Fotograf Janos Stekovics Fotograf Janos Stekovics: Der Hallenser der mit dem Bild spielt

Mittagspause im Verlag. Heute gibt’s Gulasch. Ungarischen natürlich, denn der Chef, Janos Stekovics, wurde vor 56 Jahren im westungarischen Sárvár geboren. Da ist klar, was aufgetischt wird - wenn die Kollegen nicht gerade ihr eigenes Stullenpaket auspacken. Denn weit und breit gibt es im Umkreis des Dörfchens Dößel - dem Verlagssitz - nur ein paar Häuser, eine Kirche und sonst nichts. Kein Laden, kein Lokal für Einkauf oder Pausenversorgung. Aber genau dieses „Nichts“, die Stille der Natur, hat Stekovics vor mehr als 20 Jahren dazu bewogen, seinen „Büchertempel“ in das idyllische Örtchen unweit Wettins zu verlegen.
Das war 1994; zwei Jahre zuvor hatte Stekovics in Halle, an der Moritzkirche, seinen Verlag gegründet. „Unsere erste Publikation war eine Broschüre über den Landkreis Merseburg“, so der Ungar, der in seiner Heimat zunächst Chemie studiert hat und 1979 zu einem weiteren Studium in die Domstadt an der Saale gekommen war.
Wieder zurück in Ungarn, hat Stekovics ab 1985 einige Jahre in Szeged bei einer ungarischen Nachrichtenagentur gearbeitet. Aus dieser Zeit, von 1986, stammen auch seine beeindruckenden Fotos über Pusztabauern, mit denen er sich international einen Namen gemacht hat. Die Serie - über fünf Jahre lang zog Stekovics mit der Plattenkamera durch die Puszta - hat er 1995 in einem Band unter dem Titel „Die Junggesellen“ veröffentlicht.
Als Ende der 80er Jahre auch in Ungarn die Verhältnisse schwieriger wurden und noch nicht klar war, dass kurz darauf der Eiserne Vorhang doch noch fallen sollte, verließ Stekovics ’89 sein Heimatland in Richtung München und kam später über Passau nach Merseburg (das kannte er ja schon vom Studium) und schließlich auch nach Halle.
Verleger nach Beinbruch
Anlass für ihn, selbst zum Verleger zu werden, war ein außergewöhnliches und eher negatives Ereignis: „Einem Beinbruch habe ich zu verdanken, dass ich heute Verleger bin“, sagt der Fotograf von stattlicher Größe und lacht. Er habe Ende 1991 mehrere Fotoaufträge für verschiedene Verlage zu erledigen gehabt - und sich mitten in der Arbeit („ich sollte Katrin Krabbe fotografieren“) im Treppenhaus des Merseburger Schlosses ein Bein gebrochen. Doch Stekovics hatte Ungeduld und Selbstvertrauen genug, sich statt für eine beschäftigungslose Wartezeit für die Gründung eines Verlags zu entscheiden: Am 17. Februar 1992 war es dann soweit.
Mittlerweile sind weit über 500 Titel erschienen: Prachtvolle Bildbände über die Meckelschen Sammlungen, den Lauf der Elbe von der Quelle bis zur Mündung, zu Naumburger Dom und Halberstädter Domschatz, zu den Klosterschätzen St. Marienstern und Klosterneuburg in Wien. „Die Österreicher fragten an, ob ich die wertvollen Schätze in einem repräsentativen Band veröffentlichen könnte“, so Stekovics. Mit seinem neuesten Band „Flora, Fauna, Gartenfreude“ über das Gartenreich Dessau-Wörlitz hat Stekovics gar in Bayern gerade den zweiten Platz beim Deutschen Gartenbuchpreis als bester Bildband belegt - bei über 100 Mitbewerbern. Doch nicht nur die eigenen Fotos sind in Stekovics’ Bildbänden zu finden - der renommierte Fotograf und Verleger arbeitet auch mit anderen namhaften Fotografen wie Heiko Fiedler und Thomas Hinsche zusammen. (mz)