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Das schweißt zusammen Firma aus Halle baut Prototypen für Speed-Schweißen

Eine Firma aus Halle hat einen Prototypen gebaut, um Rohre bin Rekordzeit zu verbinden. Die Stadtwirtschaft hat das Verfahren jetzt getestet.

Von Dirk Skrzypczak 07.07.2021, 13:30
Dieser Ring ist vollgestopft mit modernster Technik. Durch das Gerät wird beim Schweißen quasi der Turbo gezündet.
Dieser Ring ist vollgestopft mit modernster Technik. Durch das Gerät wird beim Schweißen quasi der Turbo gezündet. (Foto: Silvio Kison)

Halle (Saale)/MZ - Auf den ersten Blick wirkt die Innovation unspektakulär. Wie ein Ring hat der Prototyp die Wasserleitung in der Baugrube umschlungen. Was aussieht wie ein Männerspielzeug aus einem Stabilbaukasten, ist in Wahrheit ein ausgefeiltes Stück Ingenieurskunst. Das orbitale Laserschweißverfahren soll und kann das Schweißen revolutionieren. „In einem herkömmlichen Verfahren würde es bei dieser Rohrgröße etwa 30 Minuten dauern, eine Schweißnaht zu setzen. Wir brauchen mit unserem Gerät dafür nur 90 Sekunden“, sagt Professor Steffen Keitel, Geschäftsführer der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt (SLV) in Halle. Bei einer Gasleitung hatten Keitel und sein Team den Laser schon ausprobiert. Nun testet er das System an einer Trinkwasserleitung der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft (HWS) - es ist eine Deutschlandpremiere. Zwar ist Laserschweißen fast schon wieder ein alter Hut. Nur so wie die SLV wendet es keiner an.

Jörg Schulze, Geschäftsführer der HWS, ist neugierig und begeistert zugleich. Mit Innovationen kennt er sich aus - schließlich setzt die HWS unter anderem im Klärwerk Lettin oder auch bei Kanalsanierungen auf moderne Technik, um Personal, Ressourcen, Geld und nicht zuletzt auch die Nerven von Anwohnern zu schonen. „Mit diesem Schweißverfahren sind wir in der Lage, Baustellenzeiten kurz zu halten. Dieser Test ist dazu da, zu schauen, ob man das Verfahren auch in einem größeren Maßstab im Stadtgebiet anwenden kann“, sagt Schulze. Als Probeobjekt dient an diesem Tag eine neue Wasserleitung im Norden Trothas mit einem Durchmesser von 300 Millimetern, die auf einer Länge von 250 Metern in ein 600er Rohr geschoben wird.

„Energie des Lasers ist bis zu 100-fach stärker als beim üblichen Lichtbogenschweißen“

Professor Keitel jedenfalls ist überzeugt, dass das orbitale Laserschweißen überall funktioniert und dass Umwelteinflüsse der Technik auch nichts anhaben können. Wie ein Computertomograf in einem Krankenhaus surrt das Schweißgerät um die Leitung herum. „Die Energie des Lasers, mit dem wir arbeiten, ist bis zu 100-fach stärker als beim üblichen Lichtbogenschweißen. Und es kommen noch weitere Vorteile hinzu“, sagt er. So bleibt die Schweißnaht im Prinzip kalt und lässt sich mit einem elektromagnetischen Ultraschall auch gleich auf ihre Qualität überprüfen - die Sensoren dafür sind in der Apparatur integriert.

Auf einer Baustelle im Norden Trothas wurde das Verfahren bei der Verlegung einer 250 Meter langen Trinkwasserleitung getestet.
Auf einer Baustelle im Norden Trothas wurde das Verfahren bei der Verlegung einer 250 Meter langen Trinkwasserleitung getestet.
(Foto: Silvio Kison)

HWS-Chef Jörg Schulze kommt diese Effizienz entgegen. Die relativ kleine Stadtwerketochter HWS verwaltet allein im Trink- und Abwasserbereich ein Bilanzvolumen von 500 Millionen Euro. „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Es geht um Demografie, Dürreperioden, aber auch um Starkregenereignisse. Dafür müssen wir uns wappnen“, sagt er. Aus diesem Grund gebe es auch die Halleschen Werkstattgespräche als eine Art Messe für Versorgungsunternehmen wie die HWS und die Wirtschaft.

Bis das Laserschweißgerät der SLV marktreif ist, werden möglicherweise noch ein paar Jahre ins Land gehen. Zudem will Keitel die Maschine weiterentwickeln. Momentan ist bei einem Rohrdurchmesser von 400 Millimetern und einer Wanddicke von acht Millimetern Schluss.