Deutscher Mühlentag Deutscher Mühlentag: Steifer Wind lässt die Wände beben
Krosigk/MZ. - "Ein Müller muss früherkräftig, aber vor allem klein gewesen sein."Peter Bendel, der gut seine 1,85 Meter misst,hatte nach dem Aufstieg in die zweite Etageder Krosigker Bockwindmühle jäh den Kopf zurSeite genommen. Das große, rund zweieinhalbTonnen schwere Kammrad mit seinen vier MeternDurchmesser drehte sich direkt vor seinerNase kräftig und mit Schwung. Kein Wunder- schließlich blies der Wind am Montag mit einerAusdauer, als wäre er am Deutschen Mühlentagextra dazu verpflichtet worden. Familie Bendelaus Dessau war "aus reiner Neugier" nach Krosigkgekommen. Schließlich konnte man hier gleichzwei verschiedene und bestens rekonstruierteMühlenarten in Augenschein nehmen.
Ganz in Familie oder zumindest im Wandergrüppchenstiegen die Besucher den ganzen Tag über denMühlberg hinauf zur Bockwindmühle. Zwar hatteder Regen tags zuvor den Pfad ziemlich ausgewaschen,doch die meisten störte der Schlamm wenig.Oben angekommen erwartete die Neugierigenein bautechnisches Denkmal, dessen Erwähnungbis ins 18. Jahrhundert zurück reicht - undeine äußerst interessante Geschichte obendrein.
Wer sich die Zeit nahm und sich trotz bebenderHolzwände und des vibrierenden Bodens aufdie Ausstellungstafeln konzentrieren konnte,erfuhr zum Beispiel, dass einst die Herrenvon Trotha ihr Mehl auf dem Mühlberg mahlenließen. Jene Mühle existiert nicht mehr. Indeshatten die Krosigker im Jahre '95 in einerspektakulären Aktion ein desolates, aber unterDenkmalschutz stehendes 14 Meter hohes Mühlgebäudeaus Gollma bei Landsberg gekauft, zerlegtund auf ihrem Mühlberg wieder aufgestellt.Seit fünf Jahren dreht es hier nun unverdrossenseine sechs Meter langen Flügel.
Auf die verzichtet die Krosigker Wassermühle,deren großes Rad gleich hinter dem Mühlteichund damit mitten im Ort klappert. Mit "Wochenend'und Sonnenschein" empfing dort gestern eineBlaskapelle die Ausflügler und verabschiedetesie ungerührt mit "Weine nicht, wenn der Regenfällt". Dazwischen aber gab es auch hier allerhandzu entdecken.
Der achtjährige Felix Klammer aus Halle bekamnicht nur beim Anblick des gewaltigen Mühlradesgroße Augen. In jeder Etage des Mühlenmuseumsgab es für ihn Neues: Unterm Dach eine Vorrichtung,mit deren Hilfe schwere Getreidesäcke hochgezogenund in den Trog geschüttet werden; in derEtage darunter die Anlage, die Weizenkörnerzu Mehl zerreibt, und fast auf Höhe des Mühlbachesdie kräftigen Räder und Riemen, die das Ganzeam Laufen halten.
Des Müller Spruch ("Mein Heim, mein kleines,liebes/ voll Sonne und voll Ruh'/ wie eil'ich Deinem Frieden/ am Feierabend zu") - derkunstvoll gestickt Besuchern präsentiert wird- können die Mitglieder des FördervereinsWassermühle indes nur symbolisch verstandenhaben. Sie hatten gewiss eine Menge Arbeitin den letzten fünf Jahren, um das ruinöseGebäude wieder auf Vordermann zu bringen.Glaubhaft ist, angesichts der Fotos, die dieüber 500 Jahre alte Anlage auf einer kleinenInformationstafel im Museum zeigen, dass somancher Krosigker keinen Pfifferling mehrfür die Wassermühle geben wollte. Mittlerweilegilt sie auch über den Mühlentag hinaus alsattraktives Ausflugsziel. Und selbst eineGastwirtschaft fehlt nicht.
Führungen durch Bockwind- und Wassermühlesind möglich über den Förderverein der WassermühleKrosigk, Tel. 0170/8254215.