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Weitere Lockerungen Einkauf ohne Termin und Test: Viele Hallenser zog es am Sonnabend ins Zentrum

Von Annette Herold-Stolze Aktualisiert: 14.06.2021, 11:19
Gut gefüllt: Viele Menschen zog es am Sonnabend zum Einkaufsbummel in die Innenstadt.
Gut gefüllt: Viele Menschen zog es am Sonnabend zum Einkaufsbummel in die Innenstadt. (Foto: Annette Herold-Stolze)

Halle (Saale) - Rosa soll er sein, wünscht sich die Tochter. Leicht soll er sein, meinen die Eltern. Nach intensiver Suche bei Kaufhof steht fest, welchen Ranzen Maggie (6) ab September zur Schule tragen wird. Die Familie aus Barnstedt bei Querfurt ist dafür am Sonnabend in Halles Innenstadt gekommen.

Bummeln, stöbern, shoppen: Hallenser nutzen Einkauf ohne Termin und Test

„Ich staune ja, wieviel hier los ist“, sagt Maggies Mutter Sandra Joel mit Blick auf die belebten Straßen der Innenstadt. Nicht dicht an dicht, aber unablässig flanieren Menschen durchs Zentrum. Zu voll sei es ihnen nicht, sagen Joels. Den Ranzen wollte die Familie unbedingt in einem Geschäft und nicht im Internet aussuchen - genau die richtige Entscheidung, wie Sandra Joel nach dem Einkauf resümiert. Die Schulmappe bietet die praktische Möglichkeit, die Federtasche von innen an der Klappe zu befestigen. „Dann gerät sie ihr nicht zwischen die Hefte“, sagt die Mutter mit stolzem Blick auf ihr baldiges Schulkind. Vor dem Bummel habe sie gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt.

Bummeln, stöbern, dieses und jenes in die Hand nehmen und dann vielleicht kaufen - genau das will auch eine Hallenserin mit ihrer achtjährigen Tochter. In der Thalia-Buchhandlung hat sich das Mädchen einen neuen Fächer ausgesucht, nachdem das Vorgängerstück kaputt gegangen ist. Beide wollten noch weiterbummeln, „Wir sind nicht so die großen Einkäufer“, erzählt die Mutter. „Aber hin und wieder ist es in Ordnung und nach einem halben Jahr wird es auch Zeit.“ Vielleicht ein neues Kleidungsstück für das Mädchen wollten die beiden noch suchen, und ein Eis sollte es ganz bestimmt auch noch geben.

Hallenser genießen Beratung im Laden

Die Buchhandlung gehört zu den Innenstadtläden, die auch während des Lockdowns ohne Terminvergabe verkaufen durften. Kunde kamen auch. Doch mit Rücknahme der Einschränkungen beim Einkaufen bis auf die Maskenpflicht fülle sich das Geschäft zusehends wieder, erzählt eine Mitarbeiterin. Was sie auch feststellt: Jetzt kommen die Kunden, die nicht gezielt suchen, sondern sich vom Angebot inspirieren lassen und ins Buch hineingucken wollen, bevor sie es kaufen. Inzwischen hört die Buchhändlerin auch wieder fast vergessene Kundenwünsche. „Endlich wird wieder nach Kindergeburtstagsgeschenken gefragt.“

Um einen Geburtstag geht es auch Britta Müller. Die Geografie-Studentin sucht im Weltladen in der Rannischen Straße, was sie einer Freundin am Nachmittag auf die Peißnitz mitbringen kann. Eine schöne Tasse vielleicht? Beraten lässt sie sich von Maja, die in dem Geschäft gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert und am Sonnabend gemeinsam mit der ehrenamtlichen Helferin Ingrid Hergert Dienst hat.

Weil der Weltladen ein umfangreiches Lebensmittelsortiment wie Kaffee, Tee, Gewürze, Soßen, Konfekt oder Schokolade anbietet, konnte er während des Lockdowns ebenfalls geöffnet bleiben. Was die Mitarbeiterinnen freut: Viele Stammkunden haben dem Geschäft über diese Zeit die Treue gehalten.

Halles Zentrum ohne Lockdown wieder gefüllt

Halle-Kenner wie Halle-Neulinge informieren sich indes wieder verstärkt in der Tourist-Information am Marktplatz. Ob Stadtführungen stattfinden, wollen sie wissen und ob dieses oder jenes Museum geöffnet ist. Wie von Mitarbeiterin Evelyn Endert zu erfahren ist, gab es am Sonnabend unter anderem Anfragen aus Berlin und aus dem bayerischen Fürth, aber auch aus der näheren Umgebung.

Tom Kreißig begrüßt in seinem Outdoor-Ausstatter „Ötzi“ in der Großen Ulrichstraße derzeit vor allem Kunden auf der Suche nach Schuhen. Nach der vierten oder fünften Rücksendung habe sich bei vielen „Online-Frust“ eingestellt, hat er beobachtet. Vor allem Schuhe seien gefragt. „Die probiert man am besten an, wenn man nicht genau kennt, was man will.“ Das Interesse an Wanderschuhwerk ist nach seiner Einschätzung gestiegen, „weil viele jetzt entdecken, dass die Gegend um Halle und darüber hinaus wunderschön ist.“

Kreißigs Freude darüber, dass sich ohne Lockdown das Zentrum wieder füllt, wird durch nach seinem Eindruck zunehmenden Leerstand getrübt. Er sieht hier die Stadt in der Pflicht - auch etwa darin, Hausbesitzer zum Sauberhalten der Fassaden aufzufordern. Mehr Engagement sei zudem nötig, was die Ansiedlung „qualitativ hochwertiger Geschäfte“ betrifft. Es gebe viele Hallenser, die bereit seien, für gute Ware mehr zu investieren, sagt Kreißig. „Man muss ihnen die Möglichkeiten schaffen. Sonst geben sie ihr Geld in Leipzig aus.“ (mz)