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"Fahrwerk" am Hauptbahnhof "Fahrwerk" am Hauptbahnhof Halle: Skate-Halle macht wieder dicht

Von Anja Förtsch 18.01.2017, 13:05
Max Hanisch (vorn) leitet im Fahrwerk Workshops.
Max Hanisch (vorn) leitet im Fahrwerk Workshops. Günter Bauer

Halle (Saale) - „Erst vor wenigen Tagen haben wir die gesamte Elektronik in der Halle überarbeitet und den Sicherungskasten ausgetauscht. Zwei Tage danach kam die Nachricht, dass wir hier raus müssen“, erzählt Max Hanisch vom Verein congrav. Er spricht vom Fahrwerk, der Skatehalle in der Karl-von-Thielen-Straße nahe des Hauptbahnhofs. Die wurde erst im September 2015 offiziell eröffnet - im Sommer 2017 läuft der Mietvertrag für die Halle aus.

„Ursprünglich wollten wir das Objekt einmal kaufen. Das hat nicht geklappt und der Eigentümer hat den Mietvertrag in letzter Minute nicht verlängert“, sagt Hanisch. „Wir werden hier also alles ausbauen und in einer neuen Halle wieder aufbauen.“ Und das ist so einiges: Das Fahrwerk bietet 300 Quadratmeter skate-bare Fläche, also Rampen, Flächen und Vorsprünge. Dazu kommen eine Bar, ein großer Sitzbereich und ein Hinterhof.

Max Hanisch vom Verein congrav: „Wir suchen jetzt nach einer neuen Halle“

„Wir suchen jetzt nach einer neuen Halle“, sagt Hanisch. Dabei wird der Verein von der Stadt unterstützt. Das komme nicht von ungefähr: „Sie haben gesehen, dass unser Konzept funktioniert, dass es den Kindern etwas bringt.“ Halles Pressesprecher Drago Bock bestätigt, dass die Stadt„dem Verein bereits verschiedene Objekte und Eigentümer benannt“ hat. Zudem wolle die Stadt den Verein am 31. Januar in die öffentliche Beigeordnetenkonferenz einladen, um dort die konkreten Pläne zu besprechen.

Im Jahr 2016 war die Halle an knapp 250 Tagen geöffnet, rund 2.000 Nutzer kamen insgesamt. In dieser Zeit haben die 30 Mitglieder viel in Sachen Jugendarbeit in der Stadt angestoßen und erreicht. Neben den normalen Öffnungstagen finden an jedem Samstag Anfängertage statt. An diesen stehen mehrere Workshopleiter bereit, die den Kindern zeigen, wie man Skateboard, Inline-Skates oder BMX fährt oder ihnen sogar die ersten Tricks beibringen. Oft versuchen sich dann auch die Eltern, die ihre Jüngsten in die Halle bringen, spontan auch mal am Skaten.

An jedem Sonntag ist für die unter 14-Jährigen reserviert

An jedem Sonntag, dem offiziellen Juniortag ist die Halle dann zudem für die unter 14-Jährigen reserviert. Einmal im Monat gibt es einen Girls Day im „Fahrwerk“, an dem die Mädchen komplett unter sich sind. „Außerdem haben wir im vergangenen Jahr insgesamt rund 70 Workshops außerhalb gemacht, etwa auf Skateparks im Freien.“

Der Verein organisierte im Sommer eine Refugees-Welcome-Tour, bei der die Mitglieder beispielsweise vor dem Maritim mit geflüchteten Kindern skateten. „Das lief wahnsinnig gut“, erzählt Hanisch. „Zwischendurch waren 40 bis 50 Leute gleichzeitig auf dem Platz. Die jüngsten waren vier Jahre alt, die ältesten 45.“ Seit dem Sommersemester organisiert der Verein zudem mit der MLU einen eigenen Unisportkurs „Skateboarding“.

„Was wir machen, ist keine klassische Jugendarbeit“, sagt Hanisch. „Aber es funktioniert und ist sehr erfolgreich.“ Er selbst betreue einige Kinder schon seit zwei Jahren. „Da sehe ich natürlich deren Entwicklung. Und kann eventuell gegensteuern, wenn ich merke, da läuft gerade etwas nicht gut, in der Schule oder im Freundeskreis.“ Auch die Stadt Halle schätzt die Arbeit des Vereins: Sie sei ein wertvoller Beitrag zur Kinder- und Jugendarbeit der Stadt und „Bestandteil der mittelfristigen präventiven Jugendhilfeplanung“, sagt Bock.

Projekt „Offene Angebote der Jugendkultur und Skateboard und BMX in Halle“

Das zeige sich auch in den Fördermitteln, die der Verein von der Stadt erhält, so der Sprecher. Für das Projekt „Offene Angebote der Jugendkultur und Skateboard und BMX in Halle“ sind das für die Jahre 2017 bis 2019 insgesamt rund 152.000 Euro, für das Projekt „Fliparena“ im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „Jugend stärken im Quartier“ in diesem Jahr rund 7.200 Euro. Außerdem gewährte die Stadt einen Mietkostenzuschuss für die Skatehalle in Höhe von 860 Euro für das Jahr 2016.

Die Skatehalle am Bahnhof haben die Mitglieder des congrav komplett in Eigenregie und mit viel Handarbeit auf- und ausgebaut. „Allein für die Elektronik ging eine vierstellige Summe drauf“, sagt Hanisch. „Wir haben hier wirklich von Null angefangen.“ Ein bisschen wehmütig mache der Auszug da schon. „Klar wären wir gern in der Halle geblieben. Aber wir sehen das nicht nur negativ, sondern auch als Chance.“ Und zwar als Chance auf ein Objekt, das beheizt und besser erreichbar und angebunden ist. Und auch größer: „500 bis 800 Quadratmeter wären toll“, sagt der 28-Jährige. „Damit mehr Kids gleichzeitig rollen können.“ (mz)