Eiskunstlauf Eiskunstlauf: Viele Spiegel für Susann
Halle (Saale)/MZ. - Natürlich, Eiskunstläufer trainieren auch im Sommer. Auch ohne Eis, denn das gibt es in diesen Tagen in Halles Eissporthalle am Gimritzer Damm nicht. Auch Schlittschuhe werden nicht gebraucht, denn es geht um das, was im oft undurchsichtigen Notensalat der Kampfrichter unter der Rubrik künstlerischer Ausdruck läuft. Um den hinzubekommen, wird improvisiert. In der Brandbergehalle zum Beispiel mit normalen Leichtathletik-Hürden, die als Ballettstangen herhalten müssen.
Für Streck- und Dehnübungen reicht es, der letzte Funken Eleganz bleibt zwangsläufig auf der Strecke. "Es hat die sieben Jahre, die unser Verein besteht, ausgereicht. Aber irgendwann wollen wir mehr", sagt Saltan Gindulin, Geschäftsführer vom ESV Halle, vom Eiskunstlaufverein in Halle.
120 Mitglieder, die meisten davon noch keine zehn Jahre alt, hat der ESV inzwischen. Das ist viel Potenzial, um in einigen Jahren das eine oder andere Talent in die Kategorie deutsche oder internationale Meisterschaften zu bringen. Ballett-Training im Hürdenwald reicht dazu auf Dauer eben nicht. Deshalb klotzen Gindulin und der ESV mächtig ran. Im August soll der mit Spiegeln ausgestattete Ballettsaal im Eingangsbereich der Eissporthalle fertig sein. Dort wird dann Susann Sauer das Sagen haben.
Bislang hatte der ESV nur eine hauptamtliche Trainerin. Tatjana Rusch, die Frau von Saale-Bulls-Profi Alexander Rusch. Die hatte sich um alles zu kümmern. Um Sprünge und Pirouetten auf dem Eis, um das Athletiktraining und vor allem um das aufwändige Weihnachtsmärchen samt Kostümschneiderei. "Das war auf Dauer nicht mehr zu schaffen. Auf ausdrücklichen Wunsch von Tatjana Rusch haben wir nun eine zweite hauptamtliche Trainerin eingestellt. Sie wird sich hauptsächlich um die künstlerische Seite kümmern", sagt Gindulin.
Susann Sauer, 19 Jahre alt, ist die neue Trainerin, die über Mitgliedsbeiträge und aus den Einnahmen der Märchenaufführungen bezahlt wird. Und sie kann einiges vorweisen. Zehn sächsische Meisterschaften hat sie im Eiskunstlauf gewonnen - und sie ist in Chemnitz durch die harte Schule der Trainer-Legenden Jutta Müller und Anett Pötzsch-Rauschenbach gegangen. Dazu hat sie einen Berufsabschluss als Gymnastiklehrerin und hat Erfahrung im Rehabilitationssport Erfahrungen gesammelt. "Ich freue mich auf meinen ersten Full-Time-Job hier in Halle", sagt Susann Sauer. Sie lächelt dabei, das hat sie in ihrer aktiven Zeit verinnerlicht, dafür gibt es Höchstwerte in der B-Note. Und charmant fügt sie hinzu: "Natürlich hat man mich vor Halle und der vielen Chemie drumherum gewarnt. Aber schon beim ersten Rundgang über den Markt habe ich gesehen: Die Stadt ist viel besser als ihr Ruf." Also wird schleunigst der Möbelwagen bestellt. Bis zum Arbeitsantritt im August soll die neue Wohnung bezogen sein. Im Oktober kommt der Freund nach, der zurzeit noch bei der Bundeswehr seinen Dienst tut.
Im Frühjahr 2012 wird dann erstmals abgerechnet, was das Trainer-Duo Rusch und Sauer zuwege gebracht hat. Dann steht die erste Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalts auf dem Programm.