DFB-Pokal DFB-Pokal: Das Duell der Dinos
HALLE(SAALE)/FRANKFURT/MZ. - Oka Nikolov, der Dino unter den Dinos, ist beachtliche 37 Jahre alt. Er steht seit einer Ewigkeit im Tor der Frankfurter Eintracht, seit 20 Jahren genau. 17 Jahre davon als Profi. Der Odenwälder bestritt 340 Partien für den Fußball-Zweitligisten, er war oft Stammtorwart, fast genauso häufig nur Bankdrücker. Vor Beginn dieser Saison entschied sich auch der neue Trainer Armin Veh gegen Oka Nikolov und für den neu verpflichteten Schlussmann Thomas Kessler. Folgt nun, 180 Zweitligaminuten später, schon wieder die Kehrtwende, folgt das nächste Comeback des abgeschriebenen Nikolov?
Im Pokalspiel am Sonnabend beim Regionalligisten Hallescher FC (15.30 Uhr) wird der alte Haudegen in jedem Fall das Gehäuse der Eintracht hüten. "Seine Leistungen sind top, er hat es sich einfach verdient", begründet Trainer Veh und wartet mit wahren Lobeshymne auf Nikolov auf. "Er ist ein feiner, anständiger Kerl, einfach ein Super-Typ. Es ist schade, dass er auf der Bank sitzen muss." Nikolov wird die Mannschaft auch als Kapitän für den gesperrten Pirmin Schwegler aufs Feld führen.
Im Pokal, führt der Coach aus, werde Nikolov "im Normalfall immer spielen". Und im Ligabetrieb? Steht da auch die Wachablösung bevor nach nur zwei Partien? Veh windet sich um eine konkrete Antwort. "Ich habe da erst mal nicht weiter gedacht, ich habe jetzt nur an das Pokalspiel gedacht." Klingt zumindest nicht nach einer Stammplatzgarantie für Kessler, der in der ersten Begegnung beim 3:2 in Fürth vor den Augen von HFC-Trainer Sven Köhler einen kapitalen Bock geschossen hatte und auch gegen St. Pauli nicht restlos überzeugen konnte. Auch das hat Köhler gesehen - im TV.
Die Frankfurter Maßnahme, jetzt schon die Keeper zu wechseln, erstaunt insofern ein wenig, da ja schon die Abwehr komplett neu und uneingespielt ist. Nun also auch noch ein neuer Torwart. "Trotzdem", sagt HFC-Coach Köhler, "die Frankfurter Defensive mag vielleicht eine Schwachstelle sein - aber für Zweitliga-Verhältnisse. Dort macht man Abwehr-Fehler auf Zweitliganiveau. Das liegt deutlich über unserem. Wir werden deshalb nicht auf totale Offensive setzen."
Beim ambitionierten Zweitligisten erwarten alle, die Hürde HFC in der ersten Runde zu überspringen, auch mit einem anderen Torhüter. "Halle muss sich auf uns einstellen", sagt Veh. Die Eintracht hat dennoch nichts dem Zufall überlassen und den Gegner mehrfach beobachten lassen. Eindruck machte zuletzt das 3:0 des Regionalligisten gegen Hessen Kassel. Dabei saß Ex-Profi Ralf Weber 75 Minuten lang auf der Tribüne und machte sich eifrig Notizen.
Veh erwartet eine Leistungssteigerung seiner Elf, auch wenn der Kontrahent nur aus der vierten Liga kommt. "In Fürth ist die Mannschaft insgesamt 120 Kilometer gelaufen, gegen Pauli nur 105. Das sagt alles. Aber ich glaube, dass wir nur einen schlechten Tag hatten."
Dass sich ein solcher wiederholt, die Eintracht-Profis vielleicht noch lauffauler und behäbiger daherkommen, weil sie die HFC-Kicker unterschätzen, genau darauf setzt Sven Köhler: "Wenn Frankfurt einen schlechten Tag hat und wir einen besonders guten und etwas Glück haben, ist mit viel Willen viel möglich." Natürlich sagt er auch. "Wenn wir ausscheiden, tritt der Normalfall ein. Man muss sich doch nur Mal den Marktwert aller Frankfurter Spieler ansehen. Der liegt bei 42 Millionen Euro. Es ist der Spitzenwert in Liga zwei", so Köhler. Der Wert seiner eigenen Mannschaft wird bei www.transfermarkt.de auf 2,45 Millionen Euro geschätzt. Trotzdem fordert und erwartet er: "Wir werden uns so teuer wie möglich verkaufen."
Unabhängig des Kapital-Gutachtens vertraut Köhler auf die Motivation seiner Mannschaft - und auch auf die Reaktionen und die Souveränität seines Torwarts Darko Horvat. Der ist sogar 38 Jahre alt. Möglicherweise entscheidet das Duell der Dinos im Tor auch die Partie. "Vielleicht kommen wir ja im Elfmeterschießen weiter", sagt HFC-Präsident Michael Schädlich.
Bis zum Schlusspfiff und unabhängig vom Spielausgang erwartet der Präsident zugleich ein "friedliches, schönes Fußballfest" für die 2 800 Zuschauer. Die Polizei und der Sicherheitsdienst sind außer- und innerhalb des Stadions von Halle-Neustadt in höchster Alarmbereitschaft. Denn Ultra-Gruppen beider Lager hatten im Internet offen mit Randale und Prügeleien gedroht. Heißt: Für beide Vereine geht es am Sonnabend auch um das Image, was das Verhalten ihrer Anhänger betrifft.