1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Familie: Familie: Kino-Kult und Kinderwagen

Familie Familie: Kino-Kult und Kinderwagen

Von heidi jürgens und michael falgowski 14.03.2013, 20:50
Ferdinand (zehn Monate) hat soeben seinen Brei gegessen. Papa Mario hat ihn auf dem Schoß und kann nebenher einen Kinofilm anschauen.
Ferdinand (zehn Monate) hat soeben seinen Brei gegessen. Papa Mario hat ihn auf dem Schoß und kann nebenher einen Kinofilm anschauen. Silvio Kison Lizenz

halle/MZ - Familien mit Kleinkindern haben es nicht leicht: Betreuung und Beruf lassen sich oft nur schlecht vereinbaren, Freizeit-Angebote, die auf die speziellen Bedürfnisse junger Eltern abzielen, gibt es kaum. Drei Beispiele in Halle zeigen, dass es auch anders geht.

Im Puschkino hatte Mittwochvormittag eine besondere Vorstellung Premiere: In der Spielstätte in der Kardinal-Albrecht-Straße können sich Eltern aktuelle Filme ansehen - und ihre Babys mitbringen. Gerade das ist in den großen Kinos mit Abendvorstellungen kaum möglich: Vor allem die Lautstärke würde die Kleinen erschrecken und das Geschrei andere Besucher stören. Hannelore Heyroth war am Mittwoch die Erste, die kam - in der Hand die Babyschale, in der Max Milan, drei Monate, schlief. „Da geh’ ich hin“, hatte sich die junge Mutter gesagt, als sie die Ankündigung gelesen hatte. Denn seit das Baby da ist, musste sie schweren Herzens auf Kinobesuche verzichten. Insgesamt vier Mütter und ein Vater kamen mit ihren Babys ins Puschkino, um die Neuerung zu testen. Licht und Lautstärke im Kino können je nach Bedarf angepasst werden, niemanden wird es stören, wenn die Kleinen mal unruhig sind. Es ist genügend Platz - sowohl in den Reihen, als auch vor der Leinwand. Kinderwagen und Tragetaschen können mitgebracht, Decken oder Wickelunterlagen ausgebreitet werden. Stillen und Füttern sind kein Problem.

Betreiber Torsten Raab weiß, dass das „Kinderwagen-Kino“ in anderen Städten - beispielsweise in Berlin und Dresden - schon seit Jahren gut läuft. Er geht jedoch zunächst nicht mit allzu großen Erwartungen an die Sache heran. „Man muss sehen, wie sich alles entwickelt.“ Zunächst hat er drei Vorstellungen ins Programm genommen, jeweils mittwochs, 11 Uhr. Zu sehen sind die aktuellen Filme, die auch im Abendprogramm laufen. Am Mittwoch „Take This Waltz“ - ein Beziehungsfilm. Angekommen ist der erste Eltern-Baby-Kino-Mittag beim Publikum gut.

Stundenweise ist die Betreuung des Kindes möglich

Mit dem Kinderwagen ins Kino - das geht also nun in Halle. Aber mit dem Kinderwagen ins Büro? Auch das ist neuerdings möglich. So wird am Freitag beim Bauunternehmen Papenburg AG ein Eltern-Kind-Zimmer eröffnet: ein großer und ein kleiner Schreibtisch, eine Spielecke, ein Wickeltisch und eine Gelegenheit, etwa ein Breiglas zu erwärmen. „Den Raum können künftig Mütter oder Väter unter unseren Mitarbeitern nutzen, denen vielleicht stundenweise kurzfristig eine Betreuung für das Kind ausgefallen ist“, sagt Geschäftsführerin Angela Papenburg.

Ein großes Problem für berufstätige junge Eltern können die Betreuungszeiten in Kindereinrichtungen sein. In der Regel schließen die Kitas am späten Nachmittag. Wer beruflich stark eingebunden ist, hat damit Schwierigkeiten. Auch dafür gibt es in Halle eine Lösung: Der Kindergarten Tabaluga in Neustadt hat als einzige kommunale Einrichtung in der Stadt deutlich länger geöffnet. „Rund zehn Kinder werden bei uns auch noch nach 18 Uhr betreut. Manche Eltern schaffen es eben nicht immer eher“, sagt Leiterin Esther Pareigis. Tabaluga bietet zudem auch einmal in allen Ferien eine „Hotel-Nacht“ an - die Kleinen werden also sogar bis zum nächsten Morgen betreut. „Und in der Vorweihnachtszeit konnten Eltern, die ihre Kinder sonst nur bis zum Mittag zu uns bringen dürfen, eine Betreuung des Nachwuchses bis um 20 Uhr in Anspruch nehmen - wegen der Weihnachtseinkäufe“, so Pareigis.