Eineinhalb Jahre nach Gründung Eineinhalb Jahre nach Gründung: Artiback aus Halle erweitert bereits die Produktion

Halle (Saale) - Zur Begrüßung gibt Frank Küntzle einem nicht die Hand. Der Chef des Tiefkühl-Backwarenherstellers Artiback tut das nicht aus Unhöflichkeit. „Wir machen das aus Hygienegründen in unserem Betrieb nie“, erklärt der Unternehmer. Dafür werden dem Gast frisch gebrühter Kaffee und duftende, warme Backwaren serviert. Eineinhalb Jahre nach dem Produktionsstart hat Küntzle auch eine positive Firmennachricht zu verkünden: „Wir werden erweitern. Im Frühjahr 2020 soll eine zweite Produktionslinie den Betrieb aufnehmen.“Dafür werden noch einmal zehn Millionen Euro investiert, und das Unternehmen sucht auch weitere Mitarbeiter.
Es ist jetzt gut drei Jahre her, dass Küntzle damit begann, den neuen Großbäcker am Reißbrett zu planen. Sein Ziel ist es gewesen, „handwerkliche Backwaren“ in einer hoch automatisierten Produktion herzustellen. „Das ist uns gelungen“, resümiert er.
Artiback aus Halle arbeitet frei von Zusatzstoffen
Vor den Toren Halles wurde im Industriegebiet „Star Park“ ein neues Werk errichtet. Beim Gang durch die Produktion wird deutlich, wie gearbeitet wird. In großen Edelstahltanks ruht der Vorteig zwölf bis 14 Stunden, ehe er verarbeitet wird. Beim Sauerteig sind es 28 Stunden. Das mache die Backwaren bekömmlicher, erklärt Küntzle.
Das Unternehmen verzichte bei der Herstellung auf Backmittel, Enzyme und weitgehend auf sonstige Zusatzstoffe. Gebacken werde auf Stein und nur mit ursprünglichen Zutaten wie Mehl, Wasser, Salz und Hefe. Der Firmenname leitet sich auch aus dem englischen Begriff artisan (handwerklich) und i für Innovation ab. Das Unternehmen konzentriert sich darauf, Spezialitäten herzustellen. „Unsere Rosenbrötchen oder das Senfkrustenbrot werden gut angenommen“, sagt der 49-Jährige.
Artiback aus Halle beliefert vor allem Backstationen der Supermärkte
Die Tiefkühlbackwaren liefert das Unternehmen vor allem an deutsche Einzelhandelsketten, die sie in den Backstationen der Supermärkte nur noch aufbacken. Kundennamen nennt Küntzle jedoch nicht.
In der Backwarenbranche wird seine Arbeit aufmerksam verfolgt. Küntzles Vater baute nach der Wende den Tiefkühlbackwaren-Hersteller Klemme auf, den er und sein Bruder später leiteten. Das erfolgreiche Familien-Unternehmen aus Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz) wurde 2013 mit damals 1400 Mitarbeitern an den Schweizer Backkonzern Aryzta verkauft. Aryzta hat zuletzt angekündigt, die kleineren Produktionsstandorte in Mansfeld (Mansfeld-Südharz) und Artern (Thüringen) zu schließen und die Produktion ins Hauptwerk nach Eisleben zu verlagern.
Artiback aus Halle hatte am Anfang Probleme
Beim Neustart von Artiback läuft auch nicht alles reibungslos. „Das Hochfahren der Produktion hatte länger gedauert als vorgesehen“, sagt der technische Geschäftsführer Axel Sehnert. Es habe unvorhergesehene technische Probleme gegeben, die der Anlagenbauer erst lösen musste. Auch die Spezialitäten von Artiback bekanntzumachen, hat sich Küntzle etwas einfacher vorgestellt.
„Am Backstand im Markt erkennen die Kunden nicht, wie die Brote hergestellt werden.“ Daher soll künftig bei einzelnen Produkten mit einer Papierbanderole darauf hingewiesen werden. Dennoch: Es wird bereits an der Kapazitätsgrenze gearbeitet. „Mit der zweiten Linie werden wir unsere Produktion auf bis zu 30.000 Tonnen im Jahr verdoppeln können“, erklärt Küntzle.
Artiback aus Halle bietet Mitarbeitern Tariflohn und Obst
Die Zahl der Beschäftigten soll daher in den kommenden Monaten von aktuell 90 auf 120 steigen. „Dafür suchen wir beispielsweise Schichtführer und Verpackungspersonal.“ Der Firmenchef weist darauf hin, dass das junge Unternehmen Tariflohn zahlt und den Mitarbeitern kostenlos Getränke und Obst im Pausenraum zur Verfügung stellt.
Nimmt ein Mitarbeiter an Fitnesskursen teil, beteiligt sich das Unternehmen an den Kosten. „Wir wollen nicht nur gesunde Produkte herstellen, sondern auch gesunde Mitarbeiter haben“, begründet Küntzle die Firmenpolitik. Und dafür wird bei Artiback auch gern auf den Handschlag verzichtet. (mz)