Dax-Bierbörse- und Pascha-Prozess in Halle Dax-Bierbörse- und Pascha-Prozess in Halle: Das Opferlamm der drei Disko-Könige

Halle - Dieser Wirtschaftskrimi um Halles Disko-Chefs ist eine Geschichte von Aufstieg und Fall: Im eröffneten Strafprozess gegen die ehemaligen Betreiber der Dax-Bierbörse und Pascha geht es um die Pleite einer der erfolgreichsten Partyadressen in Halle. Eng verknüpft ist dieser Krimi mit der Geschichte der nur 34-jährigen Angeklagten - einer damaligen Studentin, die fast jede Nacht am Tresen arbeitete, um über die Runden zu kommen. Sie ist die einzige Frau im Quartett der Beschuldigten, dazu deutlich jünger als die Mitangeklagten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Vier Untreue, Betrug und Insolvenzverschleppung vor. Verheerend: Die 34-Jährige sitzt als Ex-Geschäftsführerin vor Gericht.
Strohfrau des Männertrios
Eine steile Karriere? Die 34-Jährige sagt, sie war eine Strohfrau des Männertrios: Sie stand auf dem Briefkopf der Betreiber-GmbH und leistete Unterschriften, ohne wahre Befugnisse zu haben. „Sie ist das Opferlamm“, sagt Bernhard Wressig, der Vorgänger-Betreiber der Diskos. Er hatte die Studentin 2008 als Barfrau eingestellt, bevor er 2012 die Geschäfte an das nun angeklagte Quartett übergab. „In der Folgezeit wusste sie nichts von den kriminellen Machenschaften der neuen Chefs“, so Wressig. Sie sagt dazu: „Ich habe mich darauf verlassen, dass die Männer das richten.“
Karriereaufstieg nur auf dem Papier
Von der Tresenfrau zur Chefin: Laut der Angeklagten gab es diesen Karriereaufstieg nur auf dem Papier. „Ich arbeitete nach der Übernahme unserer GmbH weiter an der Bar, hatte keinen Einblick in die Buchführung, keinen Zugriff auf das Konto.“ Stattdessen belastetet sie zu Prozessbeginn den Prokuristen der GmbH - der 41-jährige sitzt ebenfalls auf der Anklagebank. „Er machte die Abrechnungen, traf alle wichtigen Entscheidungen.“ Doch der Mann war völlig ungeeignet, glaubt man der Rekonstruktion der Staatsanwaltschaft: Er soll 12 000 Euro aus der Firmenkasse beim Online-Poker verzockt haben. „Er hatte die Kontrolle verloren“, sagt die 34-jährige Pro-Forma-Chefin.
Als die Läden vor der Schließung 2013 kaum noch liefen, habe sie rund 4 000 Euro aus eigener Tasche in die Großeinkäufe für die Diskoabende gesteckt. Und mit ihren geleisteten Unterschriften muss sie heute bürgen, sie hat Schulden in Höhe von 500 000 Euro, sagt sie. Die restlichen Angeklagten haben bisher geschwiegen. (mz)