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Elisabeth-Krankenhaus in Halle behandelt schwer verletztes Mädchen Elisabeth-Krankenhaus in Halle behandelt schwer verletztes Mädchen: 10-jährige Luzia aus Angola kann wieder lachen

Von nikta vahid-moghtada 24.05.2015, 10:59

Halle (Saale) - Die zehnjährige Luzia aus Angola sitzt in ihrem Bett im St. Elisabeth Krankenhaus in Halle und spielt Memory. Seit vergangenem Sonntag ist das Mädchen in Deutschland. In Halle wird sie wegen starker Verbrennungen behandelt. „Etwa 15 Prozent ihrer Hautoberfläche sind noch offene Wunden“, sagt Chefarzt Dr. Peter Göbel. Er ist Leiter der Kinderchirurgie und Kinderurologie am St. Elisabeth und St. Barbara.

Behandlung dauert noch bis zu sechs Wochen

Luzia erlitt vor ungefähr drei Monaten schwere Verbrennungen, nachdem sie sich an einer Petroleumlampe verletzt hatte. Verletzungen wie diese seien typisch für Kinder aus afrikanischen Ländern, so Göbel. „Dort wird noch am offenen Feuer gekocht.“ Gerade für spielende Kinder sei das eine große Gefahr. Luzia wurde vom Friedensdorf International nach Deutschland geholt und dann nach Halle gebracht. Erst am 17. Mai ist sie am Düsseldorfer Flughafen gelandet, wurde dann sofort nach Halle transportiert. „Hier konnte sie erst mal ausschlafen“, sagt Mediziner Göbel. Etwa vier bis sechs Wochen muss die Zehnjährige in der Klinik bleiben.

„Seit der Bestandsaufnahme am vergangenen Montag sind wir dabei, ihre Wunden zu reinigen.“ Und die Behandlung zeige schon erste Erfolge, so der Arzt. „Sobald der Wundgrund sauber ist, können wir in verschiedenen Etappen Hautplastiken vornehmen.“ Dazu werden verschiedene chirurgische Verfahren angewendet. Die Maschennetztechnik erklärt er genauer: „Mit einem Dermatom, also einer Art Raspel, werden etwa 0,2 bis 0,4 Millimeter dicke Hautstreifen entnommen, anschließend über eine Messerwalze geführt und auseinandergezogen, so dass ein rautenförmiges Gitter entsteht.“ Mit dem Resultat können Chirurgen Wunden decken, die um ein zwei bis dreifaches größer sind, als die Stelle, an der der Hautstreifen entnommen wurde.

Verständigung mit Händen und Füßen

Zurück ins Zimmer der spielenden Luzia. Von all dem, was der Chirurg mit ihr vorhat, erfährt das tapfere Mädchen bisher nur von einem Dolmetscher am Telefon. Amtssprache in Angola ist Portugiesisch. „Momentan haben wir niemanden in der Klinik, der ihre Sprache spricht.“ So wird ein Übersetzer vom Friedensdorf zugeschaltet, wenn es darum geht, mit Luzia zu kommunizieren. Alles andere regeln die Schwestern mit Händen, Füßen und viel Feingefühl. „Es ist erstaunlich, wie schnell der Kontakt zu den Kindern entsteht und wie schnell sie Deutsch lernen.“ Der Chirurg lobt seine Schwestern: „Sie erbringen eine großartige Leistung und müssen, ohne die selbe Sprache zu sprechen, auf die Kinder eingehen.“ Bei Luzia jedenfalls scheint das Eis gebrochen zu sein: „Ab und zu lächelt sie schon. Sie hat wohl gemerkt, dass man ihr nur Gutes tun will“, sagt Dr. Peter Göbel.

Luzia ist nur eines von vielen Kindern, die aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland, Österreich oder die Niederlande gebracht werden. Seit Anfang der 90er Jahre werden auch Kinder in Halle behandelt - auf Kosten des Krankenhauses. „Bei uns landen sehr schwere Fälle, die oft auch mehrere Sitzungen brauchen.“

Kinder bleiben oft bis zu zwei Jahre in Deutschland

So können im Elisabeth-Krankenhaus etwa ein bis zwei Kinder pro Jahr behandelt werden. „Das klingt nach nicht viel, aber wir können wenigstens einen kleinen Beitrag leisten.“ Oft komme es vor, dass Kinder ein bis zwei Jahre in Deutschland bleiben und zwischen dem Friedensdorf im bayerischen Oberhausen und beispielsweise Halle - zum Klinikaufenthalt - hin und her pendeln. „Die Kinder bleiben so lange in Deutschland, bis sie in ihrer Heimat wieder gut leben können und integriert werden“, so der Chefarzt. (mz)