Döner für 1 Cent in Halle Döner für 1 Cent in Halle: Geniale Werbung oder riskante Massen-Aktion?

Halle (Saale) - Gefühlt unterschieden sich die Temperaturen vor dem Geschäft und am Dönerspieß drinnen nicht sehr voneinander. Nur, dass sich am Spieß wenigstens etwas bewegte. Mehr als 100, vielleicht 200 hungrige Hallenser drängten sich am Dienstag auf dem Gehweg der Torstraße.
In Haus Nummer 54, direkt gegenüber des Cantor-Gymnasiums, hatte ein neuer Döner-Imbiss eröffnet und mit einem ganz besonderen Angebot für sich geworben: Döner für einen Cent, so lange der Vorrat reicht.
Eine Stunde anstehen, um 3,99 Euro zu sparen
Entsprechend groß war das Gedränge vor dem Restaurant. Ein eigens angeheuerter Sicherheitsdienst wachte darüber, dass die Aktion nicht aus dem Ruder läuft, wie bei ähnlichen Angeboten in anderen Städten. In Zweierreihen stellten sich die Hungrigen in die pralle Sonne und der ein oder andere fragte sich sicher ob es das wert ist: fast eine Stunde anstehen, um 3,99 Euro zu sparen. Ab diesem Mittwoch kostet der Döner nämlich wieder vier Euro - absoluter Durchschnittspreis in Halle.
Döner-Aktion sprach sich schnell in sozialen Netzwerken herum
Für Granit Buja, den Inhaber des Restaurants, stand jedenfalls schon um 12 Uhr zur Eröffnung fest, dass sich die ungewöhnliche Aktion gelohnt hat. „Klar hätte ich auch Werbung schalten können, aber so hat es sich ja auch ganz gut herumgesprochen“, meinte der Döner-Chef.
Wiesen zunächst nur Beiträge bei Facebook auf die Aktion hin, verbreitete sich der Spar-Tipp in Windeseile sogar im Online-Auktionshaus Ebay, auf Schnäppchenjäger-Portalen und in der Studenten-App „Jodel“.
Dementsprechend jung war auch das hungrige aber geduldige Publikum am Dienstag. Oder lag es einfach daran, dass die Schüler des Cantor-Gymnasiums ihre Stulle aus der Brotbüchse satt hatten und lieber bei ihrem „neuen Nachbarn“ essen waren?
Dönerbuden-Besitzer hat eigentlich Architektur studiert
Buja jedenfalls war vorbereitet. „Wir haben Vorräte für gut 400 Döner, können aber auch noch mehr für 500 holen“, sagte er. Die Kalkulation, gerade mit frischen Speisen, will gelernt sein. Um so beeindruckender, dass der 29-Jährige gar kein Gastronom, sondern Quereinsteiger ist. „Ich habe eigentlich Architektur studiert“, gab der Hallenser zu.
Aber weil es doch nicht ganz ohne Expertenwissen in einem Imbiss klappe, habe er auch einen Mitarbeiter, der aus der Gastro-Szene komme und sich gut auskenne. Ganz umsonst war Bujas Studium aber nicht. „Die Inneneinrichtung ist von mir“, sagte er stolz.
Was sagen Hallenser zu der Döner-Aktion?
Bis die Gäste die zu sehen bekamen, war aber erst einmal Schwitzen angesagt. Einer in der Warteschlange war Student Titus Mövius. Er sei sowieso in der Nähe gewesen und möge solche Aktionen. „Den Preis von einem Cent habe ich ehrlichgesagt als Platzhalter für ,gib so viel wie du willst’ gehalten“, sagte er.
Deshalb wolle er auch mehr zahlen - so viel, wie ihm der Döner wert sei. „Sicher wird es auch einige geben, die das ausnutzen und nur einen Cent zahlen“, schätzte er. Aber er hofft, dass mindestens genauso vielen Dönerkäufern das Essen mehr wert ist. (mz)