Nach Wahlen in Sachsen-Anhalt Das sind die zehn Vertreter aus Halle im Landtag in Magdeburg
In manchen Stadtvierteln in Halle war es knapp. Warum die hallesche AfD nicht im Landtag vertreten ist.
Halle (Saale) - Der Wahlsieg der CDU sieht auf den ersten Blick überzeugend aus. Aber in einigen Stadtteilen gab es durchaus Überraschungen, knappe Ergebnisse oder gar links-grüne Mehrheiten. Insgesamt zehn hallesche Kandidaten aus fünf Parteien ziehen in den Magdeburger Landtag ein.
Besonders knapp war es im Wahlkreis 37 mit der Altstadt, der Nördlichen Innenstadt und dem Paulusviertel. Die Direktkandidaten Wolfgang Aldag (Die Grünen) und Kerstin Godenrath (CDU) lieferten sich dort ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit einem Vorsprung von nur 608 Stimmen (1,8 Prozent) setzte sich am Ende die Christdemokratin durch. In keinem anderen halleschen Wahlkreis gab es ein knapperes Ergebnis.
Taktisches Wählen
„Es war spannend und obwohl ich nicht gewonnen habe, bin ich trotzdem zufrieden“, sagt Wolfgang Aldag. Im Vergleich zur Wahl 2016 konnte er seine Stimmen mehr als verdoppeln. Weil er auf Listenplatz sechs seiner Partei stand, zieht er mithilfe der Zweitstimmen in den Landtag ein. Laut Aldag sei vor allem das „Klima-Thema“ für die vielen Grünen-Wähler verantwortlich, das bei vielen Menschen inzwischen sehr präsent sei.
Dank Aldags starkem Ergebnis und verhältnismäßig wenig Stimmen für AfD und CDU gibt es im Wahlkreis 37 sogar eine links-grüne Mehrheit. Zählt man die Erststimmen für die Kandidaten der Linken, SPD und Grünen zusammen, ergeben sich 51,6 Prozent. Aldag sagt, es könnte deshalb sinnvoll sein, sich künftig parteiübergreifend auf einen Direktkandidaten zu einigen, der dann bei der nächsten Landtagswahl den gemeinsamen Konkurrenten CDU überflügelt. Auf ähnliche wahltaktische Art und Weise habe jetzt die CDU vielerorts die AfD besiegt, weil die Wähler anderer Parteien sich für den CDU-Kandidaten entschieden hätten, um Direktkandidaten der AfD zu verhindern.
CDU-Sieg überrascht
Doch in kaum einem Stadtteil kam der Wahlsieg der CDU so überraschend wie in Neustadt. Im Vorfeld hatte AfD-Mann Alexander Raue für viele wie der sichere Sieger ausgesehen. Das lag nicht nur an Raues Wahlerfolg 2016, sondern auch an der vermeintlichen Schwäche der CDU. Der ursprüngliche CDU-Kandidat Andreas Schachtschneider war in Folge der Impfaffäre aus der Partei ausgetreten und hatte ein großes Loch in die Neustädter CDU gerissen. Seinen Posten übernahm kurzfristig der eher unbekannte Christian Albrecht, der schließlich aus dem Stand auch ohne großen Wahlkampf mit mehr als sieben Prozent Vorsprung vor Raue gewann.
CDU-Kreisvorsitzender Marco Tullner wollte zwar nicht von „Wahltaktiken“ sprechen, er weiß aber, bei wem er sich für den Erfolg zu bedanken hat. „Das Aufbäumen gegen die AfD war sicherlich für viele Wähler ein Motiv. Da war Ministerpräsident Reiner Haseloff ein wesentlicher Punkt.“ Die Wahl Albrechts sei „ein großer Vertrauensvorschuss“ der Hallenser für die CDU, so Tullner.
Hallesche AfD fehlt ab sofort
Für die hallesche AfD ist Raues Niederlage fatal. Weil er genauso wie die anderen halleschen AfD-Kandidaten nicht auf der Landesliste seiner Partei stand, wird mindestens bis zur nächsten Landtagswahl kein AfD-Abgeordneter aus der Saalestadt in Magdeburg vertreten sein. „Ich sehe für Halle keine Gefahr, wir haben nach wie vor eine starke Landtagsfraktion“, sagte Raue auf MZ-Nachfrage. Nur weil es keinen halleschen AfD-Abgeordneten gäbe, sei man ja nicht von den Informationen abgeschnitten. Er habe damit gerechnet, dass es „sehr knapp“ wird. Tatsächlich erreichte Raue in der westlichen- und südlichen Neustadt eine Mehrheit. Es reichte aber nicht, um den gesamten Wahlkreis zu gewinnen, der sich über Nietleben bis nach Heide-Nord erstreckt.
„Unser wichtigstes Thema, die Flüchtlingskrise, war von der Coronapandemie überdeckt“, sagte Raue. Die „Islamisierung“ werde „bald wieder Thema Nummer eins“ sein. Raue will sich nach seinem Aus als Landtagsabgeordneter wieder mehr der Arbeit in der halleschen AfD-Stadtratsfraktion widmen. Beruflich wechselt er zurück in das Garten-Landschaftsbau-Unternehmen seiner Familie.
Linke hadern und FDP feiert
Darüber, dass es über die Landesliste für den Landtag gereicht hat, kann Hendrik Lange (Die Linke) sich nicht so recht freuen. „Ich bin sehr enttäuscht. Die nächsten Jahre werden sehr hart werden“, sagte er. Die Linken wollen die Wahl nun analysieren und sich als nächstes auf die Bundestagswahl im September konzentrieren. Bei der FDP ist die Feierstimmung derweil noch nicht abgeebbt. „So ganz realisiert habe ich es noch nicht“, sagt Konstantin Pott, der es als 23-Jähriger erstmals in den Landtag geschafft hat. (mz)