Familie kämpft in Mietwohnung gegen Kakerlaken Familie kämpft in Mietwohnung gegen Kakerlaken: "Es ist einfach ekelhaft so zu leben"

Halle (Saale) - Direkt neben der Mikrowelle liegt eine Klebefalle. Eine etwa zwei Zentimeter große Kakerlake ist darin gefangen, die Fühler bewegen sich noch. Seit dem Sommer kämpft Nancy Kühnes Familie mit dem Schädlingsbefall in ihrer Neubaublockwohnung Am Bruchsee in Halle-Neustadt. Die Schaben haben sich in allen Zimmern der 69 Quadratmeter großen Wohnung ausgebreitet. Zwischenzeitlich hatte das Jüngste von vier Kindern eine Art Ausschlag bekommen. „Die Kinderärztin meinte, dass das Insektenbisse sind“, sagt Kühne.
Die Familie belastet die Situation. „Es ist einfach ekelhaft, so zu leben“, sagt die Mutter. Zunächst hätten sich die Kakerlaken nur in den unteren Etagen des Hauses ausgebreitet, mittlerweile sind die Schädlinge aber auch im siebten Stock angekommen. Laut Kühne haben die Hausbewohner mehrfach den Vermieter kontaktiert und auf das Problem aufmerksam gemacht. Nachdem sich selbst Monate später noch Schaben in der Wohnung befinden, hat die Familie eine Anwältin und das Gesundheitsamt eingeschaltet. Ausziehen möchte Kühne nicht.
Fachfirma mit der professionellen Begutachtung und Beseitigung beauftragt
Das Wohnungsunternehmen Grand City Property sagt auf MZ-Nachfrage, dass eine Fachfirma mit der professionellen Begutachtung und Beseitigung beauftragt wurde. „Dies erfolgt gemäß geltender Bestimmungen mit wirkungsvollen Fallen“, sagt Sprecherin Katrin Petersen. Tatsächlich liegen in den ersten Etagen in jedem Flur große Kakerlakenfallen aus. Verschwunden sind die Schädlinge dadurch jedoch nicht.
Die Stadtverwaltung hat nach Hinweisen von Mietern den Vermieter ebenfalls um eine Stellungnahme gebeten. „Der Vermieter und der Schädlingsbekämpfer informierten die Stadt, dass kein starker Schädlingsbefall vorliegt“, sagt Christine Gröger, Leiterin des Fachbereiches Gesundheit. Die Verwaltung will die Bekämpfung der Schädlinge zudem vor Ort kontrollieren.
„Es entsteht der Eindruck, dass Grand City Property massive Probleme hat“
Das Wohnungsunternehmen, das in Halle über 8.000 Wohnungen verwaltet, stand bereits wegen hoher Mietererhöhungen und vertauschten Wohnungen in der Kritik. Deshalb hat sich sogar der Mieterrat Halle gegründet. „Es entsteht der Eindruck, dass Grand City Property massive Probleme bei der Verwaltung der Mietwohnungen hat“, sagt Vorstandsmitglied und Freie-Wähler-Stadtrat Johannes Menke. Seiner Meinung nach bleiben der Familie nun mehrere Möglichkeiten.
Die Mieter könnten den Vertrag fristlos kündigen, wenn der Schädlingsbefall über einen längeren Zeitraum anfällt. Außerdem könnte die Schädlingsbeseitigung eingeklagt und die Miete gemindert werden. Es sei wichtig, dass die Mieter ihre Rechte wahrnehmen. Grand City Property hat gegenüber Menke angekündigt, zukünftig weitere Wohnungen in Neustadt anbieten zu wollen. (mz)