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Fälscher-Schau in Halle Fälscher-Schau in Halle: Moritzburg als Blütenmeer

Von Detlef Färber 17.11.2014, 20:18
Museums-Chef Thomas Bauer-Friedrich packt eine seiner Hauptattraktionen aus: Den „Sämann“.
Museums-Chef Thomas Bauer-Friedrich packt eine seiner Hauptattraktionen aus: Den „Sämann“. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - „Oooch - ein van Gogh!“ Gerade wollen sich Staunen, Begeisterung und Verwunderung über diese unfassbare Tatsache für ein Haus wie die Moritzburg Bahn brechen, als dem Betrachter nach Sekundenbruchteilen der Verblüffung der Zweck seines Hierseins wieder einfällt: Es geht erstmals in unseren Breiten um ein Thema, das sonst geeignet ist, Museen ebenso wie Sammlern oder Kunsthändlern wahre Albträume zu bereiten.

„Original bis ... - Fälschungen zwischen Faszination und Betrug“ heißt die Schau, die dieser Tage im Kunstmuseum in Halles Stadtschloss aufgebaut wird. Gestern ging es insbesondere darum, für jede der spektakulären Fälschungen den einzig wahren Ort im Ausstellungsraum zu finden. Da wurde so manche Platzierung unweigerlich zur Chefsache für Moritzburg-Direktor Thomas Bauer-Friedrich. Zum Beispiel jener „Sämann“, von ... ja letztlich dann doch nicht Vincent van Gogh, sondern von einem gewissen Otto Wacker in den 1930er Jahren gemalt - nach dem Vorbild jenes Künstlers, der plötzlich weltberühmt und sündhaft teuer zu werden begann.

Ein Symbolbild wohl auch fürs Thema Fälschen - denn: Wer Kunst, sät, wird Nachahmung, sprich Blüten, ernten. Wie man die dann nennt? Kopie, Ergänzung, Interpretation oder Fälschung - genau das, so Bauer-Friedrich, sei Thema dieser Schau - und in vielen Fällen gar nicht so leicht zu beantworten. Eins der Bilder, „Christus und die Büßerin“, galt sogar lange als echter Vermeer. Für viele selbst dann noch, als sein „Fälscher“ - Han van Meegeren, wohl der Star dieser Szene - gestanden hatte, dass es kein Vermeer, sondern sein Werk sei, das er im Stile Jan Vermeers gemalt hatte: Weil der Meister selbst für dieses „mögliche“ Bild vielleicht nicht genug Zeit ...?

Die Schau wird insbesondere vier Bild-Fälscher präsentieren, darunter Arbeiten des erst 2011 aufgeflogenen Wolfgang Beltracchi. Fehlen werden dagegen Gemälde von Konrad Kujau - und erst recht dessen „Hitler-Tagebücher“, die eine Ausstellung über Kunstfälschungen wohl zu sehr überlagern würden. Eine Hitparade der Fälschungen kommt hier freilich auch ohne die schillernde Figur aus Löbau aus, die einst den Stoff für Deutschlands größten Medienskandal und die wunderbare Filmkommödie „Schtonk“ geliefert hat.

Zudem soll die hallesche Schau zum Thema Fälschungen auch andere „kreative“ Bereiche wie etwa die Produkt- oder Markenpiraterie beleuchten. Auch der Originalitätswahn werde da zum Thema, verspricht der Moritzburg-Chef. Und natürlich hat auch Ulf Dräger, der Kustos des Landesmünzkabinetts, allerlei Exponate zu diesem Blütenmeer beizutragen. Darunter sind sogar Fälschungen, die einst in höherem, ja in allerhöchstem Auftrag angefertigt worden sind. Da, meint Dräger, solle man sich mal überraschen lassen. (mz)