Notfallversorgung Das ist Halles neue Rettungswache
Am Klinikum Bergmannstrost haben Rettungsdienstmitarbeiter nun beste Bedingungen. Warum das auch mit Respekt vor ihrer Leistung zu tun hat.
Halle (Saale)/MZ - Während draußen vor den großen Toren der symbolische Schlüssel für die neue Rettungswache übergeben wurde, saß der erste Bewohner schon drinnen unter der Decke. Eine Taube hat über einem der Eingangstore ihr Nest gebaut. Von den Gästen der feierlichen Zeremonie wurde es amüsiert zur Kenntnis genommen.
Groß ist indes die Freude darüber, dass der Erweiterungsbau mit Rettungswache am Klinikum Bergmannstrost nun endlich steht. „Das Werk ist fertig und sehr gut gelungen“, sagte Klinikgeschäftsführer Thomas Hagdorn. Halles Bürgermeister Egbert Geier bemerkte: „Die Entstehungsbedingungen waren nicht so einfach.“ Er verwies auf die Corona-Pandemie, den kalten Winter und auch auf die zuletzt gestiegenen Baustoffpreise und sagte: „Zu dem Ergebnis kann ich nur gratulieren.“
Verzögerte Inbetriebnahme
Im Februar letzten Jahres erfolgte der Spatenstich für das hochmoderne Einsatzzentrum, das schon Ende 2020 in Betrieb gehen sollte. Doch der Bau verzögerte sich.
Rund drei Millionen Euro hat die neue Rettungswache gekostet. Das Geld haben das Klinikum Bergmannstrost und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) investiert. Die Stadt Halle wird sich künftig einmieten. Die Rettungswache bietet 800 Quadratmeter Fläche über zwei Stockwerke. Von der Einbauküche abgesehen, sind die meisten Räume noch leer. Das soll sich die kommenden Tage ändern. Laut Kliniksprecher Christian Malordy ist der Einzug in der nächsten Woche geplant.
Der Neubau bietet Platz für fünf Rettungsfahrzeuge, die in der beheizten Garage mit den Schnellöffnungstoren witterungsgeschützt parken können. Das Raumkonzept ermöglicht kurze Alarmwege zu den Einsatzfahrzeugen. Die können im Gebäude auch gewaschen und - in Zeiten der Pandemie wichtig - desinfiziert werden. Für die Rettungsdienstmitarbeiter gibt es in dem Gebäude neben Wasch- und Ruheräumen auch eine Küche. Ein ganz besonderer Raum ist im Untergeschoss zu finden. Dort ist bei Bedarf die Dekontamination von Personen möglich, die von einem chemischen, biologischen oder radioaktiven Unfall betroffen sind. Sie können nach der „Entseuchung“ weiter in Notaufnahme gebracht werden. Der Raum kann ebenso im Falle eines Massenunfalls oder einer Katastrophe mit unzähligen Opfern genutzt werden, wenn es gilt, viele Patienten gleichzeitig zu versorgen und sie je nach Verletzungsgrad zu selektieren. In einem weiteren speziell dafür eingerichteten Raum kann im Katastrophenfall eine Leitstelle für die Koordination eingerichtet werden.
70.000 Einsätze im Jahr
Doch auch ohne Katastrophenfall wird die neue Rettungswache stark frequentiert sein, wie Egbert Geier betonte. So gebe es in Halle und im Saalekreis im Jahr um die 70.000 Rettungsdiensteinsätze. „Das sind 190 Einsätze pro Tag und acht Einsätze pro Stunde.“ Geier zufolge stellt das Klinikum Bergmannstrost dabei das größte Notarztkontingent. Mit dem neuen Gebäude werde die bereits „hervorragende Ausstattung“ des Klinikums nun noch weiter verbessert.
Halles Bürgermeister forderte in seiner Ansprache auch dazu auf, mit den Helfern respektvoll umzugehen. Auch Geschäftsführer Thomas Hagdorn bedauerte, dass die Rettungsdienstkräfte erfahren müssten, dass ihnen mit wenig Respekt begegnet werde. Er erklärte den anwesenden Helfern: „Dieses Gebäude ist auch ein Respekt an ihre Arbeit.“ Denn sie leisten, so Hagdorn, „einen wichtigen Dienst für die Notfallversorgung der Bürger der Stadt“.