Nominiert für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Ein Leben für die Musik
Karin Zauft geht seit 70 Jahren ein und aus im Händelhaus. Als Zehnjährige spielte sie am Klavier vor, heute hält sie im Rahmen des Seniorenkollegs des Händelhauses Vorträge.
Halle/MZ. - Wer Karin Zauft erlebt, glaubt kaum, dass die energiegeladene, engagierte und wortmächtige Dame wirklich schon 81 Jahre alt ist. Die promovierte Musikwissenschaftlerin lädt seit sage und schreibe über 50 Jahren zu Vorträgen in das Händelhaus ein, um dort über Musik und Musiker zu referieren. Heute heißt diese Veranstaltungsreihe „Seniorenkolleg“, begonnen hat sie 1971 als Vortragsreihe im Händelhaus „Aus dem Tonarchiv“.
„Es gibt jeden Monat zwei Veranstaltungen mit demselben Thema, da der Saal seit 30 Jahren immer ausverkauft ist“, berichtet Karin Zauft stolz. Um mehr Interessierten die Möglichkeit zum zuhören zu geben, werden die Karten für die 130 Plätze im Saal jeweils für einen Dienstag- und einen Donnerstagtermin verkauft. Gäste kommen nicht nur aus Halle, sondern auch aus Leipzig, Merseburg oder Berlin, freut sich Karin Zauft. So heißt es beispielsweise am 7. und am 23. Mai „Händel im Banne der französischen Tanzkunst“.
Karin Zauft hat in Halle viele Beziehungen zum Thema Händel
Doch nicht erst mit den Vorträgen begann die Verbindung der Hallenserin mit dem Händelhaus. Als Zehnjährige brachte sie hier in einem Vorspiel Bach und Tschaikowsky am Klavier zu Gehör. „Ich hatte damals Unterricht bei einer Privatlehrerin“, berichtet Karin Zauft und ergänzt, dass ihre Beziehung zu Händel eigentlich schon viel früher begonnen hatte. „Ich bin in der Händelkirche, in der Bartholomäus-Kirche getauft und konfirmiert worden.“
Die musikbegabte Schülerin studierte an der Uni Halle Musik, was damals auch Musikpädagogik sowie Chorleitung, Gesangsunterricht sowie Klavier- und Flötenunterricht beinhaltete. „Musik- und Musikerziehung war damals eine Einheit. Das war ein Vorteil“, sagt die Pensionärin, die diesen Vorteil bis heute nutzen kann.
Auch wenn nicht immer nur Händel im Seniorenkolleg das Thema ist, sondern auch andere Musiker, so hat der Barockmusiker für Karin Zauft doch eine besondere Bedeutung. Sie übersetzte zu DDR-Zeiten als Chefdramaturgin am damaligen Landestheater Halle Händelopern ins Deutsche, erläuterte Bunaarbeiterin die Oper „Deidamia“, bevor diese 1968 in Bad Lauchstädt aufgeführt wurde. „Die Leute hatten bei der Aufführung Tränen in den Augen“, erinnert sie sich.
Hallenserin ist mehrfach für ihr Engagement für Händel ausgezeichnet worden
Und obwohl sie, wie sie betont, nie Parteimitglied war, durfte sie als DDR-Bürgerin zu den Händelfestspielen nach Hamburg, Karlsruhe und Göttingen fahren. Wo sie natürlich auch Vorträge über Halles größten Sohn hielt. Ihr Engagement für Händel wurde 1980 und 1984 mit dem Händelpreis des Bezirks Halle ausgezeichnet. Zudem ernannte sie der Förderverein der Händelgesellschaft 2017 zum Ehrenmitglied.
Und was ist ihr Lieblingsstück von Georg Friedrich Händel? „Da bin ich hin und weg, ich kann es nicht sagen. Die Oper Alcina ist hinreißend, aber andere auch“, überlegt sie. Aber: „Je mehr man sich mit anderen Bereichen der Musik befasst, um so mehr entwickelt sich ein Verständnis für die Modernität Händels. Sowohl in Harmonik, Melodik als auch Kontrapunktik war er einen Schritt voraus“, sagt sie. Nicht ohne Grund hätten sich die Klassiker immer auf Händel bezogen.