Die A143 wird "geschnitzt" Die A143 wird "geschnitzt": Wie es jetzt mit dem Autobahnbau weitergeht
Berlin/Halle (Saale) - Berlin und Halle haben eine Gemeinsamkeit: an allen Ecken und Enden wird gebaut. So ist es auch in und rund um die Zimmerstraße in der Hauptstadt. Nur wenige hundert Meter vom Checkpoint Charlie entfernt hat die Deges ihren Sitz - die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH. 1991 war die Gesellschaft gegründet worden, um wichtige Autobahnprojekte zügig voranzutreiben. Dazu zählt auch die A143 westlich von Halle, die nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zwischen Bennstedt und der A14 jetzt weitergebaut werden darf.
„Wir freuen uns über das Urteil. Die neuen Unterlagen entsprechen allen gesetzlichen Auflagen. Die Strecke ist notwendig. Man wird es merken, wenn die Autobahn fertig ist“, sagt Andreas Irngartinger, Bereichsleiter bei der Deges und unter anderem auch für die Projekte in Sachsen-Anhalt verantwortlich.
Weiterbau A143: Ortsumfahrung kommt zuerst
Die MZ war in Berlin, um mit den Projektverantwortlichen über den Weiterbau zu sprechen. 12,7 Kilometer sollen bis 2025 fertig sein, darunter sind 17 Bauwerke, zwei große Brücken, fünf Grünbrücken und zwei Tunnel. „Derzeit erarbeiten wir den Bauablauf. Wir müssen viele Faktoren beachten und miteinander verknüpfen. Es geht nicht nur um die Naturbelange. So müssen auch wichtige Versorgungsleitungen verlegt werden. Dazu zählt eine zentrale Ölpipeline, die nur aller zwei Jahre abgeschaltet werden kann“, sagt Michael Herbst, Projektleiter für die A143.
Nach dem vorläufigen Terminplan könnte ab Herbst dieses Jahres der Bau der Ortsumfahrung Salzmünde beginnen - die 1,6 Kilometer lange Landesstraße 159n soll den Verkehr aus der Gemeinde ziehen. 2020 startet der Bau der Brücke über den Benkendorfer Bach, 2021 der Saalebrücke und des Lärmschutztunnels für Salzmünde. 2022 sollen der Streckenbau und der Landschaftstunnel bei Friedrichsschwerz in Angriff genommen werden. 360 Millionen Euro wird der Lückenschluss kosten.
Kritiker der Autobahn halten den enorm gestiegenen Preis für nicht gerechtfertigt
Kritiker der Autobahn halten den enorm gestiegenen Preis (2004 lag die Kalkulation bei rund 151 Millionen Euro) für nicht gerechtfertigt. Sie zweifeln den Nutzen der A143 an und sprechen von wertvollen Naturschutzgebieten, die durch den Bau zerstört werden würden. „Natürlich greifen wir erheblich in die Natur ein. Aber wir schaffen auch zusammenhängende Naturräume“, sagt Herbst.
Laut den Verkehrsprognosen sollen täglich im Durchschnitt rund 40.000 Fahrzeuge auf der neuen A143 unterwegs sein. „Der volkswirtschaftliche Nutzen ist deutlich höher einzustufen als die Baukosten“, sagt Irngartinger.
Autobahn A143: Strenge Auflagen für den Bau
Gebaut werden darf nur unter strengen Auflagen. So sind zwischen dem 1. April und dem 30. September keine Eingriffe in den Oberboden gestattet. Fast auf der gesamten Strecke muss die Vogelbrut geschützt werden. „Wir schnitzen die Autobahn quasi in die Landschaft hinein“, erklärt Herbst. Das spektakulärste Bauwerk dürfte die 980 Meter lange und maximal 20 Meter hohe Saalebrücke werden. Sie schließt unmittelbar an den 250 Meter langen Lärmschutztunnel an, der zwischen Salzmünde und Schiepzig verläuft.
Die Brücke erhält eine etwa 250 Meter lange Glasröhre und danach Lärmschutzwände. Eines der wichtigsten Projekte wird indes der 300 Meter lange Landschaftstunnel bei Friedrichsschwerz. Er soll verhindern, dass die Porphyrkuppen geschädigt werden. Aus diesem Grund gibt es in diesem Tunnel auch keine geschlossene Mittelwand zwischen den beiden Fahrtrichtungen, sondern nur Stützpfeiler. Das soll die Luft mit den Abgasen verwirbeln - über eine Absauganlage werden die Schadstoffe danach in die Atmosphäre abgegeben. Schädlich sei das nicht, so die Deges.
Irngartinger und Herbst versprechen, dass es vor dem Baustart Ende 2019 noch eine Bürgerversammlung geben wird. Auch danach werde man immer Ansprechpartner vor Ort haben. Die ersten 500 Meter von der Anschlussstelle Halle-Neustadt bis Bennstedt könnte die Deges übrigens sofort bauen. Für dieses kleine Stück gilt noch das Baurecht aus den 1990er Jahren. (mz)