Corona-Studie mit Tim Bendzko Corona-Studie mit Tim Bendzko: Forscher suchen 4.000 Konzertbesucher
Halle (Salle) - Das ist einmalig in Deutschland: Wissenschaftler der Universitätsmedizin Halle wollen herausfinden, unter welchen Voraussetzungen trotz der Bedrohung durch das Coronavirus in Hallen wieder Konzerte und Sportereignisse mit mehreren tausend Zuschauern stattfinden können. Dies ist derzeit wegen des hohen Infektionsrisikos verboten. Ergebnisse sollen Anfang Oktober vorliegen.
Im Rahmen des länderübergreifenden Projekts „Restart-19“ wird es am 22. August in der Arena Leipzig auch ein ungewöhnliches Experiment geben. Die Uniklinik sucht 4.000 Freiwillige, mit deren Hilfe verschiedene Konzertsituationen nachgestellt werden. Dazu erhalten alle Teilnehmer Sensoren, mit denen ihre Bewegungen dokumentiert werden. Der Sänger Tim Bendzko unterstützt die Simulation mit mehreren Auftritten.
„Wir wollen wissen, wo die größten Risiken bei solchen Großveranstaltungen liegen“, sagte am Freitag Stefan Moritz. Leiter des Sachgebiets Infektiologie an der Universitätsmedizin. Normalerweise dauert die Vorbereitung eines solchen Vorhabens ein Jahr. Jetzt wurden die Grundlagen in wenigen Wochen gelegt. Vor Corona hätte sich auch die Finanzierung hingezogen. Jetzt einigten sich das Wissenschaftsministerium von Sachsen-Anhalt und das sächsische Gesundheitsministerium rasch auf eine Förderung. Zusammen mit einem minimalen Anteil der Uniklinik steht eine Million Euro zur Verfügung.
Umfangreiche Unterstützung für Corona-Studie
Auch die Suche nach Partnern war ein Leichtes: Die Handballer des SC DHfK Leipzig und die Betreibergesellschaft der Arena in Leipzig leisten umfangreiche Unterstützung. Aus gutem Grund: Seit dem Shutdown hat der Hausmeister in der Arena fast das alleinige Sagen. Dutzende große Konzerte sind gestrichen oder verschoben worden. Die Bundesliga-Handballer mussten die Saison abbrechen und wissen nicht, wann und in welchem Rahmen es im Herbst weitergehet.
„Die Corona-Pandemie lähmt die Veranstaltungsbranche“, sagt Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD). So wichtig derzeit Überbrückungshilfen seien, so wichtig sei es auch, möglichst schnell praktikable und verantwortbare Lösungen zu finden.
Mit den jetzt geltenden Corona-Regeln lassen sich beispielsweise große Konzerte als Hallenveranstaltung wirtschaftlich kaum über die Bühne bringen. Lockerungen sind indes nur möglich, wenn das Gesundheitsrisiko nicht steigt. Man müsse herausfinden, mit welchen technischen oder organisatorischen Rahmenbedingungen sich die Ansteckungsgefahr wirksam minimieren lasse, sagt Willingmann. „Wenn wir künftig wieder Großveranstaltungen zulassen wollen, benötigen wir wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie wir das Infektionsrisiko minimieren und für alle Teilnehmer mehr Sicherheit schaffen können“, so Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).
4.000 gesunde Freiwillige für Experiment in der Leipziger Arena gesucht
An dieser Stelle setzt die Universitätsmedizin mit „Restart-19“ an. Dabei leistet sie Pionierarbeit. Denn die Wissenschaft weiß bisher wenig über das Zusammentreffen von Mensch und Virus während einer großen Hallenveranstaltung. Das soll sich ändern. So wollen die Forscher aus Halle ein mathematisches Modell entwickeln, um das Risiko abzuschätzen, das von Großveranstaltungen ausgeht. Analysiert werden soll auch die Raumlufttechnik mit Blick auf das Strömungsverhalten und die Gefahr, dass sich Aerosole stark verbreiten.
>>>Hier kann man sich als Freiwilliger registrieren<<<
Ein Kernpunkt aber ist das Experiment in der Leipziger Arena. Dafür werden die 4.000 Freiwilligen benötigt, die nach Angaben von Projektleiter Moritz gesund sein müssen und nicht älter als 50 Jahre sein dürfen. Mit einem umfangreichen Hygienekonzept wolle man sicherstellen, dass sich die Probanden während der Simulation nicht noch mit dem Virus anstecken. (mz)