Ein Leben für den Tanzsport
Halle/MZ. - Täglich gehen in der Redaktion Vorschläge ein, wer die Ehrung am 15. März im großen Saal des neuen theaters erhalten soll. Heute stellen wir erneut einen Kandidaten für den Preis vor: Karl-Heinz Schimmel aus Halle
Auf die Frage aller Fragen hat sich Karl-Heinz Schimmel schon vorbereitet. Also stellt man sie auch gleich: "Was ist denn nun das Besondere am Tanzen?"
Sogleich schlägt da das Herz des 60-Jährigen höher. Tanzen sei nicht nur kontrollierte Bewegung zum Rhythmus, sondern Lebensgefühl. "Es tanzt der Körper mit der Seele. Egal wie groß der Stress des Alltags ist: Auf der Tanzfläche bekommt man den Kopf frei", schwärmt er. Natürlich ist das nicht alles. Als promovierter und habilitierter Chemiker hat er bei aller Emotion auch noch eine Definition: "Tanzen ist eine der wenigen Sportarten, wo Mann und Frau eine Mannschaft bilden und im Wettkampf als Paar bewertet werden. Wo sonst hat man diese Chance?"
Jene Chance hat Karl-Heinz Schimmel mit Frau Christel recht frühzeitig ergriffen. Seit ihrer Hochzeit vor 39 Jahren sind sie nun schon ein Tanzpaar, das Schritt um Schritt auf dem Turnierparkett Erfolge feiern konnte. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere wurden sie 1989 die letzten DDR-Meister der Senioren.
Doch beim Tanzen ging es Karl-Heinz und auch Christel Schimmel nie nur um die eigenen Erfolge. Seit nunmehr 28 Jahren engagieren sich beide im halleschen Tanzclub Schwarz-Silber (TC) als ehrenamtliche Übungsleiter. Karl-Heinz Schimmel leitet dabei seit 13 Jahren die Geschicke als Vorsitzender.
Egal, wen man hier im Verein auch fragt: Karl-Heinz wird als Sportler verehrt, als Vereinsfreund geliebt. Dem TC Schwarz-Silber, der derzeit aus rund 200 Mitgliedern besteht, verhalf er zu neuem Glanz. Neben seinen fachlichen Verdiensten, etwa der Einführung neuer Tanzrichtungen und Trainingsgruppen sowie der Ausbildung von erfolgreichen Turniertänzern, besteht seine Leistung vor allem in der Organisation. Nach der politischen Wende war es maßgeblich Schimmel, der das "Volkskunstkollektiv" in einen attraktiven Sportverein umwandelte. "Das war dringend nötig, um die Mitgliederzahlen zu halten", sagt Schimmel. Nachdem die Mitglieder des Clubs jahrelang im Volkspark das Tanzbein schwingen durften, gab es 1998 mit der Rückübertragung der Immobilie an die SPD, Nutzungsprobleme. "Wir mussten ein neues Domizil finden", sagt Schimmel. Nach langer Suche ist es vor allem Schimmels Beharrlichkeit zu verdanken, dass sich 1999 ein Investor fand. Der baute das ehemalige Landmaschinen-Instandsetzungswerk in der Merseburger Straße 237 nach den Vorstellungen des Tanzclubs um. "Als Gegenleistung unterschrieben wir einen Mietvertrag über 25 Jahre", erinnert er sich.
Einen glanzvollen, nahezu aber unbeachteten Höhepunkt im Veranstaltungskalender Halles organisierter der Chemieprofessor mit seinem Verein vor zwei Jahren. Im Rahmen der 1200-Jahrfeier der Saalestadt wurde ein internationales Tanzturnier im Kempinski Kongress- & Kulturzentrum ausgerichtet. Mannschaften aus sechs halleschen Partnerstädten traten in den Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen gegeneinander an. "Es kamen aber nur wenige Besucher, und auch seitens der Stadt ließ sich niemand blicken", ist Schimmel noch immer traurig.
In diesem Jahr wird der Tanzclub Schwarz-Silber 50 Jahre alt. Und Karl-Heinz Schimmel hofft, dass die Jubiläumsgala, die am 6. Dezember im Kempinski Kongress- & Kulturzentrum stattfinden wird, ein bisschen mehr für Furore sorgt.