Frauen-Fußball Frauen-Fußball: Ein Sommermärchen führt nach Dölau
Halle (Saale)/MZ. - Die Kombination ist lustig. Und sie überrascht etwas. Das fließende Deutsch aus dem Mund einer Asiatin, garniert mit typisch halleschen Ausdrücken. Tarini Singh lebt erst seit anderthalb Jahren in Deutschland und hat zuvor gerade einmal ein Jahr in ihrer Heimat in Goa Deutsch am Goethe-Institut erlernt. Und das allein verrät einiges über die 23-jährige Inderin. "Die Tarini lernt unglaublich schnell", sagt Manja Köhler und bezieht diese Aussage nicht nur auf die Sprache. Alles saugt sie förmlich auf, sie liest, fragt nach, ist aufgeschlossen und neugierig.
Manja Köhler ist Vorstopperin der Frauen-Mannschaft von Blau-Weiß Dölau in der Sachsen-Anhalt-Liga Süd. Tarini Singh ist ihre Torhüterin. Und sie ist eine Torhüterin, die ihren Teamkolleginnen in Sachen Fußball einiges voraus hat.
In Indien hat Tarini Singh zu spielen begonnen, es sogar bis in die U-19-Auswahl der 1,2 Milliarden Menschen großen Nation geschafft. Doch nach der Qualifikation zur Asienmeisterschaft 2006 spielte ihr Rücken nicht mehr mit. Deshalb versuchte sie sich zwischenzeitlich in Indiens Nationalsport Nummer eins, im Cricket. "Außerdem habe ich mich zu der Zeit auf mein Studium konzentriert", erzählt sie. Den Bachelor-Abschluss in Psychologie hat sie längst in der Tasche.
Zum Fußball zurück fand Singh durch die deutsche Nationalmannschaft. "Ich habe den Film ,Deutschland, ein Sommermärchen' gesehen." Und obwohl sie nichts verstand, war sie fortan glühender Fan von Kahn, Klose und Co. Ihr Anschluss-Studium in Sportpsychologie führte Singh schließlich an die Martin-Luther Universität, "weil diese einen ausgezeichneten Ruf für ihre Forschungsqualitäten besitzt", sagt sie. Und auch hier spielt Fußball eine Rolle. Denn für ihre Masters-Arbeit untersucht sie "Das mentale Training beim Taktiklernen". Dafür hospitierte Singh im März und April bei der U 17 von Turbine Potsdam.
Da der Rücken Fußball zumindest in Form von Hobbysport wieder zulässt, führte sie ihr Weg im Winter zu Dölaus Frauen. "Eine tolle Truppe ist das", sagt Tarini Singh. Nach dem Training gemütlich bei einem Radler zusammenzusitzen und über Gott und die Welt zu reden, war neu für sie. Auch Übungen, bei denen das gegenseitige Vertrauen gestärkt wird, man sich fallen lässt und der Trainingspartner einen auffängt, kannte sie nicht.
Das Vertrauen ihrer Vorderleute hat sich Tarini Singh längst verdient. "Wenn sie im Tor steht, gibt das uns allen mentale Sicherheit", sagt Manja Köhler.
Vieles hat Singh schon erlebt, seitdem sie in Deutschland ist. Sie hat sich Berlin angesehen, den Schnee lieben gelernt, Pippi Langstrumpf auf Deutsch gelesen und das Sommermärchen noch zweimal zu Gemüte geführt - und diesmal alles verstanden. Nur ein Wunsch ist noch offen. "Das Oktoberfest würde ich gern mal besuchen." Am besten mit ihren Mädels.