Führerschein ab 17 Führerschein ab 17: Weniger Jugendliche entscheiden sich für begleitetes Fahren

HALLE/MZ - Lange hat Madlen Auge gespart. Nun macht die angehende Kinderpflegerin ihren Führerschein – und das mit 17 Jahren. Sie ist damit eine von 22 Jugendlichen, die derzeit bei Schmidt’s Fahrschule für den „Führerschein mit 17 – Begleitetes Fahren“ angemeldet sind. Für Steffen Schmidt, Leiter der Fahrschule, eine zufriedenstellende Zahl: „Wir haben genauso viele Anmeldungen wie in den Vorjahren.“ Dennoch: In Halle entscheiden sich immer weniger Jugendliche für das Begleitete Fahren. Während im Jahr 2010 noch die Hälfte aller 17-Jährigen die Prüfung ablegte, war es 2012 lediglich ein Drittel - obwohl die Zahl der 17-Jährigen konstant geblieben ist.
Finanzierung ist oft schwierig
„Dies widerspricht dem bundesweiten Trend“, sagt ADAC-Sprecherin Sabine Schlemmer, „denn der Führerschein mit 17 ist nach wie vor beliebt, Tendenz steigend“. Einen Grund für den Rückgang in Halle sieht sie in der Begleitperson, die mitfahren muss. „Zwar kann der Jugendliche bis zu fünf Personen angeben, aber einige wollen nicht unter Beobachtung fahren“, so Schlemmer.
Wolfgang Prescher, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Sachsen-Anhalt, verweist auf die Kosten der Fahrerlaubnis, die mit 1 200 bis 1 500 Euro zu Buche schlagen: „Die finanzielle Decke fehlt häufig. Auch Großeltern sind nicht mehr so spendabel.“ Oft setzen Jugendliche heutzutage andere Prioritäten und investieren eher in das neueste Smartphone als in den Führerschein. Hinzu komme der Stadt-Faktor in Halle. „Wenn das Verkehrsnetz gut ausgebaut ist, benötigt man kein Auto“, sagt Prescher und verweist auf Berlin, wo das Begleitete Fahren kaum genutzt werde. „Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist man schneller. Zudem muss man für das Auto einen Parkplatz suchen, der meist auch etwas kostet.“
Ungeachtet dessen hat sich Madlen Auge bewusst für das Begleitete Fahren entschieden, vor allem aus Sicherheitsgründen: „Ich muss abends nicht auf die Bahn warten, sondern kann mit dem Auto zum Beispiel vom Kino aus nach Hause fahren.“ Die Theoriestunden hat sie bereits hinter sich, seit Januar absolviert sie den praktischen Teil. Sie freut sich auf ihre künftige Mobilität. „Mich stört es nicht, dass jemand mitfahren muss“, so Auge, die später von Nachbarn oder Verwandten begleitet wird.
Ein Erfolgsprojekt?
Diese Begleitung wirke sich positiv aus, sagt Schlemmer. „Die Unfallzahlen sind stark zurückgegangen. Doch ohne die Erwachsenen werden viele übermütig“, so Schlemmer. Deshalb setzt sich der ADAC für eine zweite Fahrausbildung, eine Art Sicherheitstraining, ein. Das Pilotprojekt habe sich dennoch bewährt, meint Prescher. „Man erreicht dadurch eine Verlängerung der Lernphase.“ Allerdings erhalte jeder Fahranfänger lediglich das Rüstzeug, um ein Auto zu führen. Doch ist das ausreichend? „Theoretisch müsste jeder Fahranfänger ein Fahrsicherheitstraining absolvieren“, meint Schmidt, „damit er seine Grenzen und die seines Autos kennenlernt“. Denn im Gegensatz zu den modernen Fahrschulautos würden Jugendlichen meist ältere Fahrzeuge nutzen. Laut Schmidt gibt es auch 17-Jährige, die die Prüfung ablegen und dann ihren 18. Geburtstag abwarten, um nicht mit den Eltern fahren zu müssen. „Oder sie steigen auf den Motorroller, was bedenklich ist, da ihnen die Fahrpraxis fehlt“.
Für Madlen Auge ist das keine Option. Sie will weder abwarten noch umsatteln. „Im September werde ich 18 und mich nach einem eigenen Auto umsehen.“