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Familiendrama auf Teneriffa Familiendrama auf Teneriffa: Frau und Sohn getötet - Opfer stammen aus Halle

Von Julius Lukas 25.04.2019, 17:12
Ermittler untersuchten am Donnerstag eine Villa in Adeje. In dem Ort auf Teneriffa soll der Mann und Vater der Getöteten schon länger gelebt haben.
Ermittler untersuchten am Donnerstag eine Villa in Adeje. In dem Ort auf Teneriffa soll der Mann und Vater der Getöteten schon länger gelebt haben. dpa

Halle (Saale) - Die Frau und ihr Sohn, die am Mittwoch tot in einer Höhle auf Teneriffa (Spanien) aufgefunden wurden, stammen nach MZ-Informationen aus Sachsen-Anhalt. Die 39-Jährige hat im Servicebereich eines IT-Unternehmens in Halle gearbeitet. Sie war zusammen mit ihren beiden fünf und zehn Jahre alten Kindern am Montag auf die Kanareninsel gereist, um ihren Ehemann zu besuchen. Von diesem lebte sie getrennt.

Nach derzeitigem Stand steht der Vater der Kinder unter Tatverdacht. Die spanischen Ermittler gehen davon aus, dass der 43-Jährige bei einer Wanderung am Dienstag erst seine Frau und dann den älteren Sohn getötet hat. Der fünfjährige Junge entkam.

Die Polizeiinspektion Halle wollte sich zur Herkunft und zum Tathergang nicht äußern: „Wir können das weder bestätigen noch dementieren“, sagte Sprecherin Antje Hoppen und verwies an das Auswärtige Amt in Berlin. Dort wurde bestätigt, dass der Fall bekannt sei. Zu Details könne man sich aus persönlichkeits- und datenschutzrechtlichen Gründen nicht äußern. Das Generalkonsulat auf den Kanaren in Las Palmas (Gran Canaria) sowie die deutsche Botschaft in Madrid würden sich vor Ort um den Fall kümmern.

Nach Informationen von „El País“, der größten spanischen Tageszeitung, lebte der Vater seit einiger Zeit bereits im Ort Adeje auf Teneriffa. Vor zwei Jahren soll er sich ein Haus gekauft haben. Nachbarn beschreiben ihn als unauffällig. Seine Familie soll ihn regelmäßig besucht haben. Am Dienstag unternahmen sie gemeinsam eine Wanderung durch das bergige Hinterland von Adeje. In einer Höhle soll der Vater dann die Mutter attackiert haben. So hat es der jüngere Sohn laut „El País“ den Behörden erzählt.

Behörden: Jüngerer Sohn des Opfers konnte aus Höhle fliehen

Während sein älterer Bruder in der Höhle blieb, floh der Fünfjährige und irrte mehrere Stunden durch die Gegend. Dann traf er auf Wanderer. „Der Kleine war sehr erschrocken, zitterte, hatte viel Angst und bat darum, dass man ihn nach Deutschland bringt“, sagte eine Frau, die den Jungen aufgriff und zur Polizei brachte, der Zeitung „El Día“. Den Beamten erzählte der fünfjährige Junge dann, was vorgefallen war.

Am Dienstagabend bereits wurde der Vater von der Guardia Civil festgenommen. Unter Berufung auf die Polizei berichtete die Regionalzeitung „Diario de Avisos“, der Verdächtige weise „leichte Verletzungen auf, die auf einen Kampf hindeuten“. Bei seiner Festnahme habe der Mann heftigen Widerstand geleistet, erklärte ein Vertreter des Madrider Innenministeriums auf den Kanaren.

Polizei findet Leichen von Frau und Sohn in Höhle

In der Vernehmung habe der Mann beteuert, seine Frau und sein Sohn seien noch am Leben gewesen, als er die Höhle verlassen habe. Er soll am Freitag dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Auch eine Autopsie der Leichen wurde angeordnet. Die Frau und ihr Sohn wurden am Mittwoch nach mehrstündiger Suche in der Höhle gefunden. Am mutmaßlichen Tatort sei nach Polizeiangaben viel Blut gewesen.

Der jüngere Sohn wird derzeit von Sozialarbeitern und Psychologen betreut. Laut „El País“ sind die Großeltern mütterlicherseits auf dem Weg nach Teneriffa, um sich um ihn zu kümmern.

Die Gewalttat rief in Spanien landesweite Bestürzung hervor. Der Stadtrat von Adeje ordnete für zwei Tage offizielle Trauer an und hielt am Donnerstag in Andenken an die beiden Getöteten eine Schweigeminute ab. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez verurteilte die Tat und äußerte sein tiefes Bedauern. (mz)