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Frischekur im Parkhaus Frischekur im Parkhaus: Hilft Millionen-Sanierung gegen Leerstand in Passage?

Von Oliver Müller-Lorey 03.11.2020, 17:00
Der Boden wird mit einer speziellen Folie und Farbe abgedichtet, damit Salze und Feuchtigkeit nicht eindringen können.
Der Boden wird mit einer speziellen Folie und Farbe abgedichtet, damit Salze und Feuchtigkeit nicht eindringen können. Silvio Kison

Halle (Saale) - Schon nach wenigen Metern in der Tiefgarage des Ritterhauses an der Leipziger Straße dringt ein penetranter  Geruch in die Nase. Das liegt nicht an Autoabgasen, sondern an den Renovierungsarbeiten, die derzeit im Parkhaus vorgenommen werden, während des laufenden Betriebs. Arbeiter tragen den alten Betonboden ab, gießen einen neuen und beschichten ihn.

Sie tauschen Lampen, streichen Wände und bringen Markierungen an, während die Hallenser auf Shoppingtour gleich daneben weiterhin parken können.

347 Parkplätze gibt es im Ritterhaus insgesamt

Es ist eine organisatorische Herausforderung und Umstellung für die Bauarbeiter, für die Autofahrer und allen voran für Marlen Hüske, die Bauleiterin der Firma „KTK“, die sich wahrlich auf eine Nischen-Dienstleistung spezialisiert hat: die Sanierung von in die Jahre gekommenen Parkhausböden. Da hat sie im Ritterhaus viel zu tun.

„An manchen Stellen ist der Beton bereits abgeplatzt und die Bewehrung zu sehen“, sagt die Ingenieurin. Das habe aber nichts mit mangelhafter Bauqualität des 1997 fertiggestellten Centers zu tun, sondern mit Salzen. Streusalzen, um genau zu sein. „Im Winter tragen die Autos das Salz massenhaft in die Tiefgarage. Dort greift es den Beton an und die Bewehrung beginnt zu rosten.“

Sogenannte Corid-Schäden sind die Folge. Sie werden nach und nach in mehreren Bauabschnitten und bis Oktober 2021 auf allen drei Parkhaus-Ebenen und damit auf mehr als 10.000 Quadratmetern beseitigt. Zuerst in der höchsten Etage, dann  in den darunter liegenden. 347 Parkplätze gibt es im Ritterhaus insgesamt, 250 sollen während der Bauphase stets nutzbar bleiben.

Drei Millionen Euro für Sanierung der Tiefgarage

Zunächst wird mit einem Hochdruck-Wasserstrahl der alte Beton entfernt. „Wir nutzen keinen Stemmhammer, weil der zu laut wäre“, erklärt Hüske. Außerdem sollen die Kunden in den Geschäften so wenig wie möglich von den Arbeiten gestört werden.

Nachdem der alte Boden abgetragen ist, wird neuer Beton gegossen und eine Beschichtung aufgebracht, die die Salze für die kommenden Jahrzehnte aus dem Material heraushalten soll. Sie ist es, die derzeit so chemisch in der Tiefgarage riecht. Folgearbeiten wie der Austausch der Lampen und das Streichen der Wände wirken da fast wie eine Kleinigkeit. Das zweite Untergeschoss ist bereits fast fertiggestellt.

Die niederländische Eigentümerin namens „Activum“ investiert drei Millionen Euro in die Tiefgarage, wie Unternehmenssprecher Axel Kochsiek sagt. „Die Parkenden werden sich in dem neuen Ambiente deutlich wohler und sicherer fühlen. Dafür sorgen die neue LED-Beleuchtung und die freundliche Farbgestaltung.“ Das Ambiente soll vor allem junge Gäste anziehen.

Ritterhaus im Dornröschenschlaf

Bleibt die Frage, ob sich das Ritterhaus damit aus seinem Dornröschenschlaf befreien kann. Seit Jahren hat es mit Leerstand zu kämpfen, wirkt teilweise unmodern und bisweilen fast ausgestorben. Ob weitere Umbauarbeiten im Center geplant sind  oder neue Mieter in den Startlöchern stehen, dazu machte Kochsiek keine Angaben. Man habe aber verstanden, wie wichtig das Thema „Food“, also Gastronomie, in Einkaufszentren und damit auch im Ritterhaus sei.

Deshalb sei geplant, den Bereich der Metzgerei Barner, die eine Filiale in der Passage betreibt, zu vergrößern. Das könnte mehr Aufenthaltsqualität schaffen, mehr Kunden und schließlich auch neue Mieter anziehen. Bislang halten neben Barner H&M, die Deutschen Bank, Tom Tailor, Reno Schuhe, Kik, die Uni Halle und eine Filiale von  Check24 dem Ritterhaus die Treue. Dazu kommen  eine Zahnarztpraxis, Physiotherapie, Anwaltskanzlei und eine Steuerberatungs-/ Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. (mz)