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Argentinier mit deutschen Wurzeln Familiensuche in Halle (Saale): Argentinier Patricio Schneider will seine deutschen Vorfahren finden

Von Julia Rau 11.11.2017, 11:02
Patricio Schneider mit Frau und Kindern in Argentinien.
Patricio Schneider mit Frau und Kindern in Argentinien. Privat

Halle (Saale) - Irgendwo in Halle wohnt eine Familie Schneider, die keine Ahnung hat, dass sie Verwandtschaft am anderen Ende der Welt hat. Von dem Stammbaum der Scheiders ragte 1903 ein Ast über den Atlantik bis nach Argentinien. Dort gibt es die Schneiders bis heute. Einer von ihnen, Patricio Schneider, will die Familie nun wieder zusammenbringen.

Suche nach Familie in Halle (Saale): Patricio Schneiders Uropa zog es 1903 von Hamburg nach Argentinien

Der argentinische Anwalt versucht seit Jahren, seine deutschen Verwandten aufzuspüren. „Als Kind hat mir mein Opa viele Geschichten über seinen Vater erzählt und wie er sich 1903 von der Familie trennte“, so der Argentinier. 1903 ging Patricios Urgroßvater Gustav Wilhelm Karl, geboren 1888, im Alter von 14 Jahren allein in Hamburg gen Südamerika an Bord. In der Fremde wollte der älteste Sohn sein Glück machen.

Er kam bei seinem Onkel unter, der schon zuvor aus Schraplau nach Buenos Aires gezogen war. Seine sechs Geschwister und die Eltern blieben in Esperstedt und zogen zehn Jahre später nach Halle - in die Hafenstraße. „In Halle lebt meine Familie seit über 100 Jahren“, sagt Patricio. Zumindest wisse er von Hochzeiten und Todesfällen der Schneiders, die sich alle in Halle ereigneten. Er hat sich Totenscheine und Heiratsurkunden von Ämtern schicken lassen.

Patricio Schneider sucht seine Familie in Halle (Saale): Eine Geburtsurkunde aus dem Mansfelder Land brachte den Stein ins Rollen

Mühsam versucht er, jeden Abzweig der Nachfahren der Nachfahren nachzuvollziehen und die noch lebenden Familienmitglieder zu finden. Er ist sich sicher, dass noch viele in Halle wohnen. „Dort war meine Familie so lange Zuhause“, sagt der Anwalt. Das Problem: Während der Nachname in Argentinien exotisch anmutet, ist er hier an Hunderten Klingelschildern zu finden. Die Frauen haben vermutlich längst neue Namen.

Aber warum macht sich der zweifache Vater die Mühe überhaupt? Generationen liegen zurück, als die argentinischen und die deutschen Schneiders noch mehr als den Namen gemein hatten. „2003 lag plötzlich ein Brief in der Post. Eine Geburtsurkunde aus dem Mansfelder Land“. Patricio wurde neugierig und forderte mehr Papiere an, jetzt da er wusste, wer zuständig war.

Seine größte Hilfe: Ein Familienfoto mit dem Urgroßvater und dessen Geschwistern. „Ich möchte unsere Familienstränge wieder zusammenführen. Wir waren so lange getrennt, weil ein Einzelner entschied, nach Argentinien zu gehen. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir uns alle kennenlernen, wir uns gegenseitig unsere Geschichten erzählen“, so der 38-Jährige.

Patricio Schneider sucht seine Familie in Halle (Saale): Sei Onkel spielte mal in der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft

Dann könnte er hören, was etwa aus der Familie von Heinz Schneider geworden ist. Heinz, ein Neffe seines Urgroßvaters, fiel im Zweiten Weltkrieg in Russland, war aber verheiratet und wahrscheinlich auch Vater. Der Zweig der Familie wuchs demnach ohne ihn weiter. Oder Patricio erfährt, was die Nachfahren von Reinhold Wilhelm Schneider mit ihrem Leben angefangen haben. Der Bruder seines Uropas starb in Frankreich im Ersten Weltkrieg. Im Gegenzug könnte Patricio von dem berühmten argentinischen Schneider berichten: Seinem Onkel Juan Carlos Schneider. Der spielte 1965 sogar mal in der Fußballnationalmannschaft Argentiniens. Im Mittelfeld.

Patricio Schneider sucht seine Familie in Halle (Saale)  - und ist dafür auch schon mehrfach nach Deutschland gereist

Mehrfach ist Patricio auf der Suche nach seinen Verwandten auch nach Deutschland gereist. „Zweimal nach Esperstedt“, erzählt er. Auf einem Erinnerungsfoto lehnt er stolz am Ortseingangsschild. 2008 und 2014 war das. „Ich weiß noch, wie ich das erste Mal nach Halle kam. Vom Bahnhof lief ich ohne Karte oder Handy nach Esperstedt. Ich ging an einer viel befahrenen Straße und kam erst nach Stunden an.“ Als er ankam, war es längst dunkel. Elektrisiert von dem Ort sei er gleich weiter nach Röblingen am See gegangen. Auch dorthin schlagen die Familienwurzeln.

„Unvergesslich“, sagt er heute über den Trip. 2014 kam er nochmal, dieses Mal mit seiner Frau und seiner älteren Tochter. „Aber ich habe nicht viel Neues erfahren, nur ein paar Steine mit unserem Nachnamen darauf gesehen“ , so Patricio. Seine Familie in Argentinien verfolgt Patricios Suche übrigens sehr genau, will immer wissen, wenn er etwas Neues in Erfahrung bringt. Wenn er alle wiedergefunden hat, so hoffen die Schneiders, wird es eine große Familienzusammenkunft geben. „Ich will jeden Einzelnen in Deutschland treffen“, sagt er „und sie später alle gern in mein Haus einladen“.

››Wer Hinweise hat oder Johann Paul Kurt, Minna Paula, Wilhelm Ernst Karl, Gustav Paul Otto, Reinhold Wilhelm oder Paula Meta Schneider im Stammbaum wiederfindet, kann sich an [email protected] wenden. (mz)