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Facebook-Seite über das hässliche Halle Facebook-Seite über das hässliche Halle: "Ich baue potemkinsche Dörfer"

Von Alexander Schultz 06.03.2015, 10:41
Facebookseite "Halle ist die Hölle, zieht lieber nach Leipzig."
Facebookseite "Halle ist die Hölle, zieht lieber nach Leipzig." Screenshot/www.facebook.com/hoellesaale Lizenz

Halle (Saale) - "Halle ist hässlich! Zum Glück! Das ist gut gegen hohe Mieten! Zieht doch in die Boomtown Leipzig - das Berlin der 90er." Mit dieser provokanten Kurzbeschreibung präsentiert sich bei Facebook eine Seite über Halle, die seit vergangenem Herbst für Aufsehen sorgt.

"Wir versuchen mit den Mitteln der Satire, mit Ironie, Sarkasmus, Zynismus und platten Witzen zu verhindern, dass Halle dem Marketing-Ausverkauf zum Opfer fällt", gibt man sich beim Seitenbetreiber offensiv kämpferisch. Wir - das ist eigentlich ein Einzelkämpfer, der sich Ronny Reinsch nennt. "Der Name im Impressum ist natürlich nur ein Pseudonym. Aber das ist auch gut so", verrät der Internet-Rebell, der findet, dass das ganze Medieninteresse schon "langsam abstruse Züge" annimmt. "Aber das Abstruse liegt mir ja."

Beispiel 1:

Zu seiner Facebook-Seite "Halle ist die Hölle, zieht lieber nach Leipzig", die er im November 2014 gegründet hat und die seitdem rapide angewachsen ist, wurde er durch die Seite "Bleibt besser wo Ihr seid, Leipzig ist finster" inspiriert, die sich mit dem Hype um die große Nachbarstadt beschäftigt, diese aber kritisiert. "Viele Neuzugezogene wollen in die hippen Viertel der Stadt ziehen, dorthin, wo z.B. die Künstler leben. Dafür müssen die Alteingesessenen früher oder später aus ihrem runtergekommenen, aber sehr billigen Altbau raus", erzählt Reinsch. "Sanierung lässt dort die Mieten und Lebenskosten steigen, wodurch die Alten und Armen in andere Viertel verdrängt werden. In Berlin-Prenzlauer-Berg ist das genauso verlaufen und in Leipzig passiert das auch."

Beispiel 2:

Mit seiner Seite über Halle, die meist mit abschreckend hässlichen Fotos und dazugehöriger sarkastischer Beschreibung arbeitet, will er sich gegen eine Gentrifizierung in Halle stemmen. "Ich baue potemkinsche Dörfer auf, deren Fassaden aber nicht schön, sondern im Gegenteil besonders hässlich aussehen sollen. So hässlich, dass selbst eine Sanierung nicht mehr lohnt. Und natürlich skizziere ich Halles Einwohner, die völlig unerträglich sind. Damit Halle underground bleibt - die kleine hässliche Stiefschwester von Leipzig", provoziert Reinsch. "Aber in jeder ironischen Brechung steckt natürlich auch ein Funken Wahrheit. Und das macht Halle lebenswert." Jedoch soll das bitte niemand wissen, hofft er.

Beispiel 3:

Und Reinsch weiß genau, dass er sich mit seinen Posts nicht nur Freunde macht. "Die schönsten Feedbacks der Seite sind natürlich die Reaktionen von denen, die sich richtig angepisst fühlen, weil sie nur den Titel der Seite lesen", vermutet er. Die Kontraste und Spannungen erzeugen für ihn aber Spaß. "Und es gibt natürlich sowohl in Leipzig als auch in Halle genug Leute, die denken, ich würde Partei für eine Stadt ergreifen. Sollen sie das mal weiter glauben." (mz)