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„Wir sind komplett digital“ Erster in Halle: Kleingartenverein „Am Mühlrain“ bietet freies WLan für Laubenbesitzer

19.04.2021, 14:30

Halle (Saale) - Andreas Klemmstein ist ein Macher, ein Bastler - und Hobbygärtner. Und als gelernter Elektroinstallateur auch technisch immer auf dem neuesten Stand. Als Vereinsvorsitzender der Sparte „Am Mühlrain“ kann er den 72 Mitgliedern in Kürze etwas bieten, das noch keine andere Gartenanlage in Halle hat: freies, kostenloses und offenes WLan für alle. Möglich ist dies durch einen Förderbescheid, den Landes-Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) am Freitag überbracht hat. Mit 3.700 Euro fördert das Land den Ausbau. Voraussichtlich noch vor Pfingsten soll die Technik aufgebaut werden.

Internet im Garten für Homeoffice oder Fußballübertragung macht Sinn

„Dann können die Kinder, die im Homeschooling sind, beispielsweise ihre Hausaufgaben im Garten machen, während die Eltern Gartenarbeiten machen“, nennt der 42-Jährige ein Beispiel, das zeigt: Internet im Garten macht Sinn. Auch Homeoffice im Garten oder auch einfach nur mal gemeinsam eine Fußballübertragung gemeinsam schauen: Das freie und für alle kostenlose Internet soll auch verbinden.

Der Verein Freifunk stellt dafür einen fünf Meter hohen Mast, der das Internetsignal verbreitet – und wartet die Technik auch. Der Verein stellt einen schnellen DSL-Anschluss, der zwar monatlich 20 Euro kosten wird – aber das übernimmt auch der Verein, verspricht Klemmstein. Die Mitglieder müssen lediglich geringe Stromkosten tragen, die für eine Art Repeater notwendig sind, der in den Lauben angeschlossen werden muss.

Laubeneinbrüche legten Grundstein für Internetzugang im Kleingartenverein

„Eigentlich fing das schon vor zweieinhalb Jahren an“, so Klemmstein. Damals ärgerte sich der Hallenser, der erst vor vier Jahren in die Sparte eingestiegen ist, wie auch andere Gartenbesitzer über Laubeneinbrüche. „Ich habe deswegen eine Videokamera und einen Rauchmelder angeschlossen, die beide über einen Router mit Mobilfunkkarte in der Laube betrieben wurden“, berichtet er. So konnte er immer nach dem Rechten sehen – auf seiner Parzelle. Das interessierte auch die anderen Vereinsmitglieder.

„Auch eine Überwachung der Wege wurde gewünscht, aber dafür müsste man jeden Besucher um eine Genehmigung bitten“, kennt Klemmstein die rechtlichen Bedingungen genau. Der Vereinsvorsitzende bemühte sich bei Telefonanbietern um Unterstützung für ein flächendeckendes Internet für seine Sparte -– ohne Erfolg. „Dann hatte aber der Stadtverband der Kleingärtner in einer Videokonferenz das Freifunk-Projekt ,Freies WLan für alle‘ vorgestellt. Da habe ich gleich den Finger gehoben“, berichtet der Vereinschef. Und ruckzuck kam der Vertrag mit dem Freifunk-Verein zustande.

Kleingartenverein plant weitere Porjekte und viel attraktiver werden

Klemmstein ist froh, den Zuschlag bekommen zu haben, denn das freie Internet passt genau in das Konzept des Vereins. „Wir sind komplett digital“ sagt er. Den Papierverbrauch habe der Verein um 90 Prozent verringert – alles läuft per Mail und über eine Cloud. „Und das nicht erst seit Covid“, betont er. Analog bleiben jedoch die Kontakte im Garten, für die gerade erst mit Beschluss der Mitglieder neue Möglichkeiten geschaffen wurden: ein neuer Spielplatz mit Unterstand, so dass Kinder spielen und Eltern oder Großeltern auch die Möglichkeit zum Schwätzchen haben.

„Außerdem haben die Mitglieder beschlossen, dass wir eine Vereinsdusche einbauen sowie eine Waschmaschine für alle anschaffen“, ergänzt er. Für eine geringe jährliche Pauschalgebühr können die Kleingärtner dann Dusche und Waschmaschine nutzen. Auch wenn alle Kleingärten in der Sparte vergeben sind, will Klemmstein die Anlage für die Zukunft attraktiv machen.

„Man muss doch weiter denken. Wenn die Kinder sich hier am Spielplatz an der frischen Luft bewegen können, haben sie auch später Interesse am Garten.“ Stolz ist er darauf, dass zu den Pächtern der 72 Parzellen 45 Kinder gehören. „Unser Durchschnittsalter liegt bei 48 Jahren. Das jüngste Mitglied ist 28 , viele sind um die 30 oder 35 Jahre alt“, so Klemmstein, der mit seiner Lebensgefährtin auch eine vierjährige Tochter hat, die nun auf dem neuen Spielplatz toben kann. (mz/Silvia Zöller)