Chefin bei Tagesschau.de Chefin bei Tagesschau.de: Juliane Leopold aus Halle (Saale) will Osten stärker in den Fokus rücken

Halle (Saale)/Hamburg - Juliane Leopold ist ständig online. „Ich wohne im Internet“, sagt die gebürtige Hallenserin über sich selbst. Der erste Blick nach dem Aufstehen geht auf ihr Handy, der letzte vor dem Schlafengehen sowieso. „Ich weiß, es ist total ungesund“, sagt sie und lacht. Aber alles andere würde zu der umtriebigen Journalistin auch nicht passen.
In Halle aufgewachsen und in Berlin studiert, mischt die 35-Jährige seit Jahren die deutsche Onlinemedien-Landschaft im Hintergrund auf. Sie hat der „Zeit“ das Twittern beigebracht, den preisgekrönten Blog „Kleinerdrei“ mitgegründet und zuletzt den deutschen Ableger des US-amerikanischen Onlineportals „Buzzfeed“ aufgebaut.
Hallenserin Juliane Leopold will Tagesschau.de ein neues Aussehen geben
Von Klickködern à la „21 Bären, die sich wie Menschen verhalten“ hat sie sich nach zwei Jahren verabschiedet - vom Internet los kommt sie aber trotzdem nicht: Als neue Leiterin von Tagesschau.de ist sie neben Nachrichtensprecherin Susanne Daubner schon die zweite Hallenserin, die bei der Tagesschau prominent anheuert.
„Die Trennlinien zwischen TV, Radio und Online haben sich verschoben“, sagt Leopold. Dem müsse auch die Tagesschau noch mehr gerecht werden. Heißt: Leopold will das Publikum nicht nur vor den Fernseher locken, sondern auch im Internet erreichen - in sozialen Netzwerken, auf der Tagesschau-App und der eigenen Webseite.
Juliane Leopold: Tagesschau muss auch den Osten stärker in den Fokus rücken
Leopold, studierte Kommunikationswissenschaftlerin, ist in ihrem neuen Job in so mancher Hinsicht Exotin. Sie kommt vom Entertainment-Journalismus à la Buzzfeed. Sie ist eine der wenigen Frauen in der ARD-Führungsriege. Und sie ist „Ossi“, wie sie von sich selbst sagt. Auch das ist in den Chefetagen deutscher Unternehmen noch immer selten.
Genau deshalb ist sie auch mit dem Ziel angetreten, Ostdeutschland stärker als bisher zum Thema bei der Tagesschau zu machen. „Wir müssen uns damit beschäftigen, dass dieses Land aus westdeutschen und genauso aus ostdeutschen Protagonisten besteht“, sagt sie. „Das ist das, was uns viele Leute zu Recht vorwerfen, dass wir ihre Realität nicht abbilden.“
Gleichzeitig sei das nun einmal Spiegel der Gesellschaft. Das zeigt auch eine jüngere Studie, wonach selbst in den Chefetagen Ostdeutschlands überwiegend Westdeutsche sitzen. Die Mauer ist noch immer da, wenn auch nicht mehr sichtbar. „Das ist das Dilemma, in dem wir stecken. Wie wir die Dinge besser machen können, ohne die Realität zu verzerren.“
Vor dem Start bei Tagesschau.de im Mutterglück
Bis sie ihr neues Mammutprojekt angehen kann, legt sie in ihrer rastlosen Welt eine Pause ein. Denn Leopold geht jetzt in Elternzeit. Die Ex-Hallenserin hat vor wenigen Tagen ein Kind bekommen - und will das neue Familienglück auch in der alten Heimat genießen. „Ich liebe Halle sehr.“ Hier ist sie in Neustadt aufs Gymnasium gegangen, ihre Familie lebt nur einen Steinwurf entfernt vom Heidesee. Wenn sie abschalten will, kehrt sie hierher zurück. Dann geht sie am Riveufer spazieren oder sitzt im NT-Café. Im vergangenen Jahr hat sie im Händelhaus geheiratet.
Was sie als „Ossi“ mit zur Tagesschau nach Hamburg bringt? „Spätestens in sechs Monaten will ich wieder in den Job zurück“, sagt sie. Das sei schon „eher ostig“. Und Hallorenkugeln - die haben schon ihre Kollegen bei Buzzfeed kennenlernen dürfen. (mz)