelstandsfinanzierung haben wir noch ein großes ungenutztes Potenzial“, so Gläßer. Mit einer besseren Marktausschöpfung in Branchen wir der Land- und Forstwirtschaft sollen deutlich höhere Wachstumsraten als zuletzt erzielt werden.

Weitere Fusionen mit anderen Volksbanken in Sachsen-Anhalt seien in naher Zukunft nicht geplant. (mz)