"Die Musikschule ist mein Leben" "Die Musikschule ist mein Leben": Klavierlehrerin findet neue Wege während der Pandemie
Halle (Saale) - Olena Kunze hat keinen Tag gezögert. Sobald feststand, dass auch private Musikschulen wegen der Pandemie schließen müssen, suchte sie nach einer Lösung. „Zwei Nächte lag ich wach“, sagt die 45-Jährige. Dann kam ihr die Idee, ihren Unterricht einfach per Videochat mit dem Handy fortzuführen. „Ich hätte nie gedacht, dass das so gut klappt“, berichtet die Klavierlehrerin. Heute ist sie dankbar, denn dieser Einfall hat ihren Traum gerettet. Den Traum von einer eigenen Musikschule.
Vor über 20 Jahren ist die Klavierpädagogin aus der Ukraine nach Deutschland ausgewandert. 2013 gründete sie die private Musikschule „Sonate“. Mit der Zeit meldeten sich immer mehr Schüler bei ihr an. Mittlerweile beschäftigt die Inhaberin sechs Lehrkräfte, die rund 100 Schüler in drei Räumen am Steintor unterrichten. Schlagzeug, Gitarre und Blockflöte können die angehenden Musiker ebenfalls in der Schule lernen. Der Großteil nimmt jedoch Klavier- oder Keyboard-Unterricht.
„Im Moment sind alle Exemplare vergriffen“
Olena Kunze hat für ihre Schüler sogar eigene Stücke auf dem Piano komponiert und diese beim halleschen Musikverlag Michael Bellmann veröffentlicht. „Im Moment sind alle Exemplare vergriffen“, sagt die Komponistin. Es sollen aber weitere Auflagen folgen. Aktuell arbeitet sie an einem Arbeitsheft zur Notenlehre.
Die Familien schätzen ihr Engagement. „Sie führt ihre Musikschule mit großer Leidenschaft, Kreativität, Verbindlichkeit und fröhlicher Energie“, hatte Steffi Patzer an die MZ-Redaktion geschrieben, um die Musikschulinhaberin als Alltagsheldin in der Corona-Zeit vorzuschlagen. Ihr zehnjähriger Sohn erhalte in der Musikschule Klavierunterricht.
„Frau Kunze hat immer lustige Ideen und tröstet auch mal“
Bemerkenswert sei vor allem der „liebevolle und achtsame Umgang“, den die Lehrerin mit den Schülern pflegt. „Frau Kunze hat immer lustige Ideen und tröstet auch mal, wenn der Kummer über die aktuelle Situation traurig macht“, berichtet die Mutter. Der digitale Unterricht funktioniere sehr gut.
Für ihre Schüler eine Alltagsheldin zu sein, bedeutet Olena Kunze unglaublich viel. „Ich bekomme eine richtige Gänsehaut.“ Die Worte der Mutter berühren und motivieren sie, die Musikschule weiterhin mit viel Leidenschaft zu betreiben. Sie hat dem Gesundheitsamt bereits ein Konzept vorgelegt, wie der Unterricht ab Mai wieder aufgenommen werden könnte.
„Wenn man etwas liebt, dann findet man auch eine Lösung“
Lediglich ein Lehrer und ein Schüler sollen sich mit genügend Abstand pro Raum aufhalten. Die Schüler müssen ihre Hände vor und nach dem Unterricht desinfizieren, auch das Klavier will die Pianisten nach jeder Stunde reinigen und damit von potenziellen Viren befreien. Alle benutzen ihre eigenen Noten, sodass es möglichst wenig Berührungspunkte während des Unterrichts gibt.
Aber auch der Online-Unterricht wird auf Wunsch weitergeführt. „Wenn man etwas liebt, dann findet man auch eine Lösung“, sagt die Inhaberin. Diese Einstellung hilft ihr durch die Krise. (mz)