Chef-Lektor und DJ Kurt Fricke aus Halle Chef-Lektor und DJ Kurt Fricke aus Halle: Zwischen Plattentellern und Büchern

Halle (Saale) - Seine Welt sind die Bücher. Und da es sich bei ihm keineswegs um das wohl am häufigsten genannte Hobby „Lesen“, sondern um einen ernsthaften Beruf handelt, hat Kurt Fricke tagtäglich damit zu tun. Denn der Hallenser, Jahrgang ’67, ist seit Herbst 2000 Lektor beim Mitteldeutschen Verlag und dort für Regionalia, Sach- und Fachbücher verantwortlich.
Klar, dass er kurz vor der Leipziger Buchmesse besonders viel zu tun hat. Oder besser hatte, denn die meisten Bücher liegen jetzt druckfrisch vor. In Arbeit hat Fricke daher schon wieder Neues - so einen Sachsen-Reiseführer wie zu DDR-Zeiten. Dabei ist die Arbeit als Lektor und zugleich Korrektor noch weit mehr als zu schauen, ob sich Fehler in die jeweiligen Texte eingeschlichen haben oder sich der betreffende Autor möglicherweise miss- oder unverständlich ausgedrückt hat. Das gehört zwar auch zum Job, doch als Lektor hat man auch Aufgaben wie Kalkulation, die Festlegung von Schriftarten und Buchformaten, die Titelfindung und letztlich auch die Gestaltung der Klappentexte - um nur einige Beispiele zu nennen.
Geschichte des Feuerlöschwesens in Halle
„Ich bin als Lektor sozusagen die Schnittstelle zwischen Autor und Verlag“, sagt Fricke, der zunächst eine Schlosserlehre absolviert und von 1989 bis 1995 Geschichte und Philosophie an der halleschen Uni studiert hat. Als Historiker hat Fricke dann eine Weile freiberuflich gearbeitet, bevor er ein Praktikum beim Ullstein-Verlag bekommen hat. Im Jahr 2000 verfasste Fricke seine Dissertation über die Biografie des Schauspielers Heinrich George.
Zum Mitteldeutschen Verlag kam der frisch promovierte Historiker dann über ein Volontariat. „Damals war ein Lektor abgesprungen, also hatte ich dort meine Chance“, so Fricke. Seitdem hat er nicht nur zahlreiche Bücher „bearbeitet“, sondern auch selbst geschrieben. Denn: Fricke hat sich auch und vor allem als Autor einen Namen gemacht. So erschien im November 2010 sein Prosa-Debüt „Der Flug der Wale“ - eine Sammlung von Kurzgeschichten. Zuvor erschienen Publikationen, so zum „Roten Ochsen“, zu 25 Jahren Studentenklub Turm oder auch zur Geschichte des Feuerlöschwesens in Halle bis 1900.
"Die CD ist eine tolle Erfindung"
Doch Fricke ist mitnichten der typische „Bücherwurm“, der in Anlehnung des „Armen Poeten“ von Spitzweg nur mit und von seinen Büchern lebt. Denn wenn Fricke mal nicht liest oder schreibt, hört der Globetrotter und Vielreisende Musik. Und: Er lässt andere nach seiner Pfeife, nein, Mugge tanzen. Seit Studentenzeiten ist Fricke nämlich begeisterter Musikfan. „Im Turm habe ich um die Wende herum mit Kassetten an den Decks gestanden, später mit Platten und natürlich CDs“, so Fricke, der als DJ Kurt so manche Location gefüllt und begeistert hat: den ehemaligen Francke-Klub Fornix etwa, das NT, bis heute den Kaffeeschuppen und zwei Mal im Jahr die Gose.
„Die CD ist eine tolle Erfindung“, lacht Fricke, der zu „Kassettenzeiten“ nächtelang selber aufgenommen und hin- und hergespult hat und zur Disko mit mehreren Decks angerückt ist. Heute sei das DJ-Equipment viel praktischer, und demnächst wolle er vielleicht sogar auf Musik vom Laptop umsteigen. An den Turntables selbst begegnet Fricke oft das „Phänomen der diametralen Musikwünsche“. Die können zwar erfüllt werden, dürfen andererseits aber die Stimmung auf dem Parkett nicht zerstören. Und auch wenn Fricke natürlich sein Publikum zum Tanzen bringen will - es müssen nicht immer die Standardtitel sein. Und was legt DJ Kurt so auf? „Viel Rockiges, aber auch House, Balkan-Mugge, Neue Deutsche Welle - da am liebsten Ideal und Extrabreit“, so Fricke, dessen Regale voll mit Platten und mehr als 1 000 CDs sind. Da stehen Seed und Culture Club, Philipp Boa und Doctor Feelgood, Guano Apes, Loreena Mc Kennitt ... Wer also mal wieder richtig tanzen gehen will, hat demnächst Gelegenheit: DJ Kurt legt am 12. März wieder in der Gose auf. (mz)