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Das Licht am Fenster brannte

Von Antonie Städter 01.04.2005, 19:00

Halle/MZ. - Damals schauten sie bei ihrem Besuch auf dem Petersplatz - wie so viele Touristen - hinauf zu dem Fenster, das zum Arbeitszimmer von Papst Johannes Paul II. gehört. Er war gerade von seinem Krankenhausaufenthalt zurückgekehrt und die Hoffnung auf Genesung noch groß. Das Licht brannte.

"Wenn man auf dem Petersplatz steht, dann ist man sich der Bedeutung dieses Ortes sehr bewusst", sagt Gothart Stier, Leiter der Singakademie. So habe sich in Rom im Chor eine Spannung aufgebaut, die noch bis zu ihrem gefeierten Konzert am Karfreitag in der halleschen Marktkirche anhielt.

Der Chor, der 80 Mitglieder zählt, hat jedoch nicht nur in musikalischer Hinsicht von dem fünftägigen Aufenthalt in Rom profitiert. Solch eine Reise verbindet. So erinnert sich Hannelore Panse beeindruckt an die gemeinsamen Tage: "Abends noch beisammen zu sitzen und einmal ein bisschen mehr Zeit zu haben als sonst zwischen den Proben, das war schon toll", so die Chorinspektorin. Mehrere Jahre hatte sie sich um einen Auftritt ihres Chores in Rom bemüht. Und Sopranistin Constanze Franke denkt daran, wie die halleschen Sänger am Trevi-Brunnen das deutsche "Am Brunnen vor dem Tore" zum Besten gaben.

Auch wenn bei ihrem Aufenthalt in der "ewigen Stadt" die Hoffnung auf eine Genesung des Papstes noch groß war, spürten die Sänger dennoch die Sorge um den Papst - vor allem bei den Besuchern auf dem Petersplatz. Auch viele Chormitglieder stimmte der Besuch im Vatikan nachdenklich. "Man hat sich Gedanken darüber gemacht, wie es für den Papst wohl gewesen ist, als er noch gesund über den Petersplatz wandeln konnte", erinnert sich Gothart Stier.

Der Chorleiter war in Rom nach vielen Jahren wieder selbst zu hören. Der für die Partie des Jesus geplante italienische Solist hatte derart mit der deutschen Sprache zu kämpfen, dass er auf die Hinweise Stiers nicht eingehen konnte. Ersatz war auf die Schnelle nicht zu finden. So nahm der Chorleiter die Herausforderung an und sang - zur Freude des Publikums und des Chores - selbst. Doch nicht nur wegen der gelungenen Auftritte denkt der Chor heute mit Melancholie an die Zeit im Vatikan zurück.