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Häusliche Gewalt Frauenhaus in Halle ist derzeit vollbelegt

Das Haus hilft direkt bei Fällen häuslicher Gewalt. Hier finden Frauen Zuflucht. Eine aktuelle Ausstellung im Ratshof beleuchtet das Thema.

Von Denny Kleindienst 07.11.2024, 17:55
Besucherinnen schauen sich die aktuelle Ausstellung zu häuslicher Gewalt im Ratshof an.
Besucherinnen schauen sich die aktuelle Ausstellung zu häuslicher Gewalt im Ratshof an. Foto: Denny Kleindienst

Halle (Saale)/MZ - Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt steigt. In Sachsen-Anhalt sogar noch stärker als bundesweit. Laut Kriminalstatistik des Landes sind die Fallzahlen von 7.122 im Jahr 2022 auf 7.928 im Jahr 2023 gestiegen. Für Sachsen-Anhalt genau wie für ganz Deutschland bleibt derweil festzustellen: Circa 70 Prozent der Opfer sind weiblich.

Und das ist nur das Hellfeld, also die bekannten Fälle, betonte Halles neue Gleichstellungsbeauftragte Daniela Suchantke bei der Eröffnung einer Ausstellung zum Thema häusliche Gewalt im Ratshof, die dort noch bis zum 15. November gezeigt wird.

Die Gleichstellungsbeauftragte betonte, dass häusliche Gewalt vielschichtig ist. „Es geht nicht nur um sexualisierte Gewalt.“ Es schließe ebenso Einschüchterungen ein; Druck, der über die Kinder ausgeübt werde; finanzielle Gewalt. In Halle gibt es Suchantke zufolge eine „gute Grundstruktur“ an Hilfsangeboten. Die Herausforderung sei, steigenden Fallzahlen gerecht zu werden.

Frauenhaus ist rund um die Uhr erreichbar

Neben den vielen Beratungsstellen ist das Frauenhaus in Halle die einzige Möglichkeit, wo Frauen direkt eine Zuflucht finden, die zu Hause nicht mehr sicher sind, sagt Katja Kaiser, die das Frauenhaus einst mitgegründet hat. Die acht Familienzimmer, in denen je eine Frau mit ihren Kindern unterkommt, seien derzeit alle belegt. Ein Notzimmer für eine Nacht werde aber stets bereitgehalten.

Kaiser beschreibt das Frauenhaus als eine Art Wohngemeinschaft mit Gemeinschaftsküche und großem Waschraum. Im Schnitt würden Frauen einen Monat bleiben, zuletzt habe sich die Aufenthaltsdauer aber erhöht.

Die Frauen finden dort „Schutz vor dem Zugriff der Täter“, so Kaiser. Zudem wolle man den Opfern die Perspektive auf ein Leben ohne Gewalt geben. Dass dies häufig ein langwieriger Prozess ist, zeigt sich daran, dass rund die Hälfte der Frauen ins Frauenhaus zurückkehrt.

Das Frauenhaus ist rund um die Uhr erreichbar unter 0345/4441414. Zudem gibt es das Frauenhilfetelefon mit der Nummer 0800/116016. Anlaufstellen in Halle sind zudem die Frauenberatungsstelle und das Frauenzentrum – und nicht zuletzt die Polizei.