Deutsches Turnfest Deutsches Turnfest: Allein die Fahrerei nervt die Teilnehmer
Halle/Leipzig/MZ. - Den siebten Tag des Deutschen Turnfests in Leipzig hat Ulla Wickermann für Halle aufgehoben. Heute werde sie sich die Saalestadt ein bisschen genauer anschauen, sagte die 43-Jährige am Donnerstag.
Zumindest den Bahnhof kann sie bei der Besichtigungstour aussparen - den kennt die Frau aus Warendorf im Münsterland inzwischen zur Genüge. Ulla Wickermann gehört zu jenen Turnfest-Teilnehmern, die in der Saalestadt untergebracht sind und darum täglich nach Leipzig pendeln müssen.
Das nervt. "Die Fahrerei ist eine Zumutung", sagt Karin Rimböck, die aus Gladbeck zum Turnfest angereist ist. Mindestens anderthalb Stunden dauere die Fahrt von der halleschen Neumarkt-Schule, wo sie untergebracht ist, bis zu den Messehallen in Leipzig.
Vor allem die Kinder seien abends kaputt, ergänzt Martina Preckel, die wie Ulla Wickermann von der Warendorfer Sport-Union kommt. Am Pfingstsonntag sei man beispielsweise um sechs Uhr in der Frühe aufgestanden - und um Mitternacht aus Leipzig zurückgekehrt. Kein Wunder, dass da nicht viel Zeit bleibt für die Sehenswürdigkeiten der Saalestadt. Die Organisatoren allerdings, die seien alle sehr nett - ein Lob bekommt vor allem der Hausmeister der Neumarkt-Schule.
Für Erika Vosseberg ist es das fünfte Turnfest. Was die Frau aus Münster immer wieder zu den Großereignissen zieht? "Sie werden es kaum glauben", ruft die 62-jährige Münsteranerin. "Mit 15 Frauen in einem Schlafsaal zu liegen - da gibt es einfach so viel Spaß." Wer hat heute wieder geschnarcht? Wer hat diesmal geraschelt? Freilich: Nach einer Woche sei sie froh, wieder in ihrem eigenen Bett zu liegen. Neulich, habe sie gehört, sei in einem Zug auf der Rückfahrt Samba getanzt worden. Ihr Fazit: "Turner sind nur nette Leute". Jeden, der eine Hundemarke hat, könne man einfach ansprechen. Die Hundemarke, das ist der Ausweis, den jeder der rund 100 000 Teilnehmer um den Hals hängen hat.
Auch Erika Vosseberg bedauert, dass sie kaum Zeit gehabt hat, sich in Halle umzusehen. Immerhin: Die Bergschenke hat sie entdeckt - und weil sie den Blick auf Saale und den Giebichenstein so wunderschön fand, verbrachte sie gleich zwei Abende in dem Biergarten.
Von der halleschen Biergarten-Szene sind übrigens auch andere angetan. Martina Preckel beispielsweise hat mit ihren Sportfreundinnen von der Warendorfer Sport-Union den Fritzengarten für sich entdeckt. Ihre elfjährige Tochter Maja hat sich derweil in einem anderen Teil der hiesigen Gastronomie-Landschaft umgesehen. Und mit Wohlwollen festgestellt: Bei der halleschen Filiale der großen Fleischklops-Bratkette schmeckt es wie daheim.