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Deep Sound City im Hühnermanhattan  Deep Sound City im Hühnermanhattan : Neues Festival in Halle gestartet

Von Markus Reiniger 03.12.2013, 07:40
Die Leipziger Band Black Salvation bei ihrem Konzert am ersten Abend des Deep Sound City-Festivals.
Die Leipziger Band Black Salvation bei ihrem Konzert am ersten Abend des Deep Sound City-Festivals. Reiniger Lizenz

Halle (Saale)/MZ - „Brauchst du Hall?“, ruft der Mann am Mischpult quer durch den Raum. „Ich nehme alles“, antwortet Paul Schlesier gelassen, „immer drauf damit.“ Es ist der erste Abend des „Deep Sound City“-Festivals. Das „Hühnermanhattan“ in Halle ist ausgesprochen gut gefüllt. Auf der Bühne bereiten „Black Salvation“ aus Leipzig gerade ihren Auftritt vor. Schlesier, Sänger und Gitarrist der Gruppe, sucht in seinen Taschen nach einem Geigenbogen. Was der Mittzwanziger, dessen Look etwas an den jungen Ringo Starr erinnert, damit vorhat, ist nur eine von vielen außergewöhnlichen musikalischen Konstruktionen, die an diesem Wochenende durch den Klub in der Hordorfer Straße schweben.

Psychedelic- und Stoner-Rock stehen auf dem Programm, zwei Musikrichtungen, die in zahlreiche Subgenres aufgefächert sind und sich vor allem durch ihre Grenzenlosigkeit und Experimentierfreude auszeichnen. Zu den bekanntesten Vertretern zählen aus kommerzieller Sicht „Pink Floyd“ und die „Queens Of The Stone Age“ sowie als Inspirationsquellen „Black Sabbath“ und „Led Zeppelin“. 

Das Hühnermanhattan ist randvoll 

Die Veranstalter wirken sichtlich zufrieden mit der Resonanz, die das Deep Sound City erfahren hat. Mehr als 200 Gäste sind gekommen. Das Hühnermanhattan ist randvoll – keine Selbstverständlichkeit bei Underground-Konzerten, ist die dargebotene Musik doch denkbar unkonventionell. Vier der neun auftretenden Bands verzichten auf Gesang und lassen stattdessen nur ihre Instrumente sprechen, oftmals dauern einzelne Songs mehr als zehn Minuten, die Wiederholung wird zur Kunst erhoben, die Freiheit besitzt oberste Priorität, nicht wenige Titel entfachen dabei eine beinahe hypnotische Wirkung. 

Studentisches Publikum, aber keine „Studenten-Mucke“ 

Diese Mischung kommt gut an bei einem Publikum, das größtenteils aus Studenten besteht. Dass es sich bei Psychedelic- oder Stoner-Rock deshalb automatisch um „Studenten-Mucke“ handelt, davon will jedoch keiner etwas wissen. „Es stimmt, viele der Besucher studieren, aber sie identifizieren sich nicht vorrangig als Studenten“, erklärt Birger Schwidop, der Bassist von Black Salvation. „Das sehe ich auch so“, pflichtet ihm sein Band-Kollege Paul Schlesier bei, „ich glaube nicht, dass Psychedelic-Rock ein Studenten-Ding ist. Es ist einfach das Alter: In den 60er und 70er Jahren waren die Menschen, die diese Musik gehört haben, auch eher jung.“ 

Einige von ihnen gehen auch heute noch regelmäßig auf Konzerte, sie gehören zu dem, was man durchaus eine regionale Psychedelic- und Stoner-Szene nennen kann. Mit dem Hühnermanhattan und dem Veranstalter Halleluja-Stoner gibt es in Halle gleich zwei Anlaufpunkte für Fans extravaganter Kompositionen. Bei der Organisation des Deep Sound City-Festivals hat man sich erstmals zusammengeschlossen, um das bestmögliche Line-Up bieten zu können – mit Erfolg, wie der Andrang verdeutlicht. 

Ein Stück Gefährlichkeit 

Nicht nur Black Salvation liefern an diesem Wochenende eine beachtliche Show ab, auch ausnahmslos alle anderen Künstler zeigen, was innerhalb des Genres möglich ist. Keine Band klingt wie die davor, jede Gruppe bringt neue musikalische Elemente ins Spiel, sei es durch Synthesizer, eine elektronische Orgel, ein Theremin oder eine E-Gitarre, die kurzzeitig mit einem Geigenbogen bedient wird. „In dieser Musik steckt, wie ich finde, immer noch ein Stück Gefährlichkeit, was sie wiederum so besonders macht“, bringt es Paul Schlesier auf den Punkt. Die Premiere des Deep Sound City ist zweifellos geglückt, es darf laut Veranstalter auf eine Wiederholung im kommenden Jahr gehofft werden.

Nischen-Rock in Halle
Nischen-Rock in Halle
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