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Circus Belly im Gegenwind Circus Belly im Gegenwind: Warum der Zirkus-Direktor die Nase voll hat

Von Julia Rau 03.06.2017, 16:00
Robby bei seinem Besitzer und Zirkusbesitzer Klaus Köhler.
Robby bei seinem Besitzer und Zirkusbesitzer Klaus Köhler. Heiko Rebsch

Halle (Saale) - „Circus Belly“ ist in der Stadt und hat neben Riesenschlangen, Krokodilen und Clowns auch eine Debatte mit nach Halle gebracht, denn irgendwo in der kleinen Artistensiedlung aus Wagen und Wimpeln in der Merseburger Straße sitzt der letzte Menschenaffe, der in einem deutschen Zirkus gehalten wird.

Er heißt Robby, hat schwarze Haare und ist Mitte vierzig. Tierschützer fordern seit Jahren, den Menschenaffen endlich zu Artgenossen zu bringen. Vor einem Monat entschied das Verwaltungsgericht Lüneburg: Robby soll in eine Auffangstation und mit anderen Affen zusammenleben. Weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, hat Zirkusdirektor Klaus Köhler den Schimpansen noch und ist mit ihm nach Halle gekommen.

Affe Robby hat sein ganzes Leben mit Menschen verbracht

„Robby hat sein ganzes Leben mit Menschen verbracht, er saß mit am Tisch und hat früher mit den Kindern Tauziehen gespielt“, sagte Köhler gegenüber der MZ. Auftreten, so Köhler, solle Robby aber nicht mehr. Dem Tier komme die geforderte Resozialisierung unter Schimpansen nicht zugute. Die letzten Jahre seines Lebens solle der Schimpanse lieber bei seiner Zirkusfamilie verleben.

Dass der Zirkus überhaupt Tiere in der Manege auftreten lässt, hat nun die Tierrechtsaktivisten von „Vegan in Halle“ auf den Plan gerufen. Sie haben für Samstag ab 18 Uhr eine Kundgebung am Zirkus angekündigt. „Wir stehen nicht allein wegen des Schimpansen hier, sondern für alle Zirkustiere“, sagt Jannik Balint von der Gruppe. „Wir fordern einen Zirkus ganz ohne Tiere.“ Mit Bannern und in Tierkostümen wollen sie ihren Standpunkt deutlich machen.

„Circus Belly“ gastiert zum ersten Mal in der Saalestadt

Zirkusdirektor Köhler sagte dazu: „Sollen sie kommen und demonstrieren, so lange sie die Gäste in Frieden lassen. Ich muss mir das aber nicht alles bieten lassen.“ Ohnehin sei ihm Halle während der Zeit - der Zirkus baute Ende Mai auf und bleibt bis 5. Juni - verleidet worden. „Circus Belly“ gastiert zum ersten Mal in der Saalestadt. Köhler habe seither nur Ärger gehabt, etwa mit dem Ordnungsamt über die Werbeplakate des Zirkus’.

Infolge fehlender Werbung sei der ganz große Besucherandrang bislang ausgeblieben, so der Direktor. „Ich komme hier nie wieder her, ich bin bedient und finde, es zeugt von Armseligkeit, wenn man trotz Genehmigungen gegen einen Zirkus vorgeht und sonst auch nicht viel für Kinder anbietet“, schimpfte Köhler über die Stadt. (mz)