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Drehorgel-Rolf aus Halle Drehorgel-Rolf aus Halle: Mit dem Trabi zum Zuckerhut

Von Detlef Färber 13.04.2016, 04:00
Die Pose ist olympiareif.  Rolf Becker - Drehorgel-Rolf - vor der heimischen Burg mit seinem Olympia-Kandidaten.
Die Pose ist olympiareif.  Rolf Becker - Drehorgel-Rolf - vor der heimischen Burg mit seinem Olympia-Kandidaten. Günter Bauer

Halle (Saale) - Die Fußball-WM vor zwei Jahren am gleichen Ort hat er offenbar verpasst. Obwohl, „verpasst“ ist nicht das richtige Wort für einen wie Rolf Becker. Denn der Hallenser, den die Welt wechselweise als D-Rolf und als Drehorgel-Rolf kennt, ist nicht bekannt dafür, im Leben und in der Welt viel zu verpassen. Dennoch setzt er Prioritäten. Und seine oberste Priorität, was Präsenz bei internationalen Höhepunkten betrifft, heißt nach wie vor Olympia. Insgesamt sieben Mal war Becker, der sich auch als Halle-Botschafter versteht, allein schon bei Sommerspielen: Sprich, seit 1992 immer! Und sieben weitere Male bei Winterspielen - das sind Zahlen, die selbst manchen Rekord-Olympioniken mit Neid erfüllen dürften.

Keine Frage also, dass auch die nächsten Spiele, die vom 5. bis 21. August in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro stattfinden, fest in Beckers Terminkalender verankert sind. Mit kleinem Fragezeichen freilich noch, denn erst 40 Prozent der für die große Tour nötigen Finanzen hat er beisammen.

Werbebotschafter für Regionen

Alarmstimmung also? „Ach was“, sagt D-Rolf, „das war doch jedes Mal so.“ Doch dann hat Becker, der auch als Werbebotschafter für Regionen und regionale Produkte solche Reisestrapazen auf sich nimmt, sein Budget immer rechtzeitig zusammenbekommen. Größter Finanz-Posten bei interkontinentalen Reisen sei freilich jeweils der Transport des für Rolfs Missionen unerlässlichen Trabis. Oder größter Aufwand: Der übrigens auch mal vergeblich sein kann - wie bei Rolfs Reise zur Olympiade nach Peking 2008. „Da ging mein damaliger Trabant in der Mongolei verloren“, erinnert sich der Hallenser wehmütig an eine seiner schönsten und robustesten Rennpappen, mit der er es damals schon fast um die halbe Welt geschafft hatte.

Unvergessen ist vor allem auch Beckers jüngster Olympia-Einsatz vor vier Jahren bei den Sommerspielen in London, als Rolf der einzige Hallenser war, der eine Olympia-Medaille in der Hand hielt. „Ach was, eine!“ Gleich mehrere, denn die deutschen Olympia-Sieger hätten sich gleich reihenweise mit ihm aufs Foto gedrängt: Eine Praxis, die Drehorgel-Rolf sonst selber nachgesagt wird. Freilich schwingt bei derlei Anmerkungen meist Neid mit, denn niemand weit und breit ist ein derart erfolgreicher Prominentenfreund wie Rolf.

Sogar Hans-Dietrich Genscher habe ihn als „meinen Freund“ betitelt, erinnert sich der Entertainer, in dessen Trophäensammlung mit gemeinsamen Fotos auch Ex-US-Präsident Jimmy Carter, Ex-Sowjet-Generalsektretär Michail Gorbatschow und die Ex-US-Außenminister James Baker und Henry Kissinger Ehrenplätze einnehmen. So wie jenes Foto, als bei der Londoner Olympiade kein Geringerer als Bundespräsident Joachim Gauck Rolfs Trabi signierte - freilich mit dem kritischen Hinweis, dass „dieses Auto“ ihm einst als Ost-Pfarrer etliche Probleme - Stichwort Lichtmaschine - bereitet habe. Woraufhin Rolf dem Staatsoberhaupt für künftige Auto-Probleme die beste freie Kfz-Werkstatt aus Halle ans Herz gelegt habe.

Fliegen oder schippern

Wie genau Rolf nach Rio rollen (oder fliegen oder schippern) wird, ist freilich noch nicht klar. Vor „Sidney 2000“ habe es ein Angebot für einen Lufttransport des Trabis gegeben, erinnert er sich. „Doch vielleicht fahr ich auch mit dem Trabi nach Portugal und nehme von dort ein Schiff“, denkt er laut nach: Alles offen, schließlich sind es ja noch vier Monate bis zum Olympia-Start.

Obwohl Halle nach wie vor mit seinem global wohl agilsten Sohn fremdelt, will D-Rolf die Händelstadt auch diesmal wieder ein Stück weit repräsentieren. Sein Trabi-Kennzeichen HAL-LE 261 steht wie seine Homepage www.halle261.de für diese Stadt. „Wo ich bin, ist Halle“, sagt Becker gleichermaßen selbstbewusst und heimatverbunden - und überlegt weiter, wie er es mit seinem Zwei-Zylinder-Plastepanzer und seinem eigenen Zylinder bis zu Rios Wahrzeichen, dem Zuckerhut, schafft. 26,1 Pferdestärken - wie sie auf dem Nummernschild stehen - und der starke Wille eines Hallensers: Das sollte dafür „dicke reichen“! (mz)