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Engpass bei Sozialarbeitern

Von SILVIA ZÖLLER 29.01.2009, 20:58

HALLE/MERSEBURG/MZ. - "Das ist keine befriedigende Gesamtsituation", sagt Fabian Herbert, Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Sozialen Dienstes der Justiz Sachsen-Anhalt (LAG). Die LAG ist die berufspolitische Vereinigung der Bewährungshelfer. Herbert, der in Halle als Bewährungshelfer tätig ist, erklärt, was die durchschnittliche Belastung mit rund 80 Klienten pro Bewährungshelfer bedeutet: Wird ein hallescher Jugendlicher aus der Haftanstalt in Raßnitz entlassen, wären zur Vorbereitung der Entlassung mit der Anfahrt nach Raßnitz, dem Gespräch und der Nachbereitung mehrere Stunden Arbeitszeit notwendig. "Das ist nicht machbar", so Herbert. Stattdessen werde telefoniert. "Es bleibt viel Arbeit liegen, sie wird nicht gemacht", bedauert der Sozialarbeiter.

Zudem brechen durch Sparmaßnahmen zusätzliche Angebote weg, die die Arbeit der Bewährungshelfer unterstützt haben, beklagt Mathias Kunze, Vorstandsmitglied der LAG und Bewährungshelfer in Merseburg. "Bei der Schuldnerberatung in Merseburg gibt es lange Wartezeiten und für ein Anti-Gewalt-Training existieren kaum Angebote", zählt er Beispiele auf.

Obwohl nach einer Neustrukturierung des Sozialen Dienstes der Justiz die Bewährungshilfe in Merseburg vor kurzem eigene Räume bezogen hat, ist auch dort längst nicht alles optimal. Jeder der dort arbeitenden Bewährungshelfer hat zwar nur rund 65 Fälle zu bearbeiteten, dennoch betont Mathias Kunze: "Wir wollen nicht nur Alibigespräche führen."

Verbesserungen erhofft er sich von den Veränderung, die neue Arbeitsrichtlinien bringen sollen. Zurzeit sind diese "Qualitätsstandards" in einer zweijährigen Testphase: "Es sollen Gewalt- und Sexualstraftäter intensiver betreut werden, beispielsweise durch 14-tätige Kontakte zum Bewährungshelfer", erklärt Kunze. Auch soll ein Hilfeplan erstellt werden. Doch zugleich würden viel mehr Schreibarbeiten für die Bewährungshilfe anfallen. Trotz der modernen Räumlichkeiten müssen die meisten Schreiben per Post verschickt werden: Denn es gibt nur einen Internetanschluss für alle, nicht jeder Mitarbeiter hat eine eigene E-Mail-Adresse.

Kopfzerbrechen macht den Bewährungshelfern auch der Altersdurchschnitt der Kollegen in Halle und Merseburg, der wie in ganz Sachsen-Anhalt bei 47 Jahren liegt. "Etliche Kollegen werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen", so Kunze. Er könne nur hoffen,, dass diese Stellen neu besetzt werden.