Vor den Toren von Halle Erdbeerfeld bei Halle (Saale): Hier reifen die roten Früchte besonders gut

Halle (Saale)/Peißen - Es gibt sicher bessere Zeitpunkte, um Unkraut zu jäten. Aber Peter Meinhardt kann nicht anders. 32 Grad im Schatten zeigt das Thermometer an, da werden es auf dem 12.000-Quadratmeter-Erdbeerfeld gegenüber der ehemaligen Metro an der B100 sicher um die 40 sein. Mit Köpfen, ebenso rot wie die reifen Früchte huschen vereinzelt Selbstpflücker durch die mit Stroh bedeckten Reihen. Bücken, pflücken, ins Körbchen legen - immer wieder.
Chef rupft selbst das Unkraut aus den Erdbeerfeldern
Peter Meinhardt, Geschäftsführer des Landsberger Unternehmens Regio Farmers, das das Feld betreibt, bückt sich auch hin und wieder über die Pflanzen. Doch statt die süßen Früchte zu ernten, reißt er Unkraut aus der Erde. „Ich kann das einfach nicht leiden. Alles muss picobello sein“, sagt der Unternehmer mit Hang zum Perfektionismus.
Egal auf welchem der fünf Selbstpflückfelder oder an welchen der rund 20 Verkaufsstellen die Kunden Früchte kaufen, sie sollen immer die gleiche Qualität bekommen, sagt der 32-Jährige. Und dazu gehöre eben dann auch ein unkraut-freies Feld.
Wie die Erdbeeren trotz der Hitze gut gedeihen
Immerhin: Um den fehlenden Regen muss er sich nicht sorgen. „Wir können unsere Pflanzen gezielt und je nach Sorte unterschiedlich bewässern. In Bewässerungsschläuchen ist alle 30 Zentimeter ein Ventil eingebaut und die Erdbeeren sind in diesem Abstand gepflanzt“, erklärt er. Am Anfang habe man noch ohne künstliche Bewässerung angebaut. „Aber wir haben aus Fehlern gelernt.“
Kleingärtner, die ihr Obst im kleineren Rahmen anbauen, haben es freilich schwerer. Die seit Tagen vorherrschende Hitze und der fehlende Regen macht ihnen zu schaffen. Aber nicht nur sie sind betroffen. Ganz Halle stöhnt unter den hochsommerlichen Temperaturen von mehr als 30 Grad.
Für Mittwoch schwere Gewitter über Halle erwartet
Für den heutigen Mittwoch sagt der Deutsche Wetterdienst wieder schwül-warme Luft mit Temperaturen bis zu 31 Grad voraus. Immerhin wird es wohl nicht so trocken bleiben. In den kommenden Tagen steigt für die Erdbeerbauern und -pflücker die Chance auf Regen. Der könnte jedoch auch heftig ausfallen, wie Sebastian Schappert, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, warnt.
„Am Mittwoch erwarten wir für die Region Halle Schauer und schwere Gewitter“, sagt er. Dabei könnte der ersehnte Niederschlag schnell zu viel des Guten werden. „Denn dort, wo sich Schauer bilden, ziehen sie nur sehr langsam weiter.“ 25 bis 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit seien möglich.
Mai bisher zu trocken und zu warm
Sogar die Menge, die sonst in einem Monat falle, könne für einzelne Flecken in wenigen Stunden übertroffen werden. Nur wo genau das passieren wird, das sei sehr schwer vorherzusagen. „Es gibt sicher Niederschläge, nur ob es das Feld eines Erdbeerbauern trifft, das kann ich nicht sagen“, meint Schappert.
Sein Kollege Jens Fildebrandt ist Agrarmeteorologe und hat besonders die Auswirkungen des Wetters für Landwirte im Blick. „Es ist viel zu trocken und viel zu warm“, fasst er den April und den bisherigen Mai zusammen.
Schon der April sei vier Gard wärmer als der Durchschnitt gewesen, der Mai auch noch besonders trocken. Es habe kaum geregnet und der trockene Ostwind sauge das Wasser regelrecht aus dem Boden. „Selbst wenn es regnet, ist das Wasser schnell wieder aus dem Boden raus“. Ungewöhnlich sei vor allem, dass so viele heiße Tage, also mit Temperaturen über 30 Grad, aufeinander folgen würden, sagt er.
Erdbeer-Profi Meinhardt ist darüber nicht traurig. „So werden die Früchte schnell rot.“ Nur Gewitter, schlimmstenfalls mit Hagel, wäre wirklich gefährlich für seine Felder. (mz)