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Exkurs in eine dunkle Welt

Von Sylvia Pommert 27.05.2008, 16:06

Halle/MZ. - Einer, der schonungslos den Finger darauf legt, ist Niklas Frank, Sohn des Kriegsverbrechers Hans Frank, der einst als "Schlächter von Polen" bekannt wurde. Hafner und Niklas Frank können verschiedener nicht sein. Und so geriet die erste Veranstaltung in der Reihe "Nationalsozialismus im Film" zu einer engagierten Auseinandersetzung mit dem brisanten Thema.

Mit dem in diesem Jahr erschienenen Dokumentarfilm "Hafners Paradies" starteten die Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt und das Kino "Lux" am Montagabend ihr Vorhaben, die Darstellung des Nationalsozialismus in Spiel- und Dokumentarfilmen zu beleuchten. Dazu hatte man einen Gast eingeladen, der mit seinem Buch "Der Vater. Eine Abrechnung" seinerzeit für enormes Aufsehen gesorgt hatte. Autor und Journalist Niklas Frank hatte sich darin vehement und öffentlichkeitswirksam von den Machenschaften seines Vater distanziert, der während des Zweiten Weltkriegs als Generalgouverneur im besetzten Polen agierte.

"Es hat mich wieder erschlagen", so Niklas Frank nach dem Film "Hafners Paradies", den er im "Lux" zum zweiten Mal gesehen hatte. Die unglaubliche Selbstgerechtigkeit des Hafner stoße ihn ab. Der Mann habe sein Leben mit der Lüge und der Verleugnung durchgezogen. Letzteres habe er, Frank, auch in der eigenen Familie erlebt. "Vater und Mutter wussten, was passiert war, aber alle haben es weggedrückt." Menschen wie Hafner habe er zu hunderten erlebt, so Niklas Frank weiter. "An einer bestimmten Stelle fangen sie einfach an zu schweigen und sagen dann ablenkend: ,Niklas, nimmst du noch ein Stück Torte?'"

Rund 70 Minuten waren die Zuschauer zuvor mit den Augen des Filmemachers Günter Schwaiger in die groteske und dunkle Welt des ehemaligen SS-Offiziers Paul Maria Hafner eingetaucht, der seit über 50 Jahren in Spanien in gehobenen Verhältnissen lebt. Nach außen ist er der freundliche, unauffällige alte Herr. Doch geprägt sind seine Gedanken von der Ideologie des Nationalsozialismus. Er träumt von einem vierten Reich, verehrt Hitler und leugnet die NS-Verbrechen: "Das glaube ich nicht, das ist Propaganda. Was mir damals gezeigt wurde, war vorbildlich." Ein Jahr lang hatte Günter Schwaiger den zur Drehzeit 83-Jährigen Hafner mit der Kamera begleitet und ihn mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Nicht alle im Publikum gingen mit der Sichtweise von Schwaiger und Niklas Frank mit. Teils kam es zu sehr kontroversen Diskussionen. Folgende Äußerung könnte man allerdings als Quintessenz werten: "Ich erlebe selbst im Bekanntenkreis, dass Holocaust-Lügen fruchten", meldete sich ein Mann in der hintersten Reihe zu Wort. "Auch intelligente Menschen verleugnen und verdrehen die Wahrheit. Andere wieder sehen die Lüge als ihre Wahrheit an und agitieren damit. Da ist es wichtig, die richtigen Argumente zu kennen."