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Firma Dietzel Firma Dietzel: Kleine, aber feste Schritte

Von Michael Tempel 17.06.2002, 17:35

Halle/Zscherben/MZ. - Holger Dietzel ist alles wurscht! Das ist bei dem 39-Jährigen wörtlich zu nehmen. Dietzel, Geschäftsführer der gleichnamigen Fleischerei, hat am liebsten Leberwurst oder Schinken auf seinem Frühstücksbrötchen. Sein Hang dazu hat seinen Preis: "Ich habe in den letzten Jahren sechs bis sieben Kilo zugenommen", sagt er und lacht. Zugenommen hat in den vergangenen Jahren auch die Mitarbeiterzahl des Familienunternehmens. Mit der Produktionsstätte im Gewerbegebiet Zscherben und insgesamt 29 Filialen gehört die Fleischerei Dietzel zu den führenden Anbietern im Raum Halle, Leipzig und Merseburg.

Bis dahin in der halleschen Carl-von-Ossietzky-Straße ansässig, werden seit 1996 in dem Zscherbener Neubau Schweinehälften zerlegt und unter anderem in Bratenfleisch portioniert, wird Wurstmasse produziert, geräuchert und verpackt. Auch Salate gehören zum Produktsortiment. Standen beim Bezug des neuen Objekts 120 Frauen und Männer in Lohn und Brot, sind es heute 210. Zehn Mitarbeiter sollen in diesem Jahr hinzukommen. Im September, wenn das Unternehmen seinen 70. Geburtstag feiert, ist die Eröffnung einer weiteren Filiale in Jessen im Landkreis Wittenberg geplant.

Kein Wachstum auf Teufel komm raus, wie Dietzel versichert. "Wir sind immer den Weg der kleinen, aber festen Schritte gegangen", sagt der Fleischermeister. 1990 eröffnete Dietzels Vater Lothar die erste Filiale am Lutherbogen in Halle. Mitte der 90er Jahre waren aber die Produktions-Kapazitäten in der Ossietzky-Straße ausgeschöpft. Was folgte, war die Investition in Zscherben.

"In den Neubau haben wir rund 3,5 Millionen Euro gesteckt", berichtet Dietzel. Seit dem Jahr 2000 sind weitere 3,5 Millionen hinzugekommen. So mussten die Produktionsräume nochmals erweitert werden. Zurzeit entsteht ein neues Bürogebäude. Neben den 29 Filialen werden auch zahlreiche Großabnehmer wie die Rewe-Kette und die Bundeswehr beliefert. "Filialen und Großkunden machen jeweils etwa 50 Prozent des Umsatzes aus", so Dietzel. Die Erlöse lägen im zweistelligen Millionen-Bereich (in Euro). Ein Betrag, der in den letzten Jahren um jeweils etwa zehn Prozent gestiegen sei.

Wir - damit meint Holger Dietzel vor allem auch seine Schwester Constanze Dietzel-Malorny. Beide sind Gesellschafter des Unternehmens. 1999 haben sie die Geschicke der Fleischerei vom Vater übernommen. Die 40-jährige Schwester ist dabei für das Filialen-Management zuständig. Für den Generationswechsel stehen aber auch Schwager und Co-Geschäftsführer Gerd Malorny sowie Dietzels Lebensgefährtin Lysann Thurm. Letztere kümmert sich unter anderem um die Abrechnungen der Filialen.

Dietzel erwähnt seine Familienangehörigen nicht nur für das Protokoll. Ausdruck des Familien-Zusammenhalts ist auch das tägliche gemeinsame Frühstück in der Firma. Das ist selbst Dietzels Eltern heilig. "Und ich bestehe darauf, dass das so bleibt", sagt der "Junior", wie er von den Mitarbeitern genannt wird. Seinen Schreibtisch lässt Dietzel junior oft im Stich. Wenn er mal wieder telefonisch nicht erreichbar ist, schaut er zumeist in der Produktion nach dem Rechten. Und obwohl er sich offiziell zurückgezogen hat, hat Vater Lothar im Betrieb nach wie vor ein Auge darauf, dass die Wurstrezepturen und die Qualität eingehalten werden.

Vor 20 Jahren war Holger Dietzel mit ihm noch in der "Schorre" schwofen, heute leitet er zusammen mit Schwager Gerd Malorny den Familienbetrieb. Malorny ist sozusagen der technische Geschäftsführer und ein Paradebeispiel für einen Seiteneinsteiger. "Ich bin seit 19 Jahren im Fleischerhandwerk tätig", erzählt der gelernte Fahrzeugschlosser. "Ich hatte eigentlich eine Abneigung gegen Wurst und Fett." Mittlerweile ist er auch gelernter Fleischer, und hausschlachtene Wurst möchte er nicht mehr missen.

Er hatte gar keine andere Wahl, denn Schwiegervater Lothar Dietzel ist offensichtlich ein Mann von Prinzipien: "Die Bedingung für die Hochzeit mit meiner Constanze war es, dass ich im Betrieb mitarbeite."

Malorny hat es nicht bereut.