Digitalisierung bringt Veränderung Digitalisierung bringt Veränderung: Postbank schließt Ende Mai zwei Filialen

Halle - Früher war vieles so einfach: Das markante Haus am unteren Endes des Joliot-Curie-Platzes war die Post. Nicht irgendeine, sondern die Hauptpost, in der man Briefmarken kaufen und Pakete verschicken konnte. Und dann gab es noch Banken, an deren Schalter Kunden Geld ein- und auszahlen konnten. Doch diese Zeiten sind vorbei.
Zwei Filialen der Postbank werden Ende Mai geschlossen
Die von vielen Hallensern noch immer so betitelte Hauptpost ist seit Jahren ein „Postbank-Finanzcenter“, in dem es zwar immer noch Briefmarken und Pakete gibt, aber auch Kredite, Sparbücher und Beratung rund um die Altersvorsorge.
Doch das Konzept, Banken aus Postämtern zu machen, scheint nicht überall aufgegangen sein. Mitte vergangenen Jahres gab der Postbank-Konzern verschiedenen Medienberichten zufolge bekannt, mehr als 100 Filialen schließen zu wollen. Zwei davon liegen in Halle, wie nun bekannt wurde. Die Postbank in der Elsa-Brändström-Straße wird Ende Mai geschlossen, die im Halleschen Einkaufspark (Hep) folgt später. Sowohl die Geld- als auch die Postdienstleistungen sollen die Kunden in anderen Filialen erledigen.
Digitalisierung verändert Nutzerverhalten
„Wie alle Banken beobachtet auch die Postbank, dass sich der Markt sowie das Verhalten unserer Kunden in Zeiten der Digitalisierung verändern“, sagte Postbank-Sprecher Hartmut Schlegel. Die Zeiten, in denen Geld am Schalter aus- und eingezahlt wird, sind vorbei.
Das hat man auch in der Commerzbank bemerkt. „Kunden nutzen Filialen heute durchaus anders. Nur noch jede zehnte Überweisung wird beleghaft abgegeben, Ein- und Auszahlungen erfolgen zu 90 Prozent am Automaten“, sagt Commerzbank-Sprecherin Sabine Schanzmann-Wey.
Saalesparkasse: Digitale Angebote statt Schließung
Doch nicht alle Geldhäuser ziehen daraus die gleichen Schlüsse wie die Postbank. Die Saalesparkasse etwa plant keine Filialschließungen, wie Abteilungsleiter Uwe Stettin auf MZ-Nachfrage versichert. Es würden zwar digitale Angebote genutzt. Aber: „Umfrageergebnisse bestätigen, dass Kunden heute und in Zukunft für Beratungsleistungen den persönlichen Kontakt bevorzugen“, so Stettin. Auch Geldautomaten sollen nicht abgebaut, sondern modernisiert werden. „Die Saalesparkasse denkt über die Erweiterung der Funktionen an Geldautomaten nach.“ 91 Stück betreibt die Bank.
Auch die Volksbank hält nichts davon, Filialen zu schließen, obwohl sich das Nutzungsverhalten der Kunden ändert. Sie investiert nach eigenen Angaben in die Niederlassungen. „Kundennähe ist für uns wichtiger denn je. Die Filiale im Neustadt Centrum wurde erst im Dezember 2018 neu eröffnet. Die Hauptstelle in der Wilhelm-Külz-Straße wird gerade umgebaut“, sagt Volksbank-Sprecherin Antje Häge.
Suche nach Alternativen
Insgesamt investiere man drei Millionen Euro in das Filialnetz von Halle. „Trotz aller Digitalisierung bleibt die persönliche Beratung und der direkte persönliche Kontakt zu unseren Kunden das Grundprinzip unseres Handelns.“ Ebenso verfolge die Commerzbank das gegenteilige Prinzip der Postbank. „Trotz aller digitalen Angebote möchten unsere Kunden nicht auf Filialen verzichten. Wir fahren eine Wachstumsstrategie“, sagt Sabine Schanzmann-Wey. Allein in Halle habe man im vergangenen Jahr 1.000 neue Privatkunden gewonnen.
Den Anwohnern im Süden bleibt nur, sich Alternativen zu suchen. So wie Michael Dittmann, der zwar bei einer anderen Bank ist, aber regelmäßig Pakete in der Brändström-Straße abholte. „Immer wenn ich da war, war die Filiale gut besucht“, sagt er. Verstehen könne er den Schritt nicht. (mz)