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Stadtrats-Initiative  Ehrengräber für Ehrenbürger? Stadtrats-Initiative in Halle

Von Detlef Färber 29.11.2016, 07:30
In einem der Bögen auf dem Stadtgottesackers liegt Halles wohl berühmtester Naturforscher, Johann Reinhold Forster, begraben.
In einem der Bögen auf dem Stadtgottesackers liegt Halles wohl berühmtester Naturforscher, Johann Reinhold Forster, begraben. Günter Bauer

Halle (Saale) - Über einen Ehrenbürger und den Umgang mit seinem Andenken herrscht weitgehend Klarheit, seit sich eine Straßen- oder Platz-Umbenennung zur Ehren des aus Halle stammenden und Anfang des Jahres verstorbenen langjährigen Außenministers Hans-Dietrich Genscher abzeichnet. Und seit im Herdergymnasium, Genschers einstiger Schule, beschlossen wurde, den berühmtesten Schüler, der auch hallescher Ehrenbürger ist, ebenfalls zum Namenspaten zu machen.

Unumstrittenes Projekt

Doch in diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie mit dem Andenken von manch anderem, oft schon viel länger verstorbenen Ehrenbürger oder anderweitig berühmt oder verdienstvoll gewesenem Hallenser umzugehen ist. In dieser Sache gibt es nun einen Stadtratsantrag, der zunächst (wohl aus Zeitgründen) nur von SPD und Linken eingebracht wurde, der aber als unumstritten gilt, sagt Rüdiger Fikentscher, der Chef des halleschen Vereins für Friedhofskultur, der zudem lange Jahre einer der führenden Stadt- und Landespolitiker der SPD war.

In dem Antrag, über den noch vor Weihnachten im Stadtrat entschieden werden soll, geht es darum, dass die Stadt „Ehrengrabstätten für verdienstvolle einzelne Persönlichkeiten“ pflegen und betreuen lässt (sofern dies nicht noch durch Familien oder Institutionen geschieht) und diese Grabstätten mit einem „ewigen Ruherecht“ versieht. Zur Begründung heißt es, dass dies in verschiedenen anderen Städten oder etwa auch auf kirchlichen Friedhöfen bereits der Brauch sei - auch als ein wichtiges Stück Stadtgeschichtsbewahrung.

Zunähst wolle man, so Fikentscher mit den Gräbern von 15 Ehrenbürger beginnen, deren Verdienste also unstrittig seien. Später sollten weitere hinzukommen, über die der Stadtrat und eine Gruppe von Geschichtsexperten jeweils entscheiden könnten.

Erläuterungstafeln geplant

Das Problem bei den Gräbern der ersten ins Auge gefassten 15 Ehrenbürger sei dabei ganz unterschiedlich. Ihre letzten Ruhestätten liegen auf dem Stadtgottesacker oder dem Nordfriedhof, seien aber zum Teil auch nicht mehr auffindbar. In diesen Fällen gelte es, neue Tafeln für sie aufzustellen. Bei anderen, deren Grabstätten zum Teil auch prägend für die Friedhöfe sind, wolle man diese durch Schilder mit Erläuterungen betreffs der Verdienste ergänzen. Und wann? Möglichst bis zum Frühjahr, sagt Fikentscher.

Mehr als hundert Jahre tot sind etliche der Ehrenbürger, deren Andenken die Stadträte bewahren wollen: Unter ihnen der „als eine der originellsten Persönlichkeiten beschriebene Gustav Friedrich Herzberg, der als Verteidiger im Sozialistenprozess von 1888 tätig gewesene Ludwig Herzfeld, der Landwirtschaftsforscher Julius Kühn, die langjährigen Oberbürgermeister oder Stadträte Gustav Staude,Carl Dryander, August Lamprecht, Ferdinand Wolff, Robert Rothe und Albert Roth, die Industriellen Albert Dehne und Louis Jentzsch, der Bankier Ludwig Bethcke, der preußische Staatsminister Philipp von Landenberg, der Mediziner Theodor Weber und der Pionier des Schulwesens Friedrich Fubel. (mz)