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Integration in Halle Flüchtlinge in Halle: Soviel Flüchtlinge leben derzeit in der Saalestadt

Von Silvia Zöller 12.12.2016, 08:49
Im Welcome-Treff gibt es viele Integrations-Angebote wie etwa gemeinsames Plätzchenbacken für Deutsche und Flüchtlinge.
Im Welcome-Treff gibt es viele Integrations-Angebote wie etwa gemeinsames Plätzchenbacken für Deutsche und Flüchtlinge. Günter Bauer

Halle (Saale) - Rund 2.700 Flüchtlinge sind 2015 nach Halle gekommen - im laufenden Jahr waren es rund 930, etwa 30 bis 80 pro Monat. Die Situation hat sich deutlich entspannt: „Vor einem Jahr war es Nothilfe, die zu leisten war, jetzt geht es um die nachhaltige Integration“, so Oliver Paulsen, Leiter des Dienstleistungszentrums Migration und Integration der Stadt. Ein weiterer wichtiger Schritt wurde bereits getan: Die Stadt hat die Mietverträge für Gemeinschaftsunterkünfte in der Trakehner Straße in Neustadt gekündigt. 500 Plätze fallen damit komplett weg.

Bei allen anderen Gemeinschaftsunterkünften werde man mit dem Auslaufen der Mietverträge sehen, ob sie noch weiter benötigt werden - möglicherweise etwa als Unterkünfte für unbegleitete Minderjährige, so Paulsen. Zurzeit gibt es noch 1.228 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften, ab Januar 2017 werden es nur noch rund 1.000 sein. Prognosen über Zuweisungszahlen für 2017 gebe es nicht, erklärt der Grundsatzreferent im Rathaus. Daher wolle man auf alle Fälle Reserven halten, um auch künftig Flüchtlinge unterbringen zu können.

Halle: Männer, Frauen und Kinder in Halle, die einen Fluchthintergrund haben

Aktuell leben rund 6.400 Männer, Frauen und Kinder in Halle, die einen Fluchthintergrund haben. Die meisten von ihnen leben in Neustadt und der Südstadt - ist das die optimale Lösung? Die Verteilung sei nicht gesteuert, sagt Paulsen. Denn nach den ersten Wochen in der Gemeinschaftsunterkunft suchen die Flüchtlinge teilweise auch selbst nach eigenen Wohnungen - und das dann eben auch dort, wo Menschen aus demselben Kulturraum leben. „Wer einen Aufenthaltsstatus hat, darf sich auch selbst eine Wohnung suchen“, macht Paulsen deutlich.

Die Konzentration von Menschen aus Krisengebieten habe sogar etwas Positives: Es gebe nach wie vor einen hohen Beratungsbedarf bei Flüchtlingen, und so wurde unter anderem gezielt eine Migrationsberatungsstelle in Neustadt eingerichtet. Man könne die Angebote dann auch konzentrieren, ergänzt er. Und auch die Anwohner könnten davon profitieren. Denn durch die Kinder der Flüchtlingsfamilien sind beispielsweise die Klassen in den Grundschulen an der Borchert-Straße und am Zollrain deutlich voller als früher. Eigentlich sollten die beiden Schulen wegen zu geringer Schülerzahlen fusionieren. Nun werde dies „diskutiert“, sagt Paulsen und meint damit, dass die Fusion möglicherweise vom Tisch sein könnte.

Zuzug der Flüchtlinge hat die Lage bei den Kitaplätzen nicht zugespitzt

Der Zuzug der Flüchtlinge habe dagegen die Lage bei den Kitaplätzen nicht zugespitzt: In Neustadt gab es früher einige freie Kapazitäten, die nun durch die Kinder der Asylsuchenden belegt sind. „Das ist wichtig für den Spracherwerb und den späteren Schulbesuch“, unterstreicht der Referent. Umgekehrt müsse aber wegen der Belegung dieser Plätze niemand abgewiesen werden, der einen Kitaplatz sucht. Der Bedarf könne befriedigt werden.

Gemeinsam bemühen sich Stadt, Arbeitsagentur und Arge auch, die Flüchtlinge in Lohn und Brot zu bringen. Dafür haben die drei Institutionen gemeinsam Fragebögen entworfen, die in mehreren Sprachen gleich das Wichtigste erfassen: Wo gibt es Hilfe? Und was sind die beruflichen Voraussetzungen? Welche Sprachkenntnisse sind da? „Das hilft bei der Vermittlung“, sagt Thomas Hicksch, Pressesprecher der Arbeitsagentur Halle. Im Jahr 2016 konnten jedoch nur 20 Flüchtlingen in Halle ein fester Job vermittelt werden, vor allem im Dienstleistungsbereich und im Handwerk. Zwar gebe es eine große Bereitschaft der Firmen, Flüchtlinge einzustellen, betont Hicksch - aber dafür müssen erst Integrationskurse und Sprachkurse erfolgreich absolviert werden. Und das brauche Zeit: „Die Integration in den Arbeitsmarkt ist eine Herausforderung“, so Hicksch.

Von hier kommen die bewohner, die keinen deutschen Pass haben

Unter den Bewohnern der Stadt Halle, die keinen deutschen Pass haben, sind Syrer die größte Personengruppe. Rund 3.500 Menschen aus diesem Kriegsgebiet leben derzeit in der Saalestadt. Die zweitgrößte Gruppe sind Rumänen, die als EU-Bürger ein Recht auf freie Einreise und Wohnsitzsuche in Deutschland haben. Aus diesem Land wohnen nun rund 1.200 Menschen in Halle. Auch die Zahl von Flüchtlingen aus dem Irak, dem Iran und Afghanistan ist 2015 angestiegen. Der Ausländeranteil beträgt rund 7 Prozent. (mz)

Mehr Infos zu Flüchtlingen, Sachspenden und Engagementsprojekte: www.fluechtlinge.halle.de