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Deutschlands kleinster Salzerzeuger Deutschlands kleinster Salzerzeuger: Rund 3000 Jahre Salzgewinnung in Halle

Von Thomas Schöne 24.01.2020, 14:19
Getrocknete Salzklumpen werden im Technischen Halloren- und Salinemuseum von einem Salzsieder für die Weiterverabreitung vorbereitet.
Getrocknete Salzklumpen werden im Technischen Halloren- und Salinemuseum von einem Salzsieder für die Weiterverabreitung vorbereitet. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Das „Weiße Gold“ hat Halle an der Saale einst Reichtum verschafft. Bis 1964 wurde Sole aus einem Brunnen in Halle gefördert und daraus Salz gesiedet. Das Areal blieb als Technisches Halloren- und Salinemuseum erhalten. Salz wird noch immer, an 52 Schausiedetagen im Jahr, produziert. „Wir sind Deutschlands kleinster Salzerzeuger“, sagt der Vorsitzende des Vereins Hallesches Salinemuseum, Steffen Kohlert. Der Verein übernahm 2010 das Museum von der Stadt. „Etwa 40 000 Menschen haben uns im Durchschnitt pro Jahr besucht“, sagt Kohlert.

Das Museum schloss zum Jahresende 2019. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt. „Der gesamte Komplex wird für rund 16 Millionen Euro saniert und umgebaut“, sagt der Vereinsvorsitzende. Nach den Arbeiten wird mit jährlich etwa 60.000 Besuchern gerechnet.
Die Halloren, das ist die Bezeichnung für die halleschen Salzarbeiter, sind stolz, das Projekt initiiert zu haben. Die Arbeiten dauern rund zwei Jahre. Bis dahin sind ausgewählte Museumsobjekte ab April 2020 im Stadtmuseum Halle zu sehen.

In der Stadt Halle leben heute 50 Halloren

In der Stadt leben heute 50 Halloren. Sie verwalten das Erbe. Die Salzgewinnung reicht mehr als 3000 Jahre bis in die Bronzezeit zurück. Sie basiert auf einer Unregelmäßigkeit in den Erdschichten unter dem halleschen Marktplatz. Hier trat das konzentriert salzhaltige Wasser auf natürliche Weise in Solequellen zu Tage. Im Mittelalter wurden im Stadtgebiet um den Hallmarkt vier Brunnen genutzt.

In Siedehüttenverkochten die Halloren die Sole, übrig blieb das Siedesalz. 1721 nahm die Königlich-Preußische Saline auf einer Insel der Saale, heute als Salineinsel bekannt, ihren Betrieb auf. Im Jahr 1964 endete die Salzproduktion. Geblieben ist jedoch das Salinemuseum.

Mobile Siedepfanne im Hof des Stadtmuseums

„Die traditionellen Schausiedetage wird es weiterhin an einer mobilen Siedepfanne im Hof des Stadtmuseums geben“, sagt Christian Schwela, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums. „Ebenso sind in der Galerie des Stadtmuseums ausgewählte Objekte zu sehen. Die ältesten Stücke sind mehrere Briquetagen, das sind kelchförmige Tongefäße, in denen vor rund 3000 Jahren hier Salz gesiedet wurde.“

Zudem können die Besucher einen Salzleuchter, Hallorengläser und ein Festkleid der Halloren bewundern. In der Übergangszeit sind auch Vorträge zum Thema Bergbau, Geologie, Kulturgeschichte und Salztradition geplant.

Teil des Silberschatzes der Halloren

Gegenwärtig wird von der Stadt Halle ein Museumskonzept erarbeitet. Der Halloren Verein begleitet das Projekt. Unter anderem soll im Außenbereich stärker an das Industriedenkmal „Saline“, dem Ort der Salzgewinnung, erinnert werden. Im sanierten Museum ist ein Teil des Silberschatzes der Halloren dauerhaft zu sehen.

Der aus Schenkungen zusammengekommene Schatz besteht aus 95 silbernen Trinkgefäßen, zwei silbernen Gürtelketten und der Amtskette des Vorstehers der Brüderschaft. Das älteste Stück stammt aus dem Jahr 1671. Bislang stand der Silberschatz nur zu besonderen Anlässen in der Öffentlichkeit.

„Die Salineinsel ist für Touristen reizvoll“

„Die Salineinsel ist für Touristen reizvoll, weil sie am Saale-Radwanderweg liegt. Deshalb wird eine Anlegestelle für Sportboote errichtet. Außerdem liegt die Tradition der Halloren am Wasser und da passt so etwas sehr gut“, sagt Kohlert.

Deutlich mehr Platz als bisher soll es im Saline-Technikum mit großzügig gestalteten Laborplätzen für Schüler geben. Das außerschulische Projekt wurde 2010 mit dem Ziel gegründet, Schüler verstärkt für die Naturwissenschaften zu begeistern. Zu den Partnern gehören unter anderem die Stadt Halle, Schulen, Fachhochschulen, Unternehmen, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Heinz-Bethge-Stiftung.

„Die jährliche Fördermenge liegt bei rund einer Million Liter Sole.“

Wenige hundert Meter von der Saline entfernt saniert im Sommer der Verein Neue Hallesche Pfännerschaft einen alten Solebrunnen aus dem Jahr 1925. „Wenn alle Genehmigungen vorliegen, könnte 2022 nach über 50 Jahren tatsächlich wieder Siedesalz aus Halle kommen“, sagt Vorstandsvorsitzender Tobias Heinicke. „Die jährliche Fördermenge liegt bei rund einer Million Liter Sole.“ Seit der Brunnen 1971 stillgelegt wurde, kam die Sole mit Tankwagen aus Bernburg.

Technisches Halloren- und Salinemuseum: www.salinemuseum.de