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Flughafen Leipzig-Halle Flughafen Leipzig-Halle: Viel Trubel auf dem Besucherhügel

Von Ralf Böhme 17.09.2001, 18:19

Halle/Saalkreis/MZ. - Obwohl die Ferienzeit schon zu Ende ist, herrscht auf dem Besucherhügel des Flughafens Leipzig-Halle immer noch großer Andrang. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in den USA wollen offenbar mehr Angehörige als sonst beobachten, ob die Maschinen mit ihren Verwandten und Bekannten ohne Probleme aufsteigen und am Horizont in den Wolken verschwinden. Wie eine Startrampe streckt sich die Aufschüttung am Rande der neuen Landebahn dem Himmel entgegen. Von der Aussichtsplattform an der Straße nach Glesien hat man den gesamten Airport im Blick. Der Eintritt - geöffnet ist rund um die Uhr - beträgt eine Mark pro Person. Es gibt eine Rampe für Rollstuhlfahrer. Parkplätze sind kostenlos.

Andreas Stöber aus der Saalkreis-Gemeinde Gröbers ist der Mann, der am Besucherhügel auf Ordnung achtet. Schon am Einlass, einem Drehkreuz, macht der Angestellte auf aktuelle Besonderheiten im Flugbetrieb aufmerksam. Mal ist es der Hinweis auf die gerade sehr niedrige Wolkendecke, mal die Information über soeben beendete Markierungsarbeiten auf der über drei Kilometer langen Piste. Plausibel kann Stöber auch erklären, wozu der Radarschirm in der Nachbarschaft dient. Und die Flugpläne liegen natürlich griffbereit in seinem Wachhäuschen. Wer indes glaubt, Stöber sei ein Vielflieger, der irrt. Er habe am liebsten festen Boden unter den Füßen. Ziel seines bisher einzigen Fluges: die Karibik.

Die meisten Besucher haben es freilich sehr eilig. "Ich kann es kaum erwarten", ruft auch Martina Reiber aus dem niedersächsischen Helmstedt. Dank der neuen Autobahn zwischen Halle und Magdeburg fliegen ihre Schwiegereltern neuerdings immer von Leipzig-Halle. Das sei viel bequemer als erst nach Frankfurt oder Berlin zu reisen. Auf dem Besucherhügel gerät die 44-jährige Hausfrau ins Schwärmen. Die Maschine, die Max und Elfriede nach Lanzarote bringt, rollt aus Richtung Abfertigungshalle majestätisch auf die Brücke über die A 14. "So etwas sieht man nicht alle Tage."

Reinhard Schumacher kennt sich aus mit Flugplätzen und geht den Aufstieg demzufolge gelassener an. Seine bisherigen Flugziele: Tunesien, Portugal, verschiedene Sonneninseln. Der Techniker wohnt in der Saalkreis-Gemeinde Oppin. Der dortige Start- und Landeplatz sei zwar im Vergleich zu Leipzig-Halle nur ein Zwerg. "Aber das Prinzip", so Schumacher, "ist gleich". Die Verbundenheit mit der Luftfahrt resultiere aus seiner 13-jährigen Mitarbeit im Oppiner Fallschirmsport-Leistungszentrum. So ist er um keine Antwort verlegen, wenn ihn seine Verwandten fragen. Christiane Reimann aus Düsseldorf zum Beispiel interessiert, wie viel Geld am neuen Flughafen wohl investiert worden sei. Klare Sache, so die übereinstimmende Meinung in der Runde, dabei geht es in der Summe um einige hundert Millionen Mark. Allerdings sei der Besucherhügel, meint die Düsseldorferin, nur etwas für wetterfeste Naturen. In ihrer Heimatstadt gebe es am Flughafen überdachte Aussichtsterrassen.

Manchmal kommen wildfremde Menschen miteinander ins Gespräch. Auslöser sind die gemeinsamen Sorgen nach den Terroranschlägen in New York und Washington. Andrea Reichel aus Chemnitz, die mit ihrem Sohn Lars mehr als eine Stunde das Treiben auf dem Flughafen beobachtet, meint: "Ich fliege eigentlich nicht gern, jetzt lasse ich es erst einmal ganz sein." Der sechsjährige Junge an ihrer Seite ist da optimistischer: "Ich werde, wenn ich groß bin, Pilot." Dann wirft er eine Mark in den Schlitz des großen Fernrohres und sieht einer Urlauber-Maschine hinterher. Auch Heidi Keitel aus Leipzig will erst einmal die weitere weltpolitische Entwicklung abwarten, bevor sie wieder eine Reise ins Ausland bucht. Ihr Motto lautet: "Sicher ist sicher." Bis auf weiteres gönnt sie sich nur noch Rundflüge mit einem Helikopter, ihr Sohn Gino besteht darauf. Probehalber klettert der Junge später in das Condor-Spielflugzeug auf dem Abenteuerplatz am Fuße des Besucherhügels. Der Sechsjährige ist vom Fliegen begeistert.