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"Drussy" in Halle entwickelt  "Drussy" in Halle entwickelt : Dieses Fahrradschloss hat so manche Überraschungen parat

Von Jonas Nayda 22.01.2021, 07:00
Achmed Großer hat in Lettin den „Drussy“ entwickelt.
Achmed Großer hat in Lettin den „Drussy“ entwickelt. Großer

Halle (Saale) - Kein Schloss der Welt ist vollkommen unüberwindbar. Mit den richtigen Werkzeugen und genug Zeit können Diebe sogar die dicksten Eisenstangen durchschneiden oder die härtesten Ketten zerbrechen.

Achmed Großer hat es selbst erlebt: Die Vorhängeschlösser für einige der Lagerhallen auf seinem Gelände in Lettin hätte er sich sparen können, denn wenn er sie abends abgeschlossen hatte, lagen sie am nächsten Morgen zerbrochen vor der geöffneten Tür. Das wollte sich der 50-jährige gebürtige Chemnitzer nicht gefallen lassen. Rund anderthalb Jahre hat er getüftelt.

„Drussy“ ergibt sich aus den Worten „druckbetankte Sicherheitssysteme“

Aus seiner Idee, ein extra Abwehrsystem gegen Einbrecher zu entwickeln, die mit kaltem und übel riechendem Wasser übergossen werden sollten, wenn sie versuchen würden, das Schloss zu knacken, entwickelte Großer ein eigenes Patent: den „Drussy“. Der Name ergibt sich aus den Worten „druckbetankte Sicherheitssysteme“. Aus Rücksicht vor spielenden Kindern oder Tieren hat der Drussy mit der ersten Idee der Wasserdusche nicht mehr viel gemeinsam. Das System funktioniert ausgeklügelter.

Der Lettiner Unternehmer baut die Bügel seiner Schlösser aus Metallrohren, die auf der einen Seite verschlossen und auf der anderen mit einem Autoventil ausgestattet sind. Den Hohlraum füllt er nicht einfach mit Wasser, sondern mit einer extrem schwer abwaschbaren Tinte, die dazu auch noch übel riecht. Ein ähnliches Material wird unter anderem auch zur Sicherung von Geldautomaten verwendet. Das Gemisch wird beim Drussy mit einem speziellen Gas in den Bügel des Schlosses gepresst, sodass die Tinte geradezu herausschießt, wenn ein Unhold das Schloss ansägt. „Ich glaube, das schreckt schonmal viele Diebe ab“, sagt Großer.

Noch gibt es den Drussy nicht im Handel

Doch das ist nur die Hälfte der Erfindung. Sollte der Einbrecher trotz der übelriechenden Tinte das Schloss knacken und etwa das damit angeschlossene Fahrrad mitnehmen, würde er wochenlang zu erkennen sein. Denn in der schwer abwaschbaren Farbe ist sogenannte künstliche DNA enthalten, die jedes Schloss einzeln erkennbar macht. Im Fall des Falles könnte man damit laut Großer sogar vor Gericht zweifelsfrei beweisen, dass das Schloss genau zu dem Fahrrad gehörte, weil sich durch die spritzende Tinte ja sowohl auf dem Täter als auch auf dem geknackten Schloss und auf dem Fahrrad selbst die künstliche DNA verteilt hat.

Noch gibt es den Drussy nicht im Handel, weil sich die Produktion bisher als relativ schwierig erweist, wie Großer sagt. Die Unterteile der Schlösser bekommt der Unternehmer geliefert, die Rohre baut er selbst zusammen. Die Druckbetankung findet allerdings in Baden-Württemberg statt, bei einem Unternehmen, das ansonsten auf die Herstellung von Pfefferspray spezialisiert ist. „Ja, Kunden müssen im Moment noch ein bisschen warten, aber die ersten 500 Stück sind bereits geordert“, sagt Großer. Solange die Pandemie es erlaube, will er noch in diesem Sommer mit dem Vertrieb starten.

Die Grundidee des Drussy sei auch in anderen Sicherheitssystemen anwendbar, sagt Großer. Er hat so beispielsweise auch ein Rollgitter für Fenster oder Türen entwickelt. Weil es dort dann noch mehr Platz für Technik gibt, hat er sogar einen Sensor eingebaut, der ein Signal sendet, sobald der Druck im Rohr abfällt. Damit sind auch Großers Garagentore wieder sicher. (mz)