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Flutfolgen Flutfolgen: "Café-Könige" geben nicht auf

Von heidi jürgens 22.07.2013, 20:01
Wieder mit Zuversicht und mit Torte für den Straßenverkauf: Café-König-Inhaber Annette und Reiner Diller.
Wieder mit Zuversicht und mit Torte für den Straßenverkauf: Café-König-Inhaber Annette und Reiner Diller. Meinicke Lizenz

halle/MZ - Fast könnte man meinen, sie fühlen sich schon wieder wie Könige - Annette und Reiner Diller, die Inhaber vom Café König am Robert-Franz-Ring. Doch der Schein trügt. Die Torte, die wie etliche andere Kuchensorten hier schon wieder gebacken wurde, kann lediglich im Straßenverkauf angeboten werden. Denn noch immer haben Dillers mit den Folgen des Hochwassers zu kämpfen.

Das hatte den Keller samt Sanitäranlagen und Lagerräumen an die zwei Meter hoch überschwemmt, Technik und Inventar, das nicht nach oben in den Gastraum gebracht werden konnte, vernichtet und Treppenstufe um Treppenstufe regelrecht verschluckt. Bei Dillers stand die Existenz auf dem Spiel. Denn nachdem sie das Café 2008 übernommen hatten, mussten sie bereits eineinhalb Jahre wegen einer Großbaustelle vor dem Haus und im Jahr 2011 durch Hochwasser schwere Einbußen hinnehmen.

Jetzt aber schauen sie doch wieder zuversichtlich nach vorn. „Es hat so eine Welle der Hilfsbereitschaft gegeben, das ist einfach toll. Da muss man weitermachen“, sagt Annette Diller. Und so haben sich die beiden „Café Könige“ schon kurz nach der Katastrophe auf den Straßenverkauf ihres Kuchens verlegt. „Backen kann ich ja - der Backofen steht schließlich im Erdgeschoss und nicht im Keller“, sagt Annette Diller. Das Café können sie erst wieder öffnen, wenn im Keller alles in Ordnung ist und vor allem die Sanitärräume von den Gästen benutzt werden können. Denn das ist Voraussetzung, eine Gaststätte zu betreiben. Aber dazu muss erst alles trocken sein, neu verputzt werden, Treppen und Türen aufgearbeitet werden. Bis Ende des Monats, hofft Reiner Diller, könnte es vielleicht geschafft werden.

"Wir sind doch hier verwurzelt"

Was sie am meisten gestärkt hat in den Tagen seit dem Hochwasser, das ist für Dillers zweierlei: zum einen die Hilfe durch Ämter und Behörden beim Beantragen von Geld, das sie als Flutopfer bekommen können - es wird wohl etwa die Hälfte des Schadens von geschätzt 44 000 Euro abdecken. Vor allem aber ist es die Unterstützung und Anteilnahme, die von privater Seite kamen. Aus dem Haus zum Beispiel, „wo alle zusammenhalten und sich helfen“, wie Annette Diller sagt. Ganz besonders die ehemaligen Café-König-Inhaber Peter und Gabi Hörold, die noch hier wohnen, haben Dillers in dem ganzen Chaos beigestanden und mit Rat ebenso wie mit Tat geholfen. Warum? „Wir sind doch hier verwurzelt“, sagt Peter Hörold. „viele Jahre haben wir das Café gehabt, es soll doch weitergehen damit.“

Neben den Hausbewohnern haben auch Familie und Freunde, Kunden und Studenten geholfen - „sogar einfach Leute von der Straße“, wie Annette Diller erzählt. Und selbst Familien, die aus der Zeitung und dem Fernsehen Bescheid wussten, haben für das Café gespendet und Briefe und Karten mit Zuspruch geschickt - sogar aus Oldenburg kam Geld.